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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
Autoren: Alexander Huiskes
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meine Wurzeln in den Grund – und stellte fest, dass sie sich nicht beliebig ausdehnen konnten, wie ich es für selbstverständlich gehalten hatte.
    Wo bin ich?, fragte ich vorsichtig.
    Warte!, sagte Ketar.
    Dann spielten sanfte, leichte Windfinger mit meinen Blättern und dem Stempel. Das Licht bewegte sich, als wandere die Sonne viel zu schnell vom Morgen zur Nacht.
    Wo …?
    Aber Ketar blieb stumm.
    Dafür spürte ich andere Gedanken. Neugierige Gedanken. Ich dehnte mein mentales Feld, wie Ketar es mich gelehrt hatte, bis ich das andere Bewusstsein berührte. Bei Ketar hatte ich es ausprobiert, war aber nie weit gekommen: Ketar blieb mir verborgen, sein Bewusstsein war unfassbar für meine Sinne.
    Diesmal verlief es ganz anders. Es war ein atemberaubendes Erlebnis. Plötzlich konnte ich mich an den Gedanken des anderen festhalten und in ihn hineinhangeln. Es glich einem Sog, als ob ich mit den Wurzelenden Wasser aufnähme, nur auf ganz andere Weise. Die Welt, wie ich sie kennengelernt hatte, blähte sich auf und fiel sofort wieder in sich zusammen. Die Echos jener fremden Wahrnehmung klebten sich an meine gewohnten Sinne, während meine Gedanken versuchten, sie in Worte zu kleiden, Verbindungen herzustellen, die es mir erlaubten, den anderen zu verstehen.
    Sein Name war Paal'chck, und er war ein Chi'quan.
     
    Ich weiß, dass es für dich ungewohnt sein muss, Betty Toufry, meine Gedanken zu teilen und dich zu fragen: Wie fühlt es sich an?
    Aber du kennst es längst. So, wie es dir mit uns ergeht, erging es mir einst ebenfalls.
    Mir … Ja, ich bin alt, weitaus älter, als du vermutest, aber vielleicht nicht in jener Art, die du kennst. Wir altern anders als ihr, so, wie wir in so vielem anders sind. Vielleicht erzähle ich dir später davon.
    Wenn du so lange in meinem Verstand bleibst. Wenn uns so viel Zeit bleibt.
    Du bist noch so unerfahren, dass es mich beinahe rührt. Ich will versuchen, dir das Ausmaß deines Talents zu erklären. Stell dir ein Atom vor, in einem besonders vereinfachten Modell: Den Kern bilden Protonen und Neutronen, um sie herum schwirren Elektronen. Das ist die Gedankenwelt eines Lebewesens.
    Du greifst mit deinen telepathischen Kräften normalerweise auf die größte Ballung zu, den Atomkern, weil das am einfachsten ist. Dort findest du sowohl sachliche als auch emotional gefärbte Gedanken – in meiner Analogie Neutronen und Protonen. Jeder Telepath wird als Erstes auf diese zugreifen, und nur wenige lernen, dass sie längst nicht alles sind. Ich habe es gelernt, und du wirst es auch können: Schick deinen Geist nicht in den Kern, sondern auf die Schalen, auf denen die Elektronen umherrasen. Sie stehen für die Außenbeobachtung, für das, was deine Sinne wahrnehmen. Sie sind viel schwieriger zu erhaschen als die trägen Kerne, aber du erlangst einen viel besseren Zugang zu einem anderen Bewusstsein – und du lernst.
    Du weißt selbst, wie schwierig es ist, mit einem Wesen zu kommunizieren, das deine eigenen Kommunikationswege nicht teilt. Vertrau mir, wenn ich dir sage: Es wird leichter. Leb lange genug, und du wirst es bald so natürlich finden, wie Wasser über die Wurzeln aufzunehmen.
    Sehen ist für dich und mich beispielsweise etwas vollkommen Unterschiedliches, genau wie das Sprechen – gleiche Worte, aber vollkommen andere Wahrnehmungen. Ich musste diese neuen Bedeutungsebenen und Konzepte erst lernen – und konnte es stets nur mittels anderer versuchen zu erleben.
    Sobald ich mich aus dem Verstand Paal'chcks entfernte, vermochte ich nicht einmal mehr zu erklären, was »Sehen« für ihn eigentlich bedeutete. Er hingegen wusste nichts mit meiner Art des Sehens, des Spürens, Hörens und Fühlens anzufangen. Es war eine lange, mühsame Suche nach Wegen, wie ich mich verständlich machen konnte.
    Ihr Menschen verfügt über andere Sinne als wir Santor, genau wie die Chi'quan, wenn wohl auch nicht die gleichen wie diese. Ich musste also versuchen, mich auf jeden Gesprächspartner einzustellen, wenn dieser es umgekehrt nicht konnte.
    Du glaubst nicht, wie entspannend es war, dich dabei zu beobachten, wie du es bei uns versuchtest … Aber jetzt läuft uns die Zeit davon.
     
    Paal'chck schien nicht überrascht zu sein, einen »Gast« in seiner Knolle zu haben.
    Ichichich bingrüßefrage Paal'chckdichmich, einFremderwie Chi'quaner ist, entnahm ich seinen Gedanken.
    Ich stockte, völlig verwirrt. Paal'chck schien mehrere Dinge gleichzeitig zu sagen oder zu denken. So etwas war
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