Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
Vom Netzwerk:
hergebracht?«
    »Hast du dich je gefragt«, gab er zurück, »weshalb du auf der Erde gestrandet bist?«
    Die Frage überraschte mich, denn die Antworten darauf waren vielfältig, und fast hatte ich mich damit abgefunden, dass er das Rätsel seiner Rolle in diesen Geschehnissen niemals ansprechen würde – aber nur fast. War es jetzt etwa so weit?
    »Ich hatte wohl Glück gehabt«, murmelte ich. »Oder Pech.«
    Er lächelte, und fast wirkte es mitleidig; so als wäre ich ein begriffsstutziges Kind, mit dem er diese Unterhaltung nicht zum ersten Mal führte. Doch es war schwer zu sagen im Zwielicht. »Glück und Pech sind ohne Bedeutung«, sagte er. »Dein Exil auf der Erde war gewollt.«
    Ich richtete mich langsam auf. Strich mir den Sand von der Kleidung und machte zwei Schritte auf ihn zu. Er beobachtete mich ruhig.
    »Gewollt? Von wem?«
    »Denselben Mächten, die dich damals riefen, um dir das ewige Leben zu schenken.«
    »Wieso?«, fragte ich, und es schien mir die bedeutendste Frage zu sein, die ich jemals in meinem Leben gestellt hatte.
    »Um auf die Menschheit achtzugeben«, antwortete Rico. »Du wirst bemerkt haben, dass sie deine Hilfe mehr als einmal bitter nötig hatten. Doch jetzt gibt es eine dringlichere Aufgabe für dich.«
    Also doch, schloss mein Gedankenbruder. Er steht nach wie vor mit diesen Mächten in Kontakt. Sie haben dich durch ihn gelenkt ... all die vielen tausend Jahre.
    »Von was für einer Aufgabe redest du?« Ich war mir nicht sicher, ob es die Feierlichkeit des Moments war oder die Wut darüber, so benutzt worden zu sein, die meine Stimme beben ließ.
    »Arkon braucht dich«, entgegnete er gelassen. »Das Imperium ist in Gefahr. Ein Regent hat die Macht an sich gerissen und den Imperator beseitigt. Er betreibt eine zügellose Expansionspolitik, die Arkon ins Verderben stürzen wird. Du musst ihn aufhalten.«
    Diese Nachricht bestürzte mich. Genauso, wie ich fast die Hoffnung aufgegeben hatte, eines Tages eine klare Antwort von Rico zu erhalten, hatte ich mich auch damit abgefunden, für immer auf der Erde gestrandet zu sein und meine Heimat niemals wiederzusehen.
    Wieso bist du nicht einfach wieder weggeflogen?
    Ich war gestrandet ...
    Alle, die ich geliebt und zu schützen gelobt hatte, waren tot. Entweder waren sie im Krieg gefallen, oder sie hatten mich für tot gehalten und ihr Leben gelebt und mich vergessen. Ich hatte bei den Menschen eine neue Heimat gefunden und eine Aufgabe als ihr Beschützer und manchmal auch Lenker. Und mir war klar gewesen, dass Arkon nach all den Jahrtausenden des Exils vielleicht nicht mehr der Ort sein würde, den ich einst gekannt hatte. Das Imperium verwandelte sich nicht mehr mit demselben jugendlichen Ungestüm wie die Kulturen der Erde, dennoch hatte ich häufig davon geträumt, wie es wohl sein würde, nach Thantur-Lok zurückzukehren – und in meinen Albträumen hatte ich Arkon nicht wiedererkannt.
    Dort draußen, im Universum, tobt seit langer Zeit ein gewaltiger Kampf ...
    Wenn ich wach war, hatte ich mir solche Gedankenspiele stets verwehrt. Ich hatte Trost darin gefunden, dass die Waffe, die ich Arkon überbracht hatte, den Krieg zu unseren Gunsten beendet haben musste, und dem Imperium nun eine neue Blüte bevorstand. Erst die letzten hundertfünfzig Jahre, als die Menschen allmählich begannen, die Oberfläche ihres Planeten unter sich zurückzulassen und die Geheimnisse des Lichts und der Atome zu entschlüsseln – mit den gewohnt verheerenden Folgen –, hatte ich allmählich gespürt, dass mein Exil sich vielleicht bald dem Ende zuneigen würde: Entweder die Menschen schafften es doch noch, ihre Welt zu vernichten, während ich schlief – oder sie und ich würden gemeinsam zu den Sternen aufbrechen.
    Ihre Kultur und Technologie sind primitiv, aber eines Tages, vielleicht ...
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. War dieser Tag nun gekommen? War es vorbei? All die Schutzwälle, die ich errichtet hatte, um meine Reise über den Abgrund der Zeit zu überstehen, brachen ein, und beim Gedanken an Arkon plagte mich unvorstellbares Heimweh.
    »Wie sind wir hierher gelangt? Hast du ein Schiff? Kannst du mich nach Arkon bringen?«
    »Alles zu seiner Zeit.« Rico lächelte. »Ich werde dir alles erklären, was du wissen musst. Doch wir können nicht auf direktem Weg ans Ziel. Wir müssen vorsichtig vorgehen ... klug sein. Üb dich noch etwas in Geduld ... Deine Reise beginnt erst.«

19.
    Anra'Thir'Nom
     
    »Was hat das zu bedeuten?« Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher