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PR TB 165 Nomaden Des Meeres

PR TB 165 Nomaden Des Meeres

Titel: PR TB 165 Nomaden Des Meeres
Autoren: Perry Rhodan
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hatten. Unser Weltbild war erweitert, und nebenbei war
auch unser Selbstbewußtsein gehoben worden.
    Wir wurden müder, die Krüge waren leer. Millionen
Grillen und Zikaden lärmten in den Pflanzen, die sich in den
Spalten des Felsenkessels festgeklammert hatten. Diese Geräusche
und das Flüstern der Brandung schläferten uns alle ein.
Asyrta und ich lagen schließlich weitab vom Feuer, unter einem
leicht überhängenden Felsen. Unter unseren Körpern die
warmen Felle, darüber die leichten Decken.
    Mondlicht und das Leuchten der wenigen Sterne tauchten den Strand
in ein silbernes Licht. Vom Feuer war nur noch ein schwarzroter
Glutkreis und ein durchdringender Geruch übriggeblieben. Wir
lagen da und träumten mit offenen Augen.
    Ich erwachte und fand ein fahles Leuchten, das dem Sonnenaufgang
vorausging. Vorsichtig hob ich die Decke, betrachtete einen Moment
lang das Gesicht meiner schlafenden Geliebten und breitete die Decke
wieder über ihre gebräunten Schultern.
    Dann ging ich, schauernd in der Morgenkühle, hinunter zum
Wasser und hinein. Ich warf mich nach vorn und begann zu schwimmen.
Eine glasartig klare Helligkeit stieg über das Meer hinauf. Ich
hatte diese Stimmung und diese Farben noch niemals erlebt. Ich
schwamm weit hinaus, vertrieb die Steifheit des Schlafes und die
Folgen des Weines aus meinem Körper, legte mich auf den Rücken
und ließ mich treiben. Noch füllte die Dunkelheit des
Schattens den Felsenkessel aus und machte aus dem Schiff eine
schwarze Silhouette. Ich schwamm zurück, genoß die Wärme
des Wassers über dem sandigen Grund, der kaum weiter als eine
Mannslänge entfernt war.
    War es ein Reflex? Ließ mich meine Ahnung an eine andere
Stelle zurückschwimmen? Ich erkletterte, rund hundert Ellen von
meinem Schlafplatz entfernt, einen der gerundeten, ausgewaschenen
Felsen, der noch immer die Wärme des vergangenen Tages
speicherte. Ich setzte mich, zog die Knie an und sah hinaus aufs
Wasser, fühlte mich zufrieden in dieser kurzen Einsamkeit.
    Ein Plätschern vor mir riß mich aus meinem Wachtraum.
    Ich senkte den Kopf und sah in die Wellen vor mir. Ein
spindelförmiger Umriß bewegte sich dicht unterhalb des
Wassers. Ein kleiner Delphin, durchfuhr es mich; ich beugte mich vor,
um den Rest des Rudels zu sehen, aber dieses Tier schien allein zu
sein. Es verhielt sich sehr ungewöhnlich.
    Zunächst schwamm der Delphin sehr schnell in die Richtung der
    Bucht, sprang dort mehrmals auf charakteristische, fast lautlose
Art in die Höhe und kam dann wieder zurück. Vor mir bäumte
er sich auf, schoß senkrecht aus dem Wasser und vollführte
auf seinem Schwanz eine Art Tanzbewegung, die seinen Körper bis
zu vier Fünftel aus dem Wasser brachte. Dann sprang er hoch,
tauchte wieder und verschwand.
    Ich wußte nicht, was ich von allem zu halten hatte.
Verblüfft wartete ich einige Sekunden und überlegte, ob ich
zurückschwimmen oder über die Felsen klettern sollte. Ich
blieb, unentschlossen, sitzen und hörte wieder ein Plätschern,
diesmal rechts von mir.
    Eine merkwürdige Erscheinung kletterte an den von schwarzen
Seeigeln bedeckten Felsen herauf. In dieser Sekunde war ich geneigt,
an Zauberei zu denken. Ich drehte den Kopf und suchte nach einer
Fluchtmöglichkeit oder nach einem Felsbrocken, um mich wehren zu
können. Das Wesen, nicht größer als ein fünfjähriges
Kind, stieß ein meckerndes Ziegengelächter aus.
    »Keine Furcht, Arkonide!« sagte es.
    Nur keine Panik. Es gibt eine natürliche Erklärung,
schrie der Extrasinn.
    Ich fragte stotternd, mit belegter Zunge und trockenen Lippen:
    »Wer bist du?«
    Wieder ein Gelächter, dann zog sich dieses Wesen aus dem
Wasser. Es war unvorstellbar häßlich, auf eine böse,
grimmige Art.
    »Ich bin derjenige, den du zu töten vergessen hast.
Oder gabst du es auf?«
    Noch ein Rätsel mehr. Ich sah genauer hin. Große,
silberblaue Augen musterten mich aus einem runden Kopf, der von
Zotteln oder Haaren umgeben war. Eine Nase, die mehr derjenigen eines
Hundes glich, ein breiter, aber zahnloser Mund, ein Halsstummel, von
schwarzen Fischschuppen bedeckt. Auch der kleine, unproportionierte
Körper war schuppig und an ungewöhnlichen Stellen von
diesem tangartigen Haar bedeckt. Zwischen langen Fingern, die auf
mich wie bronzefarbenen Krallen deuteten, erkannte ich die hellroten
Schwimmhäute.
    »Wer bist du?« wiederholte ich beharrlich. Es war
nicht Entsetzen, das mich gepackt hielt, sondern eine Mischung
zwischen Grausen, Neugierde und Verwunderung.
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