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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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trug ...
    Wir spielten immer noch unser Spiel miteinander. Wer ließ sich zuerst in die Karten schauen?
    »Was machen die anderen?«, fragte ich, um das Schweigen zu brechen. »Alle wohlauf?«
    Er lächelte. »Ich schätze schon. Iwan und Ishy haben mich um Landurlaub gebeten. Nun, ›Land‹ ist wahrscheinlich die falsche Bezeichnung dafür, aber es gibt eine Vielzahl von Freizeitangeboten innerhalb des Trosses.«
    »Sie haben sie von Bord gehen lassen?« Hatte ich mir doch gedacht, dass ich vorhin das Andocken eines Shuttles gehört hatte.
    »Sie wollten sich einmal dieses Kasinoschiff näher ansehen.«
    »Wir sind erst einen Tag unterwegs, und schon gehen Sie wieder Risiken ein.«
    »Es schien mir das größere Risiko zu sein, uns fünf Wochen lang hier auf die Füße zu treten. Ishy hat keine Probleme mit dem engen Raum, aber Iwan ... Der Tross ist faktisch eine fliegende Großstadt. Sie werden schon nicht dem Regenten beim Roulette begegnen.«
    Lass ihn!, mahnte mich mein Extrasinn. Er hat recht.
    »Der einzige Nachteil ist, dass sich jetzt einer von uns um Chabalhs Essen kümmern muss ...«
    Er schien darauf zu warten, dass ich den Scherz aufgriff, aber ich verkniff mir eine Erwiderung.
    »Was tun Sie da?«, fragte er und beäugte neugierig die Dinge auf meinem Tisch. Menschen!
    Ich gab mich geschlagen. »Nehmen Sie doch Platz.« Er zog sich den zweiten Stuhl heran und setzte sich zu mir. »Das sind ein paar von Crysalgiras Sachen. Das Tarkanchar kennen Sie ja bereits.«
    Natürlich kannte er es. Rhodan war dabei gewesen, als ich den Edelstein von Crysalgiras Brust nahm. Die Frage war nur, ob er schon die richtigen Schlüsse gezogen hatte.
    Seine Augen ruhten gebannt auf dem Artefakt. Es hatte sich in den letzten Stunden türkisblau verfärbt. »Haben Sie schon etwas ... darüber herausgefunden?«
    »Nein.«
    »Aber Sie denken, dass Crysalgira vielleicht ...«
    »Was meinen Sie?« Ich blickte ihn herausfordernd an. »Sie haben länger mit Kosol ter Niidar geredet als ich.«
    Der Stellvertretende Tato meiner Kolonie hatte dank eines solchen Steins die Jahrtausende überdauert. Zumindest hatte der Teil von ihm, den wir in der Venuszuflucht getroffen hatten, das behauptet. Sein Bewusstsein – oder wie es manche von uns nach den Geschehnissen auf Isinglass oft genannt hatten, seine Seele – hatte in dem Kristall weitergelebt wie ein Dschinn in der Flasche.
    Wenn auch nur die kleinste Chance bestand, dass auch Crysalgira oder ein Teil von ihr in dem Tarkanchar überlebt hatte ...
    Ich legte den Stein auf den Tisch. Einen Moment sah es so aus, als wollte Rhodan danach greifen, dann besann er sich eines Besseren.
    »Ich bin ebenso ratlos wie Sie.« Stattdessen nahm er das kleine Buch zur Hand, in dem ich gelesen hatte. »Was ist das?«
    »Eins von Crysalgiras Büchern. Ich habe es hier im Regal gefunden.« Alles, aber auch alles an Bord der TIA'IR erinnerte mich jeden Moment an ihre einstige Besitzerin: meine wunderbare, unmögliche, unnachahmliche Ziehschwester und Geliebte, Crysalgira da Quertamagin. Wir trugen ihre farbenprächtige Kleidung, schliefen in ihren Betten und unterhielten uns mit ihrer rauchigen Stimme, wenn wir die Positronik befragten.
    Es fiel leicht, daran zu glauben, dass Crysalgiras Geist in einem Edelstein lebte, wenn er auf diesem Schiff unser ständiger Begleiter war. Er wehte durch die Räume, und er wachte über unseren Schlaf.
    »Arkonidisch«, stellte Rhodan fest und blätterte mit zwei Fingern langsam eine Seite um. »In Versen verfasst?«
    »Sie müssen nicht so vorsichtig damit sein. Das Papier ist behandelt, sonst wäre nach zehntausend Jahren nichts mehr davon übrig. Aber ja, Arkonidisch, in einer sehr frühen Form. Das ist der Nachdruck eines der berühmtesten Heldenepen meiner alten Heimat.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    Ich nahm ihm das Buch aus der Hand und blätterte zurück zum Anfang. »Das Gedicht ist unserer gegenwärtigen Situation durchaus angemessen. Es überrascht mich nicht, dass Crysalgira diesen Band an Bord ihres Schiffes hatte – sie liebte die alten Dichter.«
    Sie wollte immer, dass du ihr eines schreibst, aber du hast dich geweigert, erinnerte mich mein Gedankenbruder. Daher rührt doch dein plötzliches Interesse daran, oder? Weil du es bereust, nicht mehr mit ihr getan, nicht mehr Zeit mit ihr verbracht zu haben. Ihr deine Gefühle vielleicht nicht klar genug gezeigt zu haben.
    »Es handelt von einem Seefahrer, der aufbricht, die Grenzen der Welt zu
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