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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Autoren: Hubert Haensel
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Verborgenes. Und ich verstehe es, anderen Vertrauen einzuflößen.
    Es ist nicht notwendig, mir mit Wahrheitsfindern zu drohen, denn ich bin zur Kooperation bereit und alles, was ich berichten werde, entspricht voll und ganz der Wahrheit. Ich habe keinen Grund, etwas zu verbergen, sondern möchte so schnell wie möglich zur Klärung der Angelegenheit beitragen. Schließlich bin ich ein viel beschäftigter Mann, und meine nächsten Aufträge warten bereits auf Erledigung.
    Ich traf am 10. September, also vor fünf Tagen, auf Reno 25 mit einem Linienraumer ein, der Geschäftsleute und Waren transportiert. Touristen verirren sich bekanntlich kaum hierher, denn auf Reno 25 geht es hauptsächlich um Geschäfte, auch wenn das Angebot an Freizeitvergnügen und Dienstleistungen aller Art vermutlich die meisten anderen Welten übertrifft. Doch der Großteil des Planeten ist bebaut, vor allem der Hauptkontinent ist eine einzige Stadt, in der sich durchschnittlich 600 Millionen Individuen aufhalten. Ich weiß, das ist meinen geschätzten Zuhörern bekannt, aber ich erwähne es deshalb, weil ich Reno 25 mag. Mir gefällt das Getümmel außerordentlich, noch dazu auf einer Freihandelswelt. Hier ist alles möglich, und solange man sich zivilisiert benimmt, gibt es keine Beschränkungen. Und in dieser Hinsicht habe ich mir nichts zuschulden kommen lassen - niemand ist zu Schaden gekommen! Das versuche ich verzweifelt, mit diesem Bericht klarzustellen.
    Ich hatte für drei Tage verschiedene Termine vereinbart, buchte jedoch ein Zimmer für eine Woche, denn erfahrungsgemäß muss man mit Verzögerungen rechnen, bis es zu einem Abschluss kommt. Das Hotel »Ye Olde Highwayman«, das von einem traditionsgebundenen und nostalgischen Terraner geleitet wird, der ein Faible für alt-terranische Geschichte hat, liegt - wenn man das bei einer solchen Riesenstadt sagen kann - recht zentral zu zwei Raumhäfen, sowie zu einem Businesszentrum, in dem ich hauptsächlich meine Geschäfte tätige. Außerdem befindet sich ein beliebtes Amüsierviertel in der Nähe, wo man hervorragend speisen, ins Casino gehen oder sich eine ausgedehnte Massage in angenehmem Ambiente gönnen kann. Selbstverständlich kostet die Unterkunft ein halbes Vermögen bei dieser guten Lage, aber mir gefällt die Einrichtung des Zimmers: echtes Holz, Teppiche und wuchtige Polstergarnituren, dazu sämtliche technische Einrichtungen dezent verborgen, sodass man sich wirklich in die Vergangenheit versetzt fühlt, ohne auf die modernen Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Auch das Hotel ist traditionsbewusst designt, die Außenfassaden mit künstlichen Holzstrukturen und Fachwerk verkleidet, wodurch »Ye Olde Highwayman« zwischen all den klassisch gehaltenen, nüchternen Gebäuden ringsum deutlich hervorsticht, deren Verzierungen aus grellbunten Holo-werbebändern und Logos bestehen.
    Die Aussicht aus dem 60. Stockwerk ist atemberaubend, selbst für einen nüchternen Kalkulator wie mich, vor allem der Untergang der entfernten drei Sonnen ist spektakulär. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Schattierungen von Gelb bis Rot gibt. Was das an Energie bedeutet! Allein das ist schon die Reise wert; wobei ich auf dem Flug hierher von einem Mitreisenden belehrt wurde, dass dies bei Weitem nicht das einzige Drei-Sonnen-System sei. Es gäbe da nämlich im Cygnus auch ein solches System, sogar noch viel schöner -allerdings sei es so gefährlich, dass man es habe dauerhaft sperren müssen. So ein Schwätzer, dachte ich mir. Aber ich hörte höflich reserviert zu, denn aus langjähriger Reisetätigkeit weiß ich, dass man umso schneller seine Ruhe wiederbekommt, umso passiver man sich gibt.
    Im Hotel bin ich als wiederkehrender, zahlungskräftiger Gast bekannt und gern gesehen, das kann man jederzeit nachprüfen. Ich habe immer dasselbe Zimmer; wenn man so viel unterwegs ist wie ich und im Grunde kein wirkliches Zuhause hat, legt man viel Wert auf Vertrautes in der Fremde.
    Wie auch immer; ich nahm meine Termine wahr, die alle bis auf einen bedeutungslos für diese Anhörung sind. Mein letzter Termin, um den es geht, stand eines Abends an, zum Dinner in einem heimeligen kleinen Restaurant, mit verschwiegenen Ecken, Kerzenschein und leiser Musikuntermalung. Irgendwann muss man auch etwas essen, nicht wahr? Allerdings muss ich gestehen, dass dieses
    Ambiente nicht meine Idee war, sondern die meiner Gesprächspartnerin. Ja, ganz recht, Tamar machte mir den Vorschlag bei unserer
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