Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
Autoren: Alexander Huiskes
Vom Netzwerk:
Menschheitsgeschichte geführt hatte.
    Bitte, öffnet euch mir!, sendete sie ihre Gedanken und starrte auf die nestartig angeordneten Pflanzenwesen. Ihr duldet mich, also liegt euch ebenfalls an einem Kontakt mit uns Menschen. Ich werde hier nicht weggehen, ehe wir miteinander gesprochen haben.
    Sie spürte Reaktion, ohne freilich etwas damit anfangen zu können, wie ein Kräuseln auf der Oberfläche eines stillen Weihers. Die Blütenkelche blieben geschlossen.
    Sie versuchte, das schwarze Wasser der fremden Gedankenwelt zu berühren. Es fiel schwer, aber es gelang. Nach Tagen des Tastens und Versuchens endlich ein kleiner Erfolg. Es fühlte sich heiß an, wie pulsierendes Blut, das dennoch stillstand, und zugleich herrlich kühl.
    Betty war verwirrt. Ihr Verstand versuchte, eine Art Schnittstelle zu finden, die es erlaubte, die Gedanken der Santor zu verstehen. Er musste dabei Sinneswahrnehmungen verarbeiten, für die der Mensch nicht gemacht war, und sie in plausible Eindrücke zu verwandeln, damit sie begriff.
    Du bist für die Antworten nicht bereit, flüsterte eine Gedankenstimme, die mehrstimmig harmonisch klang. Wir haben gesagt, was zu sagen war.
    Betty ärgerte sich. Wie leicht fiel es den Santor, sich ihr verständlich zu machen, wenn sie wollten! Ihre eigenen Bemühungen hingegen förderten die Pflanzenwesen nicht, kamen ihr nicht entgegen. Verspotteten sie sie?
    Wir verspotten dich nicht, sagte die Mehrfachstimme prompt. Wir hatten wesentlich mehr Zeit, unsere Gabe zu vervollkommnen, als du.
    Wie viel Zeit?, fasste Betty sofort nach.
    Die Santor wirkten amüsiert. Ist das von irgendeinem Belang? Wir leben länger hier als deine Art, das sollte genügen. Was machen schon ein-, zweitausend Jahre deiner Historie aus?
    Ihr seid zweitausend Jahre alt?
    Das haben wir nicht gesagt.
    Ich rühre mich nicht mehr vom Fleck, bis wir uns miteinander unterhalten haben.
    Sie setzte sich auf das weiche Moos des Höhlenbodens und atmete tief ein. Kein Mensch hatte für möglich gehalten, dass so etwas auf dem Mars existieren könnte.
    Es war still an diesem Ort.
    Friedlich.
    Beinahe hätte sie sich des Raumanzugs entledigt, besann sich aber doch eines Besseren. Die Enklave der Halbschläfer passte nicht auf den Mars, und wenn sie sich auflöste – ob durch Willen der Santor, einen Unfall oder gar einen Anschlag –, musste sie sich auf den Schutz des Anzugs verlassen können.
    Betty Toufry hing am Leben. Aber ganz bestimmt schadete es nichts, dass sie mit offenem Helm herumlief. Wenn es psychohalluzinogene Pollen oder sonstige Stoffe in der Luft gäbe, wäre sie längst damit konfrontiert gewesen.
    Die Luft der Kaverne war wunderbar, am ehesten vergleichbar einem Sommermorgen an einem Seerosenteich zwischen schattigen Tannen, mit strahlendem Sonnenschein nach nächtlichem, heftigem Regenfall.
    Tief atmete sie ein, wollte den Frieden dieses Ortes in sich aufnehmen. Sie betrachtete die bunten, leuchtenden Kristalle, die den Santor die Sonne ersetzten, und dachte nach, worum es sich wohl handeln mochte. Was brachte diese Kristalle zum Leuchten? Und woher stammte diese kleine Kolonie Pflanzenwesen wirklich? Was hatte sie auf den Mars verschlagen?
    Lazan, sagte die Santorstimme, von der der Chor abfiel wie verwelkte Blütenblätter. Nur eine einzelne Stimme blieb übrig. Wohltäter.
    Lazan? Wohltäter? Was soll das heißen? Wer ist dieser Wohltäter Lazan?, fragte Betty und versuchte herauszubekommen, von welcher Pflanze der gedankliche Kontakt ausging. War es die blaue direkt neben ihr? Oder die gelbe, nur eine Armeslänge entfernt?
    Langsam griff sie nach einer orangefarbenen Blüte und beobachtete erheitert, wie sich der geschlossene Blütenkelch wegbeugte, als wolle er nicht angefasst werden.
    Sie sind bei uns, antwortete der Santor, als sei damit ihre Frage beantwortet.
    Beinahe im gleichen Augenblick sah sie die goldenen Funken, spürte den unverkennbaren Luftzug, der entstand, wenn aus dem Nichts eine Masse auftauchte, und hörte einen erstickten Schrei in ihrem Rücken.
    »Sid?«, rief sie entsetzt.
    Das war so nicht geplant, sagte die Stimme der Santor. Sie klang verärgert – und verängstigt. Die Lazan sind wach.
    Sid und Hollander hatten das Beiboot Leka-3 auf Terrania Orbital gekapert, hatten die Chance genutzt, als auf der Gegenstation des Orbitalfahrstuhls, der Terrania mit dem Weltraum verband, unvermittelt Kämpfe ausgebrochen waren. Eigentlich war es Hollander gewesen, und Sid hatte nur mitgemacht. Aber wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher