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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Brücke, suchende Scheinwerfer am Himmel, dann völlige Dunkelheit. Aus der Dunkelheit schält sich eine wirbelnde Galaxis neuer, winziger Lichter heraus, ein majestätischer Anblick. Ich rieche Salz, höre eine ferne Brandung. Sehe die Überraschung auf Ricos Gesicht, als ich ihn packe, konfrontiere, endlich wissen will, wer er wirklich ist. Dein Diener, Herr, antwortet er stur. Ich schüttle ihn. Sag mir die Wahrheit!
    Da tritt ein neuer, schrecklicher Ausdruck auf sein Gesicht, als er seine Maskerade aufgibt. Gebieter, spuckt er, das Wort purer Hohn. Die Wahrheit würde dich ... überfordern. Ich weiche vor ihm zurück. Ein grellgrüner Strahl jagt aus dem Zeigefinger seiner ausgestreckten rechten Hand auf mich zu. Unmöglich, noch auszuweichen. Armer, kleiner Arkonide.
    Die Welt versinkt in grünem Licht ...
     
    Ich lag an einem dunklen Strand. Nur wenige Meter von mir entfernt spielte das Meer mit einem kleinen, glitzernden Körper. Es war ein toter Fisch, der hin und her geworfen wurde und schließlich am Ufer zu liegen kam, hingespült wie ich selbst. Doch mein Overall war trocken, bloß etwas Sand hatte sich in den Falten gesammelt. Automatisch griff meine Hand nach dem Aktivator. Er hing wie immer um meinen Hals.
    Es war Nacht über dem Meer, aber nicht völlig dunkel, was seltsam war, denn ich sah keine Sterne, allerdings hatte ich auch nicht den Eindruck, dass der Himmel bewölkt wäre. Die Luft war frisch und klar, und ich warf sogar einen blassen Schatten auf den Sand. Ich wandte den Kopf ... und erstarrte.
    Hinter mir am Himmel hing die Milchstraße. Ich sah die Spiralgalaxis, wie ich sie noch nie gesehen hatte – zweimal, dreimal kleiner, als sie von Thantur-Lok aus schien, und in einer ungewöhnlich schrägen Draufsicht. Dennoch bestand kein Zweifel; da war der Perseus-Arm, da der kleinere Sagittarius-Arm und dazwischen der Orion-Arm, in dem sich die Erde befand ... Die Form der Arme und Nebenarme Debara Hamtars war mir seit meiner Kindheit bekannt und ebenso selbstverständlich wie die der Berge und Flussläufe Arkons.
    Unter den sich von Horizont zu Horizont erstreckenden Sternenbändern, die Beine angewinkelt, der Kopf ein schwarzer Schatten vor dem hellen Galaxiskern, saß Rico auf einem Felsen, und sah mich an, wie er mich immer ansah, wenn ich aus dem Schlaf erwachte. Diesmal aber war mir nicht kalt. Mit Besorgnis stellte ich fest, dass ich mich nicht erinnern konnte, ob und weshalb ich geschlafen hatte und wie lange und wo wir hier eigentlich waren ...
    Wenn es sich um keine künstlich hervorgerufene Illusion handelt, befindest du dich im fernen Leerraum, griff mein Logiksektor beschwichtigend in meinen Gedankenfluss ein, als dieser drohte außer Kontrolle zu geraten. Du bist etwa 50.000 bis 100.000 Lichtjahre von der Milchstraßenhauptebene entfernt. Und der Winkel stimmt nicht. Es muss eine der unentdeckten Welten sein.
    Die Existenz solcher versprengten Welten im Leerraum zwischen den Galaxien war mir wie jedem Arkoniden immer bewusst gewesen. Mehr noch, sie war eine wissenschaftliche und statistische Zwangsläufigkeit. Dennoch waren sie selten, schwer zu finden und kaum zu erreichen. Außerdem waren die meisten dieser Welten unwirtliche, tote Gesteinsbrocken, die seit Äonen vereist durch die Leere trieben, etwa weil sie durch die Schwerkraft eines massereichen Objekts aus ihrer Kreisbahn um das galaktische Zentrum gerissen worden waren.
    Diese Welt muss aber eine Sonne haben, selbst wenn du sie gerade nicht siehst. Sonst gäbe es kein Meer und keine atembare Luft, und du wärst tot.
    »Wo sind wir?«, flüsterte ich.
    Rico neigte unmerklich den Kopf, ohne seine Position auf dem Felsen zu verlassen. »In Sicherheit.«
    Eine ... gute Welt, glaubte ich das Echo seiner Stimme in meinem Geist zu hören.
    »Sie ist wunderschön«, sagte ich, das Gesicht zum Himmel geneigt.
    »Nicht wahr?«, erwiderte er zu meiner Verblüffung, denn Rico sprach selten in Begriffen von Schönheit oder Ehrfurcht. »Es führt einem seinen Platz in der großen Ordnung der Dinge vor Augen.«
    Dann ließ ich meine Augen den Strand entlangschweifen, obgleich es schwerfiel, den Anblick am Himmel zu ignorieren. In der Ferne glaubte ich einige einfache Strukturen auszumachen. Diese Welt war nicht ganz so unberührt, wie ich erst gedacht hatte.
    Es muss auch eine Erklärung dafür geben, wie ihr hierher gelangt seid. Ein Schiff vielleicht ... Du musst sehr lange geschlafen haben.
    »Wieso hast du mich
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