Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Verursachung eines Zeitparadoxons würde die Waagschale der Erkenntnis sich in Richtung einer Anerkennung des Zufalls, soll heißen: der schrankenlosen Selbstbestimmtheit neigen lassen. Unser Hauptaugenmerk hat dabei dem Terminus >nachweislich< zu gelten. Ich denke, ihr merkt, worauf ich hinauswill. Ein Zeitparadoxon verändert die Vergangenheit und damit logischerweise auch die Gegenwart. Wie also zweifelsfrei verifizieren, dass es sich um ein solches gehandelt hat? Hm? Eventuell ist danach, bedingt durch die Umgestaltung der Vorzeit, die Frage gar nicht mehr relevant - ja, es könnte sogar sein, dass in der dieserart modifizierten Gegenwart derjenige, der sie ursprünglich gestellt hätte, niemals geboren wurde!«
    Jars von Aburrir schmunzelte, als amüsiere er sich selbst über seine geschliffen formulierte Pointe, und ließ den Blick Beifall heischend über die Zuhörerschaft schweifen. Dabei entdeckte er Aykalie, die ihm von der Galerie aus mit den Fingern zuwinkte. Er erwiderte die Geste; dann setzte er den Vortrag fort. Sobald er sich erneut in sein Thema verbissen hatte, huschte sie unauffällig hinaus.
    Per Transmitter gelangte sie in ihre persönliche Kernwohnung. Diese bestand nur aus wenigen Räumen: Arbeitszimmer, Schlafgemach, Ankleidesalon, Bad. Da die Akonen die Transmittertechnik zu höchster Perfektion entwickelt hatten, war es unter Angehörigen der Oberschicht üblich geworden, gewisse Wohnbereiche quasi auszulagern. So befanden sich Aykalies Küche und Garten in einem Gehöft weit außerhalb der Stadt, ihr Studio an der Küste eines anderen Kontinents, ihre Galerie auf einer Orbitalen Raumstation und ihre Bibliothek in einem Loft mitten im Buchhändlerviertel des Mondes Xölyar. Gemeinsam mit Jars unterhielt sie des Weiteren mehrere, über das gesamte Akon-System verstreute Wohn- und Empfangszimmer. Alle diese Räumlichkeiten waren durch Personentransmitter verbunden und daher mit einem einzigen Schritt zu erreichen, so mühelos und selbstverständlich, als trete man durch eine Tür.
    Mit wenigen Handgriffen frischte Aykalie ihr Make-up auf. Dann tauschte sie das konservativ geschnittene, züchtig hochgeschlossene Cocktailkleid gegen eine hauteng anliegende, spiegelnde Hose, die ihre Figur betonte, und eine weich fließende Bluse, deren Stoff langsam zwischen verschiedenen Pastellfarben changierte und dabei auch manchmal kurz durchsichtig wurde. Als Schuhe wählte sie Stilettos, die nur aus lose geflochtenen, ultraviolett lumineszierenden Fäden bestanden. Die einen Dezimeter hohen, haardünnen Absätze wurden von Mini-Antigravfeldern gestützt; deren Projektoren und
    Speicherzellen saßen im unteren Saum der Hose.
    Nachdem sie ihre Erscheinung ein letztes Mal im Spiegel überprüft und für zufrieden stellend befunden hatte, durchschritt sie den Transmitterbogen.
    Ihr Geliebter erwartete sie in seinem Wintergarten. Wo dieser situiert war, entzog sich Aykalies Kenntnis; ein zum Schutz der Privatsphäre entwickeltes Syntron-Programm verhinderte, dass die Koordinaten des Zielorts via Terminal abgerufen werden konnten. Die Glasflächen, die drei der Wände und das Kuppeldach bildeten, waren bei ihren Besuchen stets auf opak geschaltet. Schwerkraft und Atmosphäre wirkten normal, konnten aber selbstverständlich auch künstlich erzeugt worden sein.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass wir nicht viel Zeit haben?«, fragte sie mit heiterem Unterton, nachdem sie sich mit einem langen Kuss begrüßt hatten.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich war vorhin bei Mechtans Manöverparty. Er harrt schon sehnlich der sensationellen Daten, die du ihm versprochen hast. Solltest du nicht mit deren Auswertung beschäftigt sein?«
    Achab ta Mentec, in eine weite, seidene Freizeittoga gehüllt, deren kräftiges Orange reizvoll mit seiner hellbraunen, makellosen Haut kontrastierte, ließ sich jungenhaft lächelnd, auf das breite Sofa sinken. »Längst erledigt. Ich hatte bloß keine Lust auf schneidige Ansprachen und heroische Trinkgelage. Außerdem ziehe ich, bei aller Wertschätzung, deine Gesellschaft der deines Großvaters vor.«
    »Das will ich stark hoffen.« Sie setzte sich zu ihm, schmiegte sich in seinen Arm. »Obwohl... Wenn die Sache derart wichtig ist, wie du dem Talchan weisgemacht hast... kannst du dann diese Verzögerung mit gutem Gewissen verantworten?«
    »Im Verhältnis zu fünfundfünfzigtausend Jahren sind einige Stunden vernachlässigbar, denke ich.«
    »Fünfundfünfzigtau...? Worauf sind deine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher