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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Autoren: Oliver Fröhlich
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Landschaft von Isinglass XIV, über Wälder aus Bäumen, die wie haushohe Brennnesseln aussahen und einen moschusartigen Geruch verströmten, über Sträucher mit roten Blättern und weißen Beeren, um die fingerlange Insekten surrten, und über Äcker, die an irdische Erdbeerfelder erinnerten, nur dass die darauf wachsenden Früchte in tiefem Purpur erstrahlten und Faustgröße erreichten.
    Für ein paar Sekunden schloss er die Augen, genoss die Strahlen der ein bisschen zu groß wirkenden Sonne und wandte den Blick zu der zierlichen Japanerin neben ihm. »Und wieder willst du, dass ich etwas für dich anzünde.«
    Ishy Matsu boxte ihm in die Seite, was er aber kaum spürte. »Du kannst es dir nicht verkneifen, oder?«
    Er grinste sie an. »Unmöglich!«
    Sie schien ihm die Anspielung auf den letzten gemeinsamen Tag vor ihrer monatelangen Trennung nicht übel zu nehmen, denn sie lächelte ihn an. Mit unschuldigem Blick sah sie zu ihm auf. »Außerdem sollst du diesmal etwas für Perry Rhodan anzünden, nicht für mich.«
    »Natürlich. Wie konnte ich meiner süßen Ishy nur so unrecht tun?« Mit dem lockeren Tonfall wollte er die Anspannung überspielen, die sich eingestellt hatte, als sie sich mit dem Überlandschweber in die Hügel abseits des Raumhafens zurückgezogen hatten. Vor nicht allzu langer Zeit wäre er dankbar gewesen, seine Paragaben loszuwerden. Er hatte sogar den Ara Fulkar gebeten, sie ihm wegzuoperieren. Und nun beabsichtigte er stattdessen, sie zu trainieren. Er klatschte in die Hände. »Also, was soll ich tun?«
    Die Japanerin brach einen Zweig von dem nächstgelegenen Strauch ab und legte ihn auf einen Felsen. »Eine kleine Aufwärmübung. Entzünde den Zweig.«
    Alles in Goratschin sträubte sich dagegen. Während seines Exils hatte er versucht, Frieden mit sich und seiner Fähigkeit zu schließen. Ihm war klar geworden, dass sie einen Teil von ihm darstellte, dass sie nicht aus sich heraus gut oder böse war. Dass es von ihm abhing, was er daraus machte. Was sich in der Theorie so vernünftig, so leicht anhörte, erwies sich nun als um ein Vielfaches schwieriger. Aber er musste! Rhodan verließ sich auf ihn. Von Iwans und Ishys Gaben konnte das Schicksal der gesamten Menschheit abhängen.
    Er atmete tief durch, presste die Lippen aufeinander und starrte den Zweig an. Starrte in ihn hinein. Versuchte mit dem Geist seine Struktur zu erfühlen. Es dauerte nicht lange, da pochte es in seinem Kopf, als sei darin jemand eingesperrt.
    Deine Gabe! Sie will hinaus. Lass sie.
    Das Blut rauschte in seinen Ohren.
    Mit einem Mal stand der Zweig in hellen Flammen. Risse brachen den Stein darunter auf, aus denen ebenfalls Feuer züngelte. Die Grasfläche dahinter färbte sich auf wenigen Quadratzentimetern schwarz, Qualmwolken stiegen von ihr auf. Ein Lächeln huschte über Iwans Lippen.
    Ishy Matsu löste ein gewehrförmiges Gerät vom Überlandschweber, eilte zu dem Brand und richtete den Lauf darauf aus. »Wie benutzt man dieses ...?«
    Sie brachte den Satz nicht zu Ende, da schoss ein Funkenregen aus der schnabelartigen Mündung und legte sich auf das Feuer. Es knisterte, knackte, zischte, leuchtete – und erlosch mitsamt den Flammen.
    »Oh!« Ishy betrachtete das Gerät mit erstaunter Miene, die Iwan grinsen ließ. »Kein Wunder, dass der Ara vom Schweberverleih dachte, wir veralbern ihn, als wir fragten, wie der Feuerlöscher funktioniert. Das war wirklich selbst erklärend.«
    Goratschins Lächeln verschwand und machte Ernüchterung Platz, als er auf die Brandstelle schaute.
    »Nicht schlecht fürs erste Mal nach so langer Pause«, sagte die Japanerin. »An der Dosierung musst du etwas arbeiten. Aber ansonsten: nicht schlecht.«
    »Nicht schlecht? Siehst du nicht, was passiert ist? Ich wollte den Zweig leicht ankokeln. Stattdessen habe ich gleich den ganzen Stein in Brand gesetzt. Wer sagt mir, dass es beim nächsten Mal nicht ein Wald oder der gesamte Raumhafen sein wird?«
    In Ishy Matsus Blick lag milder Tadel. »Du übertreibst. Dir fehlt nur das Training. Aber dazu sind wir ja hier.«
    Also übten sie. Stundenlang. Hart und ausdauernd.
    Schnell stand Goratschin der Schweiß auf der Stirn. Die Hände zitterten, der Schädel hämmerte, aber Ishy war eine gnadenlose Antreiberin. »Du kannst das! Los, einmal noch.«
    Er entzündete Zweige, Äste, einzelne Blätter, Grashalme, Steinbrocken. Die Japanerin behielt recht: Mit jedem Versuch gelang es ihm besser. Die Unsicherheit verflog. Bald setzte er
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