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PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

Titel: PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
Autoren: Oliver Fröhlich
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Boden unter den Füßen zu spüren, auch wenn der Boden der IMH-TEKER keineswegs weniger fest gewirkt hatte. Isinglass XIV erwies sich als Paradies. Kein Wunder, wie Talamon beim Anflug erklärt hatte, schließlich bedeutete der Name des Planeten genau dies: Paradies. Eine, wenn man von den Surlasirin-Feldern absah, weitgehend unberührte erdähnliche Welt im Pehlwor-System.
    Doch nun war der Teufel ins Paradies gekommen.
    Goratschin stoppte den Schweber vor dem Wald. Er sprang von dem Riemensitz, riss den Feuerlöscher aus der Halterung und rannte die Schneise aus umgeknickten Stämmen entlang.
    »Iwan! Jetzt warte doch«, tönte Ishys Stimme hinter ihm. Er ignorierte sie. Stattdessen wollte er sehen, was er angerichtet hatte. Er setzte über zersplitterte Äste weg und ließ geborstene Baumstämme hinter sich. In der Luft lag ein Geruch nach Harz, Waldboden, Holz und Qualm. Was für eine Mischung!
    Endlich erreichte er den Gleiter. Einer der dreieckigen Flügel stand aufrecht zwischen zwei Bäumen, zwei oder drei Meter vom Rumpf entfernt. Nur ein armdicker Strang verband die Teile miteinander. Ein Kabel? Schwer zu sagen für jemanden, der das iPhone für die Krone der Technik gehalten hatte. Glücklicherweise sprühten keine Funken aus den aufgerissenen Stellen. Von dem Flügel stieg Qualm auf, die genaue Quelle konnte Goratschin nicht bestimmen.
    »Und jetzt?« Goratschin drehte sich um und schaute die Japanerin an. Sie war ihm gefolgt, ohne dass es ihm aufgefallen war. Offenbar hatte sie den Versuch aufgegeben, ihn in seinem Vorhaben aufzuhalten.
    »Siehst du einen Einstieg?«
    »Aber ...«
    »Ich habe den Piloten runtergeholt, also hol ich ihn jetzt auch raus!«
    Ishy schwieg. Gemeinsam umrundeten sie das Wrack ein zweites Mal. Ihnen präsentierte sich nur ein fugenloses weißes Material, das wie Kunststoff aussah, sich aber wie Metall anfühlte. Überall auf der Oberfläche des Gleiters klebten Dreck, Harz und Blätter. Bis auf den abgerissenen Flügel stellte Goratschin keinen weiteren Schaden fest.
    »Da!« Ishy Matsu trat einen Schritt zurück, legte den Kopf in den Nacken und deutete auf eine Stelle an der Oberseite des Wracks. Da es zur Seite gekippt war und nur die intakte Tragfläche es hielt, konnte man sie vom Boden aus sehen. Und tatsächlich! Dort zeichnete sich die hauchdünne Umrandung eines Quadrats ab. Wenn nicht ein paar Blätter darin hängen geblieben wären, hätte man sie gar nicht entdeckt.
    Ohne Zögern stieg Goratschin auf den Flügel und kletterte von dort aus zur Luke. Wie sollte er sie öffnen? Einen Hebel oder etwas Vergleichbares sah er nicht.
    »Bekommst du es auf?«, rief Ishy von unten.
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    Aber das war gelogen. Er wusste es sehr wohl. Er konnte versuchen, den Einstieg mit seiner Zündergabe aufzusprengen. Irgendwie. Und dabei riskieren, einen viel größeren Schaden anzurichten.
    Kommt nicht infrage!
    Aber er musste die Luke aufbekommen und dem Piloten helfen. Er hatte schon genug Leute auf dem Gewissen. Vielleicht gab es einen anderen Mechanismus. Druck auf die Luke. Oder sie ließ sich verschieben. Oder man ...
    Mit einem Zischen klappte der Einstieg auf. Ein saurer Geruch schwappte ihm entgegen.
    »Was hast du gemacht?«, fragte Ishy.
    »Ich weiß es nicht. Gar nichts. Vielleicht hat der Pilot sie von innen ...«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Ein Schatten flog aus der Luke auf ihn zu. Eine pelzige Kreatur mit scharfen Krallen und noch schärferen Zähnen. Bevor Goratschin auch nur zu einer Regung fähig war, prallte ihm das Ungeheuer gegen die Brust. Der Feuerlöscher flog in hohem Bogen davon. Goratschin rutschte weg, wollte sich am Fell des Viehs festhalten, griff aber ins Leere.
    Er kullerte die Tragfläche hinab, krachte gegen einen abgebrochenen Baumstamm und blieb auf dem Waldboden liegen. Es fühlte sich an, als habe er sich jede Rippe im Leib gebrochen.
    »Vorsicht!«, gellte Ishys Stimme.
    Er wollte sich aufrappeln, da war das Biest über ihm. Schwere Tatzen stemmten sich auf seine Schultern, widerlicher Raubtieratem schlug ihm entgegen. Ein Knurren ertönte, und messerscharfe Zähne legten sich um seine Kehle.
     
    Arga Tasla verließ den Kontrollraum und ging die wenigen Schritte bis zur Abschiedshalle. Niemand begegnete ihr auf dem Gang. Ein ungeschriebenes Gesetz der Klinik Himmelstor besagte, dass die Abschiedszone während einer Zeremonie nur den Beteiligten gehörte: im Normalfall dem Scheidenden und der Enderin mit ihrem Team,
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