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PR TB 165 Nomaden Des Meeres

PR TB 165 Nomaden Des Meeres

Titel: PR TB 165 Nomaden Des Meeres
Autoren: Perry Rhodan
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abbrach, ehe es einen anderen Platz im Tempel traf.
Wanderte die Sonne, so glitt sie kurze Zeit später vor ein
anderes Loch, das ebenfalls auf den Oberkörper der fremden
Göttin ausgerichtet war. Ich sah, daß sich die Öffnungen
dem unterschiedlichen Stand der Sonne zu den verschiedenen
Jahreszeiten anpaßten. Eine raffinierte Einrichtung.
    Warnend - und überraschend für mich - sagte der
Extrasinn plötzlich:
    Vielleicht hat dieses Verfahren ein anderer erfunden?
Möglicherweise derjenige, der mit der Gefahr identisch ist, die
ES dir angekündigt hat? Denke darüber nach und prüfe
Marsam deswegen.
    »Gehen wir!« murmelte Asyrta in mein Ohr. Die beiden
Worte erzeugten ein summendes Geräusch.
    »Noch nicht!« beharrte ich und ließ sie los. Ich
packte den langen Dolch, der ein getarnter tödlicher Strahler
war. Langsam zog ich ihn aus der verzierten Lederscheide und
umrundete ein paar der rechteckigen Stelen, die unregelmäßig
den Altar der Göttin umgaben. In jedem dieser würfelförmigen,
länglichen, höheren Steinblöcke war eine halbkugelige
Vertiefung eingemeißelt. Ich entdeckte Reste von Flüssigkeiten;
auch trocknendes Blut konnte darunter sein. Die Statue befand sich
ungefähr fünfzehn Schritte vor der Rückwand des
Tempels entfernt. Hier erhoben sich zwei kurze Stücke Wand,
ebenfalls aus Basalt gemauert. Sie verbargen zwei schmale Spalten in
der Mauer. Ich glitt leise zwischen die Mauern, die denjenigen im
Tempel, die vor der Statue standen oder lagen, den Blick auf einen
hier Eintretenden verwehrten. Wieder öffnete sich eine schmale,
massive Tür, auf beiden Seiten mit Kupfer beschlagen und mit
dicken Nägeln gesichert. Ich befand mich in dem breiten
Korridor, der in den Palast führte. Ein Blick zum Himmel - noch
immer schwebte der Garant unserer Sicherheit über diesem
Komplex. Plötzlich war Gerth neben mir, hob seinen Dreizack und
deutete nach rechts und links.
    »Quartier für Priester? Schatzkammern oder Gefängnisse?
Oder Stallungen für Opfertiere?« fragte er leise. Und
fügte hinzu: »Asyrta fürchtet sich. Ich gehe zurück
zu ihr. Wir verlassen den Tempel, Atlan.«
    »Ja, danke. Ich komme gleich. Mich hält es hier nicht
lange«, versprach ich. Mit einigen Sprüngen rannte ich
eine gerade, schmale Treppe ohne Geländer aufwärts und
befand mich auf dem flachen Dach eines würfelförmigen
Gebäudes. Ich entdeckte weder Fenster noch Türen.
Wahrscheinlich ein unterirdischer, jedenfalls ein versteckter Zugang.
Als ich Geräusche und schrille Stimmen aus dem Palast hörte,
sprang ich wieder zurück zu der Tür, riß sie auf und
blieb einen Moment stehen, um mich an die Dunkelheit des Tempels zu
gewöhnen. Verhundertfachte Stimmen, Wortfetzen und Schritte
sagten mir, daß Gerth und Asyrta davonliefen.
    Ich rannte ihnen nach. In dem Spalt des geöffneten Portals
blieb ich stehen und schickte noch einmal einen langen, prüfenden
Blick ins Innere.
    »Eines ist sicher. Hier regiert nicht Vernunft«, sagte
ich und ließ die Tür zugleiten, »sondern Furcht. Ich
möchte nicht eines der rituellen Opfer in diesem gräßlichen
Tempel erleben.«
    Auf diese Weise brachten gewissenlose Menschen Leichtgläubige
dazu, einander als Opfertiere zu benutzen. Ich hatte es bereits
erlebt, und ich wollte es kein zweites Mal miterleben. Ich rannte die
Stufen hinunter und holte die beiden ein.
    »Er ist wahnsinnig«, sagte ich. »Askalon wird
sicherlich bestehen. Aber Marsam erstickt an seinen eigenen
Vorstellungen.«
    Asyrta meinte leise und stockend:
    »Wir haben den inneren Auftrag, ein Volk auf den Weg zu
bringen, das die Küsten und Buchten beherrscht, ein Volk von
unerschrockenen Meeresseglern. Ich bin sicher, daß von Askalon
keine Schiffe starten, so wie von Byblos in einigen Jahren. Der erste
Sturm macht sie alle zu Selbstmördern.«
    Ich schauderte, als ich noch einmal das Gelände um den Tempel
anblickte und die verstörten Sklaven, die ohne jede Aufsicht so
arbeiteten, als schwinge ein Unsichtbarer die Peitsche.
    »Viel sicherer ist, daß Marsam bald vergiftet wird.
Und das nächste wird sein, daß man diese Isis-Astarte,
oder wer immer es sein soll, zu Staub zermahlen und ein neues,
heiteres Bild aufstellen wird. Dies ist meine Meinung.«
    Der schreckliche Eindruck saß tief, aber er wurde von der
lebendigen Stadt schnell überdeckt. Wir wanderten durch Gassen,
die ebenfalls an Gubal erinnerten. Aber während in unseren
Werkstätten lachend oder zumindest heiter gearbeitet wurde,
schufteten sie hier
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