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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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gelassen, als sie uns für den Tross in Geiselhaft nahm. Mit Sicherheit verfolgt sie ihre eigene Agenda. Sie ist launisch, von sich eingenommen und durch und durch unberechenbar.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich«, sagte Rhodan. »Aber je mehr ich von ihr sehe und je mehr ich über die TIA'IR und ihre ehemalige Besitzerin erfahre, desto mehr erinnert mich diese Khestan an Crysalgira.« Er grinste mir spitzbübisch zu.
    »Nehmen Sie es auch nicht persönlich, aber ich glaube, ich möchte eine Zeit lang allein sein«, sagte ich und erhob mich. »Diese Nacht wird noch lange genug sein, um unser Gespräch fortzuführen.«

5.
    Ihin da Achran, privates Logbuch
     
    Hamtar-34
     
    Auch der zweite Sprung ist ohne Zwischenfälle geglückt. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Diese elende Krähe! Dieser rechthaberische, miesepetrige Lotse in seinem trostlosen schwarzen Aufzug! Ich habe ihn seit seinem Auftritt in der Zentrale nicht mehr gesehen – zum Glück! –, aber ich bin sicher, er hätte sich insgeheim über jedes Zeichen eines Missgeschicks gefreut.
    Bislang jedoch ist es nur das Übliche, was mich beschäftigt hält: hier ein Defekt, dort die Beschwerde eines Technikers, eine Ladung im falschen Frachtraum, ein Shuttle, das entgegen allen Befehlen meint, kurz vorm Sprung noch zum Nachbarschiff fliegen zu müssen ... Einige Hundert Fälle von Transitionsbeschwerden, zwölf davon schwer, was bei Sprüngen von 500 Lichtjahren Distanz und einer Flotte von fast zweihundert Schiffen und so gut wie keinen Reisenden im Tiefschlaf weit unterhalb des Schnitts liegt. Ich genieße den Ruf, eine besonders geringe Ausfallrate zu haben – und ich stehe heute ja nicht von ungefähr da, wo ich bin.
    Die meisten Besatzungsmitglieder meiner Schiffe sind handverlesen und üben ihren Dienst seit Jahren ohne Probleme aus. Nur bei zivilen Reisenden und neuem Personal kommt es häufiger zu Beschwerden, nicht zuletzt auf dieser Route: Die Reise durch den Korridor gilt wegen ihrer fünfwöchigen Dauer und der langen Zeit fast völliger sternenloser Dunkelheit als besonders fordernd. Gegen Mitte der Fahrt, wenn man schon zwei Wochen geradeaus ins Nichts gereist ist und Thantur-Lok noch immer nicht viel mehr als ein blauweißes Funkeln in der Ferne ist, das nie näher zu kommen scheint, habe ich es in dunklen Momenten schon an mir selbst bemerkt.
    Dann bleibt nur der Blick zurück: Debara Hamtar, die Öde Insel – so nannten die alten Arkoniden die Milchstraße. Das war zu der Zeit, als das Große Imperium noch mit all seiner Kraft strahlte. Doch wenn man diese Insel wie ich von Sprung zu Sprung immer besser in ihrer ganzen, riesenhaften Pracht ausmachen kann, muss man sich schon fragen, ob es wirklich etwas Herrlicheres geben kann als das. Und ich denke daran, wie es sein wird, nach Hause zurückzukehren.
    Ach Arkon ... manchmal vergisst man, wie dunkel es um dich bestellt ist.
    Wo war ich?
    ... richtig – Sprungbeschwerden. Nun, fast alle Kranken scheinen gut auf die Behandlung anzusprechen. Besonders schwere Fälle müssen eben in Tiefschlaf versetzt werden, oder wenn das nicht geht – oder wenn die Betreffenden der Meinung sind, dass es sich nicht mit ihrer Religion oder ihrer Diät verträgt –, lasse ich sie auf die Bahnhöfe überstellen. Besser, sie merken nach dem ersten oder zweiten Sprung, dass die Reise nichts für sie ist, als erst nach zwei Wochen, nur um dann auf Hamtar-22 festzusitzen, wo sie vierzehn Sprünge in die eine und zweiundzwanzig Sprünge in die andere Richtung von einem lebenswerten Leben trennen.
    Gerade habe ich mir noch einmal angehört, was ich da diktiert habe: » Bislang nur das Übliche ...«?
    Ich kann nicht glauben, dass ich auch schon damit anfange!
    Eins nämlich ist jetzt schon anders: Die Besatzung ist nicht ganz bei der Sache, und das ärgert mich. Erst ist da der Regent, der eine dramatische Ansprache an das Volk hält, in der er eine Gefahr heraufbeschwört, die das letzte Mal vor zehntausend Jahren ihr hässliches Gesicht erhob. Jeder kennt die Geschichte der Methankriege und wie unsere furchtbaren Feinde nur durch den wundersamen Fund einer seitdem verloren gegangenen Waffentechnologie besiegt werden konnten. Manchmal möchte man glauben, es sei nur eine Legende, die sich in nichts von all den anderen Legenden über Monster, Helden und Zauberschwerter unterscheidet. Doch für die meisten Bewohner des Imperiums weckt die Geschichte noch immer sehr reale Ängste, und jetzt heißt
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