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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
Autoren: Alexander Huiskes
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ich nicht gewohnt.
    Langsam!, bat ich. Ich verstehe dich kaum. Denk bitte konzentriert das, was du mir mitteilen willst.
    Paal'chck drehte sich, das konnte ich wahrnehmen. Merkwürdige Sinneseindrücke quetschten sich in meine Wahrnehmungskanäle und verstopften sie schmerzhaft, ehe ich sie auflösen konnte. War das sein Sehen?
    »Ich bin Paal'chck, ein Chi'quan «, sagte und dachte das Wesen einheitlich. »Ich grüße dich.«
    Sinneseindrücke von schwarzen Wolken vor glitzernden Tautropfen flimmerten dabei an mir vorbei. Ich bemühte mich, Ordnung in diese Bilder zu bringen, verstand vieles davon aber erst später. Paal'chck war kein Pflanzenwesen, er gehörte vielmehr einem Stamm schwarzer Insektoider an, der in einem der dunklen, extragalaktischen Nebulae geboren worden war und an Bord von Allianzschiffen diente. Die Chi'quan waren stark, geschickt, treu und sachlich, vier Eigenschaften, die ich sehr an ihnen zu schätzen lernte. Ihre Körper bestanden aus glänzendem Chitin, genau wie der Panzer, der sie umgab.
    Paal'chck diente gern dem Wohltäter. Und er kannte mein Volk. Einmal verriet er mir: »Weißt du, kleiner Gräber, wir waren einmal ein sehr selbstzerstörerischer Planet. Aber dann brachte der Wohltäter die kleinen Gräber. Ich werde es nie vergessen. Dein Volk beseitigte alles, was uns schadete und was wir selbst über uns gebracht hatten. Ich bin dir zu Dank verpflichtet.«
    Aber in diesem ersten Moment des Kennenlernens kreisten unsere beiden Bewusstseine nach einer ersten kurzen Berührung ratlos, wussten nichts miteinander anzufangen. Ich musste mich konzentrieren, wollte das nachahmen, was ich von ihm empfing, und hoffte, das Ergebnis wäre für ihn verständlich.
    Zunächst schien es, als könne er mich nicht verstehen, aber als ich mich auf seine vollkommen andere Rezeptionsweise eingestellt hatte, funktionierte es plötzlich. Ich stellte mich ebenfalls vor. Zunächst unterhielten wir uns nur bruchstückhaft, aber eine Basis war gelegt.
    »Der Wohltäter hat mir gesagt, dass du meine Sinne benötigst?«, fragte Paal'chck schließlich.
    Seltsam. Auch Paal'chck bezeichnete Ketar als »Wohltäter«. Er musste also ein wahrer Gabenbringer sein. Doch nicht der Wohltäter beschäftigte Paal'chcks Denken, sondern ich. Ich konnte die Furcht hinter den vorderen Gedanken schmecken. Wie stellte er sich meine Gabe wohl vor?
    Ich möchte lernen, aber ohne dich zu beeinflussen, beruhigte ich ihn oder dachte das zumindest.
    »Du beeinflusst mich bereits, indem wir miteinander kommunizieren«, gab Paal'chck distanziert zurück. »Aber ich verstehe, was du mir sagen willst.«
    Er schwieg und drehte sich. Ich versuchte, seine Wahrnehmung diesmal gleich zu transferieren, zu verstehen, was er sah. Er musste meine Ratlosigkeit gespürt haben, denn nach einem Moment fragte er, ohne dass es wie eine Frage klang: »Meine Sinneseindrücke überfordern dich.«
    Ich signalisierte vage Zustimmung. Es ist nicht so sehr Überforderung, eher Verwirrung.
    Paal'chck wirkte besorgt. »Vielleicht musst du zunächst einen Anker für deine Wahrnehmung finden.«
    Einen … was?
    »Etwas, woran du dich orientieren kannst, was dir Halt gibt.«
    Ein Versuch konnte nicht schaden. Ich musste meine mentalen Wurzeln dort Halt fassen lassen, wo er die Wahrnehmungen empfing, ich musste mich ihm gewissermaßen als Beobachter »aufmodulieren«.
    Ja? Ja, bestätigte ich, während ich darüber nachdachte, was er meinen und vor allem wie ich das bewerkstelligen könne.
    »Gib acht!«, empfahl Paal'chck. »Was siehst du nun?«
    Sehen? Ich sah nichts. Ich spähte durch seine Gedanken und sah nur wirre Muster und eine osmotische Bewegung, als dränge Öl durch mehrere Membranen.
    Ich schaffe es nicht.
    »Du kannst es schaffen. Ich sehe gerade dich selbst an. Versuch, meine Wahrnehmung mit deinem Selbstbild in Übereinstimmung zu bringen, und du hältst einen Schlüssel in der Hand, auch alles andere zu verstehen, was ich sehe.«
    Das war zumindest theoretisch eine gute Idee, wie ich gern zugab. Nur wusste ich nicht, wie ich aussah. Ich konnte schließlich nicht sehen wie er.
    Paal'chck gab nicht auf. »Pass auf: Nenne mir Körperteile, und ich werde versuchen, sie anzusehen. Dann erhältst du präzise Dekodierungen. Na?«
    Einen Versuch ist es wert, antwortete ich.
    Und ich lernte zu sehen.

3.
    AL'EOLD: Gliese 570
     
    Toreead stand vor dem Schott, das die Kommandozentrale vom Rest des Schiffes trennte, und spürte seinen Muskelmagen revoltieren.
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