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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Rudergängerin wirkte hilflos, fast schon hysterisch auf Anra'Thir'Nom. Das fremde Schiff war wieder zum Leben erwacht, doch gleichzeitig hatte es die Kontrolle übernommen: Unbarmherzig zählte die ausdruckslose Stimme die Minuten bis zur Selbstzerstörung herunter.
    Ihin da Achran schrie erneut, doch er achtete nicht mehr auf sie. Er war vollauf damit beschäftigt, nicht selbst die Kontrolle zu verlieren. Wie war er nur in diese ausweglose Lage gelangt? Allein mit nichts ahnenden Arkoniden, irgendwo im Leerraum, auf einem havarierten Pilgerschiff, das dem Untergang geweiht war. Am schlimmsten war: Anetis schwieg, er hatte ihn verlassen, während der Teufel noch irgendwo hier war und lauerte, ein Krake in der Tiefe, der ihre Seelen mit sich in den Abgrund ziehen würde, sobald die ORESTOS verging ...
    »Tun Sie, was ich gesagt habe, verdammt!« Mit einem Mal wurde er sich bewusst, dass die Rudergängerin mit ihm sprach. Mit einem Ruck kehrte der Hohe Lotse ins Hier und Jetzt zurück: Die kalte Schleusenkammer, das rote Licht der Notfallbeleuchtung, der verängstigte Missk ... »Halten Sie es auf!«
    Anra'Thir'Nom nickte und riss sich zusammen. Die Positronik – vielleicht kann ich herausfinden, was die Selbstzerstörungssequenz aktiviert hat, und sie aufhalten.
    Er stolperte zurück in den Kapitelsaal. Die meisten Systeme hatten wieder Energie, auch wenn alle Stationen, die mit Antrieb, Hauptenergie und Verteidigung zusammenhingen, das gleiche einheitliche Rot eines Totalausfalls zeigten. Die Lebenserhaltung arbeitete, auf Sparbetrieb zwar, aber die eiskalte Luft erwärmte sich allmählich auf normale Werte.
    Anra'Thir'Nom trat an die Konsole, die er zuvor schon untersucht hatte. Das Eis darauf war geschmolzen. Die anderen Mitglieder des Teams verteilten sich gleichfalls im Raum und machten sich nützlich.
    »Wir haben nur Notversorgung«, meldete Thomases. »Gerade genug für Lebenserhaltung und Selbstzerstörung. Das soll wohl ein Scherz sein!«
    Ein Scherz, wie er eines Teufels würdig wäre, dachte Anra'Thir'Nom und versuchte Zugriff auf den Bordcomputer zu erhalten.
    »Notabriegelung der evakuierten Bereiche. Großteile des Schiffs stehen wieder unter Druck.«
    »Funkstation ist ausgefallen. Ortungssysteme ausgefallen.«
    Die Positronik ließ sich nicht so ohne Weiteres auslesen. Sie weigerte sich, mit ihm zu reden, und führte unbeirrt ihr zerstörerisches Werk fort, wie ein Selbstmörder auf dem Dach eines Hauses, der nicht mehr ansprechbar war und nur noch Augen für die Tiefe hatte.
    »Sie müssen das irgendwie aufhalten!«, redete die Khestan, die auf einmal wieder neben ihm stand, auf ihn ein. »Tun Sie, was immer Sie getan haben, als Sie mein Schiff durch den Leerraum gelotst haben! Das können Sie doch, oder?«
    Anra'Thir'Nom wollte erst widersprechen, fügte sich aber. Es widerstrebte ihm zutiefst, seinen Geist diesem fremden System zu öffnen, das vielleicht unter dem Einfluss einer dunklen Macht stand, an deren Existenz er zwar stets fest geglaubt, der je zu begegnen er aber niemals erwartet hatte. Ausnahmsweise jedoch hatte sie recht: Er war vielleicht ihre einzige Chance, die ORESTOS lebend zu verlassen.
    Er vertiefte sich in sich selbst, versetzte sich wieder in einen Zustand der Meditation. Ruhe breitete sich in ihm aus, und er lauschte hinaus in die Leere, auf die Signale, die sein Körperfilm empfing und an sein Gehirn übertrug. Er vernahm das Flüstern des Computers, die schwachen positronischen Ströme, die das Schiff wie einen sterbenskranken Patienten durcheilten, und den Countdown wie seinen Herzschlag, Hammerschläge in der Tiefe ...
    Er drang noch tiefer, tief unter das autistische Murmeln, suchte nach dem Fehler, der Krankheit, dem Programm, das die Maschine in ihrem Innersten antrieb ...
    Und dann spürte er ihn: dunkel, lauernd, schwarz wie die Leere in all seiner Boshaftigkeit, schwarz wie Anetis, doch ohne jede Liebe – den Sternenteufel, den Enthach, und seinen Hass.
    Und der Teufel wusste, dass er hier war und ihn entdeckt hatte.
    »Er ist hier!«, schrie er und riss sich los. »Der Sternenteufel! Er will unseren Tod!«
    Die anderen Mitglieder des Teams fuhren bei seinem Aufschrei zusammen. Auch Shreer, der Missk, schaute ihn entgeistert an, die Augen hell und groß wie Monde.
    »Was reden Sie da?«, rief die Rudergängerin. »Erklären Sie sich gefälligst!«
    Er brachte kaum ein klares Wort über die Lippen. »Er ist im Schiff. Im System ... Er ist überall! Und er ist zu
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