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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
Autoren: Alexander Huiskes
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verwirrt sein, kleiner Gräber, nach deinem langen Schlaf?
    Ich erschrak, meine Gedanken erstarben. Dann, zögernd, begann ich damit, eine Frage zu formulieren. Du bist …
    Ich konnte spüren, wie das Fremde freundlich und auffordernd abwartete.
    Wer bist du?
    Ich bin Ketar, sagte die fremde Stimme, als sei damit alles umschrieben.
    Und wie ich erfahren sollte, war es das sogar.
     
    Ketar war ein wahrer Wohltäter. Er half mir dabei, zu mir selbst zu finden, obwohl er einer anderen Spezies angehörte. Aber wo waren andere Gräber? Ich konnte unmöglich ein einzelnes Wesen sein, das spürte ich.
    Das sei unerheblich, antwortete Ketar auf meine diesbezüglichen Fragen, aber ich war mir nicht sicher, ob er die Antworten nicht kannte oder nicht sagen wollte. Jedenfalls lenkte er mich ab, indem er mich über die Vibrationen aufklärte, die ich gespürt hatte.
    Ich erfuhr, dass diese Geräusche die Begleitumstände seiner Gedanken waren. Nun, genau genommen erklärte Ketar es etwas anders. Die Gedanken, die ich von ihm empfing, waren das Echo von etwas, das Ketar Sprechen nannte und das mit dem Sprechen, wie ich es kannte, von Geist zu Geist, überhaupt nichts gemein hatte. Ich konnte es nur als ebenjenes dumpfe Vibrieren meines Körpers wahrnehmen, undefinierbar in der Bedeutung. Unsere gewohnten Kommunikationswege waren also nur sehr begrenzt kompatibel.
    Ketar verriet mir, dass die meisten Lebewesen sprechen und hören können wie er, aber dass meine Art – Gräber hatte er mich genannt – als »Sprechen« das Talent der Telepathie verstand: Wir können Gedanken anderer lesen und unsere Gedanken an andere übermitteln. Bei vielen Spezies vermögen wir sogar zu verstehen, was ihnen selbst nicht bewusst ist, bei den allermeisten hören wir das gesprochene wie das gedachte Wort synchron. Die beiden Gedankenebenen zu trennen, würde ich lernen müssen, wollte ich jemals mit anderen in Kontakt treten. Mit ein wenig Übung würde ich sogar lernen, aus den Gedanken anderer heraus deren Sinne zu nutzen und in meine eigene Wahrnehmung umzusetzen. Vielleicht fiele mir das sogar leichter, das wusste Ketar nicht zu sagen, aber er versprach, mir Gelegenheit zu verschaffen.
    Dort, woher du stammst, war deine Umwelt statisch, und die Sinne, über die du selbst gebietest, reichten vollkommen aus. Hier aber wirst du lernen müssen, die Sinne anderer zu teilen.
    Ich verstand nicht. Warum? Was soll anders sein?
    Ketar schwieg einen Moment. Das kann ich dir nicht begreiflich machen, sagte er dann. Du würdest es noch nicht verstehen. Aber ich kann es dir benennen. Sobald du gelernt hast zu sehen, wirst du meine Worte selbst mit Bedeutung füllen können. Genügt dir das?
    Ich weitete mein Bewusstsein. Sag es mir.
    Du befindest dich an Bord eines Raumschiffs und reist durch einen Kosmos, den du nicht kennst, weil deine Ursprünge auf einer anderen Welt liegen.
    Warum?, fragte ich verwirrt zurück.
    Du wirst gebraucht, um Ordnung zu schaffen. Um Schäden zu beseitigen, die ganze Welten vergiften.
    Ich sah in seinen Gedanken, was er meinte. Es war ein edles, gutes Ziel. Schützen. Zukunft geben.
    Die Allianz.
    Zeig mir mehr!
    Ketar schwieg. Dann sagte er: Komm! Komm in meinen Geist, kleiner Gräber!
    Ich probierte es sofort aus, aber wurde enttäuscht: In Ketars Geist vermochte ich nicht vorzudringen. Ich empfing an Gedanken nur das, was er sagte, als sei nichts hinter diesen Worten, als sei der Charakter des Wohltäters so dünn wie eine Blattwandung.
    Es war eine interessante Situation und für uns beide ungemein überraschend: Ich konnte nur jene Gedanken Ketars hören, zu denen er begleitend redete, und er verstand meine Gedanken bloß, wenn ich ihn direkt ansprach.
    Nun – mittlerweile zweifle ich, ob er wirklich so überrascht war, aber ich habe es nie mit Sicherheit erfahren. Es dürfte mich eigentlich nicht wundern zu erfahren, dass er weitaus mehr wusste und für weitaus mehr ursächlich verantwortlich war, als er je zugab. Dabei wirkte er stets vollkommen ehrlich, als hielte er nichts vor mir zurück. Und doch muss es so gewesen sein. Aber ich greife vor, Betty Toufry. Du musst mehr erfahren …
    Ich zitterte, als mich Hände Ketars ausgruben. Er hatte mir versprochen, dass er nichts Arges mit mir vorhabe, aber ich verlor jeden Kontakt zum Boden, und mein Körper vertrug das nicht besonders gut.
    Du wirst mir noch danken, sagte Ketar, und dann spürte ich bereits den neuen Boden, eine substrathaltige Struktur. Sofort schlug ich
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