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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Unwillkürlich fühlte sie sich daran erinnert, wie sie vor vielen Jahrzehnten, noch ein blutjunges Ding, zum ersten Mal einen Jungen in ihr Zimmer geführt hatte. Und tatsächlich, selbst der gute Firt'un lag wie ein altes Stofftier auf seinem Platz im Regal.
    »Sie haben mich gerade aus einer schlimmen Patsche befreit«, sagte sie.
    »Und Sie haben meinen Wunsch erfüllt – Sie haben das Gwalontar wiederhergestellt.« Er schenkte ihr einen verwunderten Blick. »Hatte ich etwa doch noch Erfolg? Sind Sie bekehrt?«
    »Nicht ganz. Aber vielleicht kann ich Sie bekehren.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich möchte gerne etwas mit Ihnen teilen.« Sie führte ihn zu ihrem Schminktisch und ließ ihn Platz nehmen.
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde Ihnen die Botschaft enthüllen, die ich während Ihrer Zeremonie empfing. Sie wissen schon, die Botschaft, die ich Ihnen erst nicht verraten wollte. Sie wollten doch hören, wie sie lautet, oder nicht?«
    Er schluckte. »Natürlich. Sie stammt von Anetis?«
    »Nein«, sagte sie, und fast hatte sie den Eindruck, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel. »Sie stammt von einem Mann namens Charron da Gonozal. Kennen Sie ihn?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Er ist ein einflussreicher Adeliger. Nach außen hin dem Regenten treu ergeben. Tun Sie nicht so entsetzt! Ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat, im Inneren der schwarzen Säule zu mir zu sprechen – erst nahm ich an, Sie steckten mit ihm unter einer Decke, deshalb war ich so unwirsch. Aber ich habe mich wohl getäuscht.«
    »Wie lautete die Botschaft?«
    »Er sagte mir, ich solle mich in Acht nehmen. Er sagte, der Regent sei nicht der, der er zu sein vorgibt.«
    »Das war alles?«, fragte er überrascht.
    »Das war alles.«
    Der Hohe Lotse schwieg einige Momente lang.
    »Wieso vertrauen Sie mir diese Botschaft an?«, fragte er schließlich. »Ich könnte Sie als Hochverräterin ...«
    »Der Regent ist den Lotsen doch genauso zuwider wie jedem anderen Arkoniden von Stand! Und ob es Ihnen passt oder nicht, Sie sind Arkonide – mehr als er selbst, vielleicht. Wir müssen zusammenhalten, wenn wir ihm die Stirn bieten wollen.«
    »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, mir dieses Geheimnis anzuvertrauen.«
    »Nichts zu danken. Aber jedes Geheimnis hat einen Preis.«
    »Einen Preis?«
    »Ich will dafür eins Ihrer Geheimnisse lüften ...«
    Die Krähe richtete sich stolz auf. »Meinen Innennamen werde ich Ihnen niemals ...«
    »Namen sind Schall und Rauch«, unterbrach sie. »Ich will handfeste Fakten ...«
    Und mit diesen Worten trat sie an ihn heran, griff nach seinem glatten, schwarz umfassten Kopf, fand mit tastenden Fingern den Schlitz seiner Augen und begann vorsichtig, ihn aus seinem Körperfilm zu schälen.
    Es war einfacher, als sie erwartet hatte, und sie bereute es nicht.
    Tatsächlich war sie zuversichtlich, als das Schiff sich ein paar Tontas später endlich auf die nächste Transition einstellte, die Leere in seinem und ihrem Innersten zu ihrer beiderseitigen Zufriedenheit gefüllt zu haben.

22.
    Atlan
     
    Als ich wieder zu mir kam, waren sie alle noch da – all meine Erinnerungen und all meine Gefährten: Rhodan, Belinkhar, Goratschin, Matsu, Chabalh, alle umstanden sie mein Bett wie eine Familie ihr krankes Mitglied.
    Und mit ihnen standen da Tarts, Kosol, Cunor, Crysalgira, Rico ... Rico ...
    Es war ziemlich eng in der kleinen Kabine an Bord der TIA'IR.
    »Willkommen zurück!«, sagte Rhodan.
    Mir war, als hätte ich gerade etwas gesagt. Meine Kehle war trocken. Er reichte mir ein Glas Wasser, und ich trank.
    »Ich habe geredet.«
    Rhodan nickte.
    »Und ihr habt alles gehört.«
    Er nickte wieder. Goratschin schaute verlegen auf seine Füße.
    »Wie lange war ich in diesem Zustand?«
    »Sie ... du hast über eine Woche gefiebert, Atlan«, antwortete Rhodan. »Wir haben uns große Sorgen gemacht, aber sobald du schliefst, blieb dein Zustand stabil. Manchmal warst du klar genug, um etwas Nährlösung zu trinken, aber du hast uns nicht erkannt. Du warst sehr, sehr weit weg.«
    Das glaubte ich gern. Ich hatte eine lange Reise hinter mir.
    Rhodan hielt mir etwas hin. »Aber jetzt ist es vorbei.« Das Tarkanchar – es leuchtete nicht mehr, und es war auch nicht zerstört worden. Der Stein sah so unschuldig und zeitlos aus wie zuvor. Allein seine türkisblaue Farbe hatte er behalten.
    Ich nahm das Tarkanchar an mich und drückte es mir an die Brust.
    Ein Geschenk für dich, Liebster.
    Ich dachte an Crysalgiras Tuch, das
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