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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Autoren: Leo Lukas
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gab man sich zufrieden, basta. Kein Wunder, dass er immer hinterherhinkte, wenn er auf diese Weise seine Zeit vertrödelte.
    So auch jetzt. Die beiden Monde, deren Bahnen sich am Firmament um Mitternacht kreuzten, standen bereits wieder ein schönes Stück voneinander entfernt. In wenigen Stunden würden sie untergehen, im grünblauen Meer, dem bald darauf die helle Sonne entsteigen würde.
    »Leg so viel wie möglich des Wegs noch in der Nacht zurück«, hatte ihm Fosse, sein Lieblingsvater, eingeschärft. »Das Tageslicht wird umso greller, je höher du kommst. Derart grell, dass es dir die Augäpfel verbrennt und du binnen kurzem erblindest. Also lass das Träumen sein und spute dich ausnahmsweise mal, Kleiner!«
    Was würde Fosse wohl sagen, könnte er ihn in diesem Augenblick sehen? Boryk, der schon wieder zauderte - unfähig, sich vom Anblick des Dorfes zu lösen, obwohl er bereits einen beträchtlichen Rückstand auf die anderen hatte?
    Was wird Fosse erst von mir denken, wenn sie ihm die Hose zeigen? Und erzählen, wo sie sie gefunden haben ?
    Und wie wird meine Mama die Nachricht aufnehmen?
    Boryk presste die Lippen zusammen. Er stieß sich vom Ölbaum ab und ging weiter, mit größeren, grimmigeren Schritten als zuvor.

Doppeltes Doppelleben - 14. März 1327 NGZ, Akon-System
    »Merkt euch meine Worte: Aus dem wird noch was!«, dröhnte Mechtan von Taklir. Sein lautes, befehlsgewohntes Organ übertönte mühelos sämtliche Gespräche und Nebengeräusche. »Etwas Großes! Der ist zu Höherem berufen. Zu schade, dass alle meine Enkeltöchter schon verheiratet sind - und leider samt und sonders mit Luschen!«
    »Großvater, bitte.«
    »Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf«, polterte der Takhan weiter, »dass sich einer von diesen Schöngeistern demnächst beim Philosophieren vor lauter Sinnverdrehen selbst den Hals bricht. Damit sein Platz für einen richtigen Mann frei wird. Har! Har!«
    Die Raumoffiziere, die den Admiral der Siebenten Flotte im Halbkreis umstanden, stimmten pflichtbewusst in sein Lachen ein. Aykalie nicht; indigniert hob sie, bloß um ein Weniges, die linke Augenbraue.
    Als er sah, dass sich seine Enkelin grämte, verstummte Mechtan abrupt. Mit einem knappen Kopfnicken entschuldigte er sich bei seinen Untergebenen und kam zu ihr herüber. Er ergriff sie am Unterarm und steuerte sie sanft, aber bestimmt, Richtung Terrasse.
    »Nichts für ungut«, sagte er dabei, bedeutend leiser, zu ihr. »Diese Art Sprüche erwarten sie nun einmal von mir. Du weißt, dass ich dem Glück meiner Kinder und Kindeskinder niemals im Wege stehen würde. Obwohl mir euer fataler Hang zu Zivilisten nicht sonderlich behagt. Ich habe auch keine Probleme mit deinem Liebsten, dem Existenzrhetoriker... «
    »Erkenntnistheoretiker.«
    »Was auch immer. Unterhalte mich, wie gesagt, ab und an durchaus nicht ungern mit ihm. Oder besser: er unterhält mich. Wobei ich freilich nur jede fünfte Vokabel kapiere. Doch er scheint mir ein vernünftiger, manierlicher Bursche zu sein, und er macht dich glücklich - das ist das Wichtigste. Alles andere zählt nicht.«
    Zärtlich, fast ein wenig unbeholfen umschloss er ihre Finger. Sie erwiderte den Druck. »Gib's zu, Großvater - lieber wäre dir trotzdem, ich hätte einen deiner Offiziere gewählt. Zum Beispiel Achab ta Mentec.«
    »Du liest in mir wie in einem unverschlüsselten Speicherkristall.« Mechtan blinzelte ihr zu. »Ich verhehle nicht, dass ich euch zwei ganz gern verkuppelt hätte. Aber die Uninteressiertheit war ja immer eine beidseitige. Mir persönlich absolut unverständlich, wie ein gesunder Akone deinen Reizen nicht erliegen kann. Hatte den Guten sogar kurz im Verdacht, vom anderen Quadranten zu sein; wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Diesbezüglich kann ich dich beruhigen. Die Klatschtanten der diversen Paläste berichten in schöner Regelmäßigkeit von seinen Weibergeschichten. Pardon: amourösen Affären.«
    »Ist dem so? - Freut mich. - Nicht, dass das andere ein arges Malheur wäre. Hat gewissermaßen Tradition in der Flotte. Einige meiner höchst dekorierten Kommandanten... Naja, lassen wir das. Nein, mich würde eher besorgen, wenn der Mann vor lauter Pflichteifer zu leben vergäße. Auf Dauer ungesund, so was.« Mechtan griff sich ein Bierglas von einem vorbeischwebenden Tablett und leerte es in einem Zug.
    »Arbeitet er denn so viel?«
    »Wie ein Vieh. Und dabei immer gepflegt, höflich, nonchalant. Vorbildlich distanziert. Allerbestes
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