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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Autoren: Oliver Fröhlich
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nasale Stimme des Klinikleiters ließ Arga Taslas Finger, die eben noch über die virtuelle Tastatur der Konsole gehuscht waren, verharren. Die Enderin löste den Blick von der Anzeige und wandte sich dem Sprecher zu. »Natürlich, Gegul. Ein Abschied wie jeder andere. Reine Routine.«
    Aber sie wusste, dass das nur bedingt der Wahrheit entsprach, was allein Geguls überflüssige Anwesenheit in der Enge des Kontrollraums bewies. Hoffentlich verschwand er, bevor die Abschiedszeremonie in die Finalphase trat. Nichts konnte sie weniger gebrauchen als einen Klinikleiter, der durch seine bloße Gegenwart die beiden Techniker nervös machte und zu Fehlern verleitete. Nicht ausgerechnet bei diesem Scheidenden.
    »Ich werde Ihnen eine Weile Gesellschaft leisten. Lassen Sie sich nicht stören.«
    Arga zuckte zusammen. Na großartig. Als wäre es nicht schwer genug, ihr Tun vor Hanral Burlan zu verbergen, dem Techniker, der nicht ihrer Geshur angehörte. Nun schaute ihr auch der Klinikleiter auf die Finger.
    Gegul legte Wert darauf, dass Arga stets bewusst war, an welcher Stelle der Befehlskette er in Himmelstor stand, denn anstatt des auf Isinglass XIV üblichen silbergrauen Medizinerkittels trug er seinen nachtblauen Ehrenmantel. An ihm prangten all die Auszeichnungen, Würdennadeln, Leistungswappen und Orden, die man ihm für seine Verdienste verliehen hatte – und da er auf ein langes Leben zurückblickte, waren das beinahe mehr, als an dem Mantel Platz fanden.
    »Stellt das ein Problem für Sie dar, Enderin Tasla?« Gegul lächelte sie an, doch seine roten Augen blieben kalt und hart wie Edelsteine. Die blassen Wangen und die Stirn wiesen im Gegensatz zur Glatze tiefe Furchen auf. Zeichnungen des Alters und der Erfahrung. Gerne hätte Arga welche ihrer Fingernägel hinzugefügt.
    Sie sah zu Hanral Burlan und Sastian Tash. Die Techniker saßen wie eingepfercht zwischen ihren Kontrollpulten und der Rückwand, betrachteten mit angestrengtem Blick die Messwerte in den holografischen Anzeigen und versuchten vorzugeben, nicht dem Gespräch zwischen der Enderin und dem Klinikleiter zuzuhören. Ohne großen Erfolg.
    »Natürlich nicht«, antwortete Arga. Sie war erstaunt, wie emotionslos ihre Stimme klang.
    »Gut. Bringen Sie mich auf den neusten Stand der Dinge. Wer ist unser heutiger Patient?«
    Als ob du das nicht genau wüsstest! »Ich bevorzuge die Bezeichnung Scheidender . Das vermittelt nicht den unzutreffenden Eindruck, dass es eine Chance auf Heilung gäbe. Wer sich in meine Obhut begibt, will sterben. Nicht etwa genesen.«
    Die wulstige Haut über Geguls Auge zuckte. In seiner Miene erkannte Arga all das, was ihm durch den Kopf ging. Ich brauche keine Belehrung über die Aufgabe der Klinik Himmelstor. Schließlich leite ich sie, falls Sie das vergessen haben. Oder wollen Sie sich mit mir anlegen? Wie damals bei Targo?
    Trotzdem sprach Gegul es nicht aus. Offenbar war er sich der Bedeutung des bevorstehenden Abschieds bewusst, sodass er die Atmosphäre nicht unnötig anheizen wollte.
    »Natürlich. Entschuldigen Sie«, sagte er ohne die Spur von Bedauern in der Stimme. »Also, wer ist unser Scheidender?« Das letzte Wort betonte er besonders.
    Arga ignorierte die Provokation und deutete auf das wandfüllende Hologramm hinter der Kontrollkonsole. Es zeigte die Abschiedshalle, bei der es sich trotz ihrer Bezeichnung um einen kleinen Raum handelte, gerade groß genug, um einer Medoliege mit Gel-Matratze, einer Infusionseinrichtung und einem schmalen Gang um das Ensemble Platz zu bieten. Holoprojektionslinsen, die Decke und Wände übersäten, gaukelten dem Scheidenden ein anderes Bild vor, das die Positronik jedoch nicht auf das Holo im Kontrollraum übertrug. Für eine ungehinderte Beobachtung wäre das hinderlich gewesen.
    Auf – oder zutreffender: in – der Matratze lag ein Wesen, wie man es im Großen Imperium nur selten sah und auf Isinglass XIV vorher nie gesehen hatte. Vom Körperbau erinnerte es an einen Ara oder Arkoniden. Die Patienten und Scheidenden, die von diesem Erscheinungsbild erheblich abwichen, kamen meist auf anderen Medowelten unter, deren Atmosphäre, Schwerkraft oder sonstige Umweltbedingungen ihren Anforderungen besser entsprachen. Arga Tasla war froh, nicht auf einer reinen Wasserwelt wie Isinglass III oder einem Gravitationsmonstrum wie Isinglass XII zu praktizieren. Andererseits bliebe ihr auf diese Art wenigstens Klinikleiter Gegul erspart.
    »Bekomme ich heute noch eine Antwort?«, rief sich
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