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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Autoren: Oliver Fröhlich
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dieser ins Gedächtnis.
    »Sein Name ist Claqrekz«, sagte Arga, ohne den Blick von dem Scheidenden zu nehmen. »Er gehört einer Kultur an, die sich selbst Khorrastyr nennt. Sie ähneln uns, aber ihr Körper verändert sich ohne Unterlass. Organe lösen sich auf und formen sich an anderer Stelle im Leib neu, Knochen schmelzen oder werden dicker, Sehnen trennen sich von ihren Anwachsungsstellen und suchen sich neue. In gewissen Grenzen zeigt sich diese dauernde Metamorphose auch äußerlich. Heute wächst ein dritter Arm aus einer Achselhöhle, morgen bildet sich der alte zurück, übermorgen rutscht der neue an den Platz seines Vorgängers. Selbst das Gesicht ist in ständiger Bewegung, was auf die wenigen Kulturen, mit denen sie Kontakt pflegen, oft verstörend wirkt.«
    »Kennen unsere Datenbanken dieses Phänomen?«
    »Eine genetisch bedingte Extremform der Zellerneuerung. Grundsätzlich unterscheiden sich die Khorrastyr in dieser Hinsicht kaum von anderen Organismen. Der Zyklus des Lebens. Zellen sterben ab, neue wachsen nach. Nur dass das bei den Khorrastyr eben nicht an der gleichen Stelle geschieht und wesentlich schneller abläuft. Diese Erkenntnisse beruhen jedoch nur auf der Untersuchung weniger Exemplare der Spezies.«
    »Warum?«, fragte Gegul, obwohl sich Arga Tasla sicher war, dass er die Antwort kannte. Er wollte nicht etwa den aktuellen Stand der Dinge erfahren. O nein, er wollte sehen, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht hatte.
    »Weil die Khorrastyr eine genauso sture wie bedeutungslose Kultur sind. Sie leben auf einem Planeten in den Randbezirken des Großen Imperiums. Ohne eigene Raumfahrt spielen sie weder wirtschaftlich noch militärisch eine Rolle. Nur gelegentlich landet ein Schiff der Mehandor dort und versucht, mit der Bevölkerung Handel zu treiben. Meist erfolglos. Sie bleiben lieber unter sich, vermeiden jeden Kontakt mit Fremden. Deshalb lassen sie es auch nicht zu, dass man sie untersucht. Es widerspricht ihrem Glauben.«
    »Weshalb zwingt man sie nicht dazu? Sie dürften keinerlei Widerstand leisten.«
    »Dazu sind sie zu unbedeutend. Das Phänomen der Metamorphose ist skurril, mehr aber auch nicht. Der medizinische Nutzen einer weiteren Erforschung ginge gegen null, zumal die ständige Umwandlung offenbar die Fortpflanzungsfähigkeit einschränkt.«
    »Wie das?«
    »Das Ungeborene überlebt die Zeit im Mutterleib nur, wenn sich die inneren Reproduktionsorgane währenddessen nicht auflösen und an anderer Stelle neu bilden. Ausgehend von der Tragezeit und der Dauer des Zellerneuerungszyklus bei zeugungsfähigen Khorrastyr, liegt die statistische Wahrscheinlichkeit dafür bei unter einem Prozent. Deshalb ist die Spezies vom Aussterben bedroht.«
    Gegul nickte. Er schien mit Arga zufrieden zu sein. Oder hatte er sich doch nicht vorbereitet, weil er wusste, dass sie es tun würde? »Sie erwähnten ihren Glauben.«
    »Sie sehen ihre Körper als Teile eines Gottes an. Er formt sie aus seinem eigenen Leib und erschafft sie immer wieder neu, wodurch sie sich die Metamorphose erklären. Wenn ihre Zeit abgelaufen ist, holt er sie in seinen Leib zurück. Sie zu untersuchen käme einem Sakrileg gleich, weil man dadurch versuchte, dem Wesen ihres Gottes auf die Spur zu kommen.«
    Der Klinikleiter starrte auf das Wandholo. Er war fasziniert – und sie wusste, wieso. Noch nie war es gelungen, die Individualsignatur eines Khorrastyr zu vermessen. Natürlich würde Gegul das niemals laut aussprechen. Nicht solange sich mit Hanral Burlan ein Techniker im Raum aufhielt, der nicht ebenfalls der Geshur Allamaj angehörte.
    »Warum haben Sie die Abschiedszeremonie zwei Tage vorgezogen?«, fragte der Klinikleiter. Dabei huschte sein Blick über Hanral Burlan.
    Der Fachmann für holografische Programmierung kontrollierte den reibungslosen Ablauf der Zeremonienfiktion und schien jetzt, da die Spannungen zwischen Gegul und der Enderin der Professionalität gewichen waren, völlig auf seine Aufgabe konzentriert. Arga hätte große Stücke auf ihn und seine Fähigkeiten gehalten, gäbe es da nicht zwei entscheidende Fehler: Er war außerordentlich neugierig – und er gehörte keiner Geshur an.
    »Ich lasse mich nur ungern auf ein Forschungsgebiet festlegen«, sagte er stets, wenn man ihn fragte, wann er sich einem der Araverbände anschloss. »Die Medizin bietet ein so weites Feld. Wenn ich mich ausschließlich einer Richtung widme, hätte ich immer das Gefühl, alle anderen zu vernachlässigen.«
    Wie diese
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