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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Autoren: Oliver Fröhlich
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Aussage zu seiner Spezialisierung in der Holoprogrammierung passte, wusste Arga Tasla nicht zu sagen.
    Eigentlich hätte der Abschied des Khorrastyr erst in zwei Tagen stattfinden sollen, weil laut Dienstplan beide Techniker der gleichen Geshur Allamaj angehörten. So wäre es nicht nötig gewesen, das Wichtigste neben der Abschiedszeremonie im Geheimen zu erledigen. Das war auch der Grund, warum der Klinikleiter danach fragte. Bereits als sie Claqrekz' Tod kurzfristig vorterminierte, war ihr klar, dass Gegul niemals den Dienstplan so schnell würde ändern können, ohne Verdacht zu erregen.
    »Mir blieb keine Wahl«, erklärte sie. »Wenn sich bei einem Khorrastyr die Lebensspanne dem Ende zuneigt, verändert sich sein Körper immer seltener. Dies deuten sie als Zeichen, dass es Zeit wird, in ihren Gott zurückzukehren. Deshalb suchen sie einen Tempel auf, in dem ihnen ein Sterbepriester nach vorgeschriebenem Ritual einen Dolch ins Herz stößt. Nach meinen Recherchen können nur auserwählte Khorrastyr diese Aufgabe übernehmen, da nur sie spüren, wo sich das Herz im entscheidenden Augenblick befindet.«
    »Interessant. Warum tun sie das?«
    »Die schmerzloseste Variante eines schnellen Todes. Sie fürchten, dass ihre Seele verweht und nicht zu ihrem Gott zurückkehren kann, wenn ihr Körper langsam dahinscheidet.«
    Kein Wunder, dass sie vom Aussterben bedroht sind, dachte Arga Tasla. Sie hielt von diesem religiösen Schnickschnack nicht viel. Ihre Religion war die Wissenschaft, die Forschung. So etwas wie eine Seele existierte nicht. Ein Strahlenmuster, das normalerweise mit dem Tod verging? Ja, das gab es. Aber Seelen? Die gab es nicht. Zumindest hoffte sie das von ganzem Herzen.
    »Claqrekz ist ein außergewöhnlicher Fall«, fuhr sie fort. »Wir können von Glück sagen, dass er bei uns gelandet ist. Nur selten kommt es vor, dass ein Khorrastyr so aus der Art schlägt, dass ihn die Abenteuerlust packt und er seinen Planeten verlassen will. Noch seltener tut er es auch. Claqrekz jedoch war mutig und neugierig genug, auf einem Schiff der Mehandor mitzufliegen. Um es kurz zu machen: Er wurde krank und bemerkte, dass sich die Zellerneuerung in seinem Körper verlangsamte. Seine Heimat liegt zu weit entfernt, um sie rechtzeitig vor dem Tod zu erreichen. Also landete er hier, wo wir ihm wenigstens einen würdigen Abschied gewähren können.«
    Und damit einen Beitrag für die Forschung unserer Geshur leisten, fügte sie in Gedanken hinzu. »Gestern verschlimmerte sich sein Zustand, sodass ich es für nicht verantwortbar hielt, bis zum ursprünglichen Termin zu warten.«
    »Ich verstehe«, sagte Gegul, ohne Arga anzusehen. Noch immer klebte sein Blick an dem Wesen auf der Gel-Matratze.
    Von Claqrekz' Körper war wegen der trüben Masse, in die er fast vollständig eingesunken war, nicht viel zu erkennen, aber sein Kopf ragte daraus hervor. Die Metamorphose war in einem Zeitpunkt zum Erliegen gekommen, als das Gesicht keinerlei Symmetrie aufwies. Die vier Augen, zwei Riechschlitze, ein Mund, vier Hörorgane – wahllos über den Schädel verteilt. Das zufällige Zwischenergebnis einer nie abgeschlossenen Entwicklung.
    »Enderin Tasla?«, erklang eine Stimme vom Kontrollpult.
    Sie drehte sich zu dem Sprecher um. »Was gibt es, Burlan?«
    Hanral Burlan zeigte auf seine Konsolen. Einmal mehr fiel Arga Tasla die ausgeprägte Delle im Schädel über dem rechten Ohr des Holospezialisten auf. Soviel sie wusste, das Überbleibsel einer zu spät behandelten Verletzung nach einem Schweberunfall als Kind. So hatte jeder die Spuren der Vergangenheit zu tragen, manche sichtbar, andere innerlich. Die Enderin widerstand der Versuchung, nach der Narbe an ihrer Stirn zu tasten.
    »Das Holoprogramm erreicht gleich die letzte Phase«, sagte Burlan.
    »Danke!« Plötzlich war Gegul vergessen. Jetzt wurde es ernst. Arga wandte sich Sastian Tash zu, dem Techniker, der für die Zusammensetzung der Gel-Masse und der Infusionen zuständig war. »Ist die Finalmischung bereit?«
    »Bereit.«
    Sie nickte. »Ich gehe hinüber, um seine letzten Momente mit ihm zu teilen.«
    »Tun Sie das!«, sagte Klinikleiter Gegul. »Ich kümmere mich hier um alles.«
    Arga glaubte zu wissen, was er damit meinte: Im entscheidenden Augenblick lenke ich Hanral Burlan ab.
    Hoffentlich hielt er sein Versprechen.
     
    »Was habe ich getan?«, stöhnte Iwan Goratschin auf. Die Antwort lieferte eine boshafte Stimme im Hinterkopf. Du hast zerstört. Wieder
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