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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Autoren: Leo Lukas
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versucht, war jedoch gescheitert, nicht zuletzt aufgrund der großen Entfernung. Einzelne Siedlerfamilien blieben trotzdem auf dem Hauptplaneten zurück Notgedrungen vermischten wir unseren Genpool mit dem anderer, ebenso gestrandeter Humanoider. Eines der Resultate bin ich. Plump gebaut, dicklich, abstoßend fett in den Augen »normaler« Aras. Mein Kopf ist nicht spitz genug, mein Haarwuchs stärker ausgebildet als üblich. Fast bis zu den Schultern hinab fallen meine dünnen, gelblichen Strähnen. Für die Csiguls, deren Delegation ich als eine Art Dolmetscher angehöre, bin ich ein geduldetes Übel; für »echte« Aras wäre ich eine Missgeburt.
    Kudo-Ma rieb mir meine Abstammung dennoch unter die Nase. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich diese Rassenvorurteile hasse. Purer Chauvinismus: Alle Oxtorner sind Soldaten, alle Überschweren Gauner, alle Aras Ärzte, die absichtlich Krankheiten in die Welten setzen, um sich daran zu bereichern. Toll. Und wer zieht die jeweiligen Kinder auf? Wer komponiert tröstliche Musik? Wer erschafft Architektur, Gärten, Lichtspiele, die geeignet sind, die Mühen des Alltags vergessen zu machen? Kein höher entwickeltes Volk besteht nur aus Dichtern, Philosophen, Bauern oder Schuhverkäufern; genau wie auch keines ohne diese und viele andere Berufe auszukommen vermag.
    Die Führerin durchbrach das peinliche Schweigen. »Wenn ich euch in den nächsten Raum bitten dürfte, im nächsten Schaugehege ... Vorsicht, Stufe ... Hier sehen wir eine der erstaunlichsten Lebensformen, die dem sich selbst. Jedoch wissen wir nach wie vor nicht, warum.«
    Das Terrarium war sehr groß, ein hell ausgeleuchteter Saal voller berückend hübscher Schmetterlinge. Deren Flügel, riesig im Vergleich zum zierlichen Körper, wiesen Zeichnungen auf, vor deren Schönheit ich beinahe in die Knie gesunken wäre. Wenn die dumpfe Natur solche Perfektion hervorzubringen vermochte - wozu sollte es dann noch beschränkte Intelligenzwesen wie uns geben?
    »Sie gehören alle derselben Art an. Aber einer davon«, sagte die Führerin, »könnte ein Klingenfalter sein. Wir ahnen nicht im Mindesten, welcher; nicht einmal, ob überhaupt. Seit Jahrtausenden beobachten wir diese Spezies. Oft passiert Wochen und Monate lang nichts. Dann kommt es unvermittelt zu einer sprunghaften Mutation. Dutzende Sensoren sind auf die Bewohner dieses Käfigs gerichtet. Wir wollen ergründen: Wieso, aus welchem Anlass, aufgrund welchen Signals verwandelt sich einer davon in eine Mordbestie?«
    Plötzlich verkrampften sich meine Zehen. Hitze stieg durch die Beine nach oben, in Bauch und Brustkorb, umfing meinen Kiefer, meine Schläfen. Als lösten sich Folien von meinen Augen ab, klärte sich meine Sicht, und ich erkannte, was ich zu tun hatte.
    Zugleich brach einer der Schmetterlinge aus dem anmutigen Tanz aus, den er zusammen mit seinen Artgenossen vollführt hatte. Blitze umzuckten seine fragile Körperform, oder nein: Reflexionen der zahlreichen Lichtquellen auf den hauchdünnen Klingen, zu denen sich seine Flügel schlagartig umgebildet hatten.
    »Schätzt euch glücklich!«, posaunte die Führerin, hörbar erregt. »Ihr werdet Zeugen eines seltenen Vorgangs ...«
    Ich würgte. Mir war, als würde mein Innerstes nach außen gestülpt. Aus den Augenwinkeln sah ich — obwohl ich mehr als genug mit mir selbst zu tun hatte -, wie sich der pervertierte Falter auf seine Artgenossen stürzte. Die aberwitzig rotierenden Klingen zerhackten, was in ihre Reichweite kam. Es dauerte keine Minute, dann waren die Scheiben des Terrariums mit buntem Blut bekleckert, und nichts mehr lebte darin außer dem hin und her flirrenden, weiter wütenden Klingenfalter.
    Mein Magen rebellierte. Ich torkelte in die nahe Toilettenanlage und übergab mich. Im Schutz der verschlossenen Hygienezelle, inmitten saurer Gerüche, wanderte meine Hand wie von selbst nach unten, zur Hüfte, und ertastete die winzige Narbe, die unsichtbare Naht.
    Klingen, scharfe, wunderschöne Klingen...
    Mit einem Fingernagel löste ich den Hautlappen ab. Es tat nicht weh. Darunter, dahinter eröffnete sich ein Fach. Winzige Phiolen waren drin angeordnet, nummeriert von eins bis sieben. Die Erste nahm ich heraus. Ich hielt sie mir vor Augen und spürte, wie die Wärme meiner Handfläche die Schutzhülle auflöste. Geringe Mengen einer glasklaren, leicht perlenden Flüssigkeit benetzten meine Haut, sickerten ein, verschwanden.
    Mich traf der Blitz. Einer? Ein ganzes Feuerwerk!
    Weißt du,
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