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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht
Autoren: Oliver Plaschka
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Weiterflug unter diesen Umständen nicht verantworten konnte. Ein Pilgerschiff, die ORESTOS, erklärte sich freiwillig dazu bereit, den Tross zu verlassen. Wir haben sie sicher nach Hamtar-15 zurückeskortiert, wo sie auf die nächste Gelegenheit zu einem Weiterflug wartet.« Der Hohe Lotse atmete tief durch. »Möge ihre Nacht eine endliche sein.«
    Die Skrupellosigkeit seiner Lüge entsetzte und beeindruckte die Rudergängerin zugleich. Er hätte sich gut bei Hofe gemacht.
    »Sie konnten einen Weiterflug also nicht verantworten«, wiederholte die Hand des Regenten.
    »Tatsächlich hatte ich ihn der Khestan unter diesen Umständen ausdrücklich verwehrt. Wie ich schon sagte, sie trifft keine Schuld.«
    »Wir haben auch bereits eine Lösung für das Problem gefunden, Edler«, beeilte sich Ihin da Achran zu sagen.
    »Ach ja?« Sergh da Teffron sah sie lauernd an. »Und die wäre?«
    »Wir werden uns von einem weiteren Schiff trennen«, fuhr sie, ohne zu zögern, fort. »Einer der alten unithischen Frachter hat einen Maschinenschaden. Nichts Gravierendes, aber ehrlich gesagt halten sie uns schon seit dem ersten Sprung auf. Außerdem, aber das muss ich wohl kaum hinzufügen, handelt es sich um Unither.«
    »Um die wäre es in der Tat kein Verlust«, knurrte die Hand des Regenten. »Also schön, werfen Sie sie aus dem Tross! Oder sollen wir das übernehmen? Als kleine Demonstration unserer Feuerkraft?« Seine Augen funkelten frohlockend.
    »Das wird nicht nötig sein«, wehrte der Hohe Lotse ab. »Sind wir nicht alle Kinder, versprengt in der Nacht? Reisen wir nicht alle im Namen Anetis'?«
    Die Hand des Regenten blickte verwirrt und auch etwas enttäuscht. »Kann ich dem Regenten dann also sagen, dass die Probleme behoben sind, Lotse? Oder möchten Sie erst wieder Ihren großen Mummenschanz aufführen?«
    »Sobald wir Kira Ariela sicher erreichen, halte ich sehr gerne eine Dankeszeremonie zu Ehren Anetis' und aller She'Huhan ab.« Der Hohe Lotse lächelte. Zumindest sah es unter dem lästigen Körperfilm so aus. »Bis dahin bestellen Sie dem Regenten doch bitte meine ehrerbietigsten Empfehlungen.«
    »Meine auch«, platzte es aus Ihin da Achran heraus.
    Sergh da Teffron grunzte und unterbrach die Verbindung.
    Gespanntes Schweigen herrschte in der Zentrale. Da Achran und der Lotse schauten einander an.
    »Sie haben die Hand des Regenten eiskalt belogen«, stellte sie fest. »Und Ihren eigenen Glauben in den Schatten gestellt.«
    »Für Männer wie Sergh da Teffron kommt jeder Glaube zu spät. Und mein Glaube ist der Schatten, der eines Tages über ihn fallen wird.«
    Wie er das sagte, kam sie nicht umhin, Respekt für ihn zu empfinden. Vielleicht hatte sie sich in der Krähe getäuscht.
    »Außerdem war es keine Lüge. Ich bin davon überzeugt, dass die ORESTOS ihr Schicksal zumindest teilweise selbst gewählt hat.«
    »Was?«, flüsterte sie mit trockener Kehle. »Sie meinen ernsthaft, die Besatzung hat sich für uns geopfert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Pilger gehörten einer extremen Sekte an. Vielleicht war es von vornherein ihr Plan gewesen: eins mit der Leere zu werden. Es ist möglich, dass sie Thantur-Lok nie erreichen wollten und den armen Shreer nur belogen haben. Doch was immer sie taten – sie taten es nicht für uns, sondern für Anetis.«
    Sie versuchte, ihren Verstand für diese Möglichkeit zu öffnen, doch sie scheiterte. Sie wollte das nicht. Sie wollte nicht in einer Welt leben, in der Verrückte solche Dinge taten. Genug war genug.
    Mit einem Mal wurde sie sich der Stille um sich herum bewusst. Alle Blicke im Raum ruhten auf ihr.
    »Weitermachen!«, bellte sie. »Und etwas plötzlich, wenn ich bitten darf! Wir haben einen Sprung durchzuführen.«
    Nertan da Hindur schloss vernehmlich den Mund. »Soll ich die Unither und die Garnison informieren?«
    »Das wäre zu hilfreich von dir, mein lieber Nertan«, trällerte sie. Er machte sich mit Inbrunst an seine Arbeit und bekam auch kaum mit, wie sie den überraschten Lotsen an der schwarz verhüllten Hand packte. »Und Sie kommen mit mir!«
    Sie führte ihn geradewegs in ihre Kabine. Bis zum nächsten Sprung wäre noch eine Menge Zeit ... Zeit genug, diesem Versteckspiel ein Ende zu setzen. Sie verriegelte die Tür hinter ihnen.
    Einen Moment lang stand er mit der angemessenen Mischung aus Staunen und Ehrfurcht in ihrem Allerheiligsten und fand sogar ein paar lobende Worte über ihre Garderobe, die Ausstattung und generell ihren superben Geschmack.
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