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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
Autoren: Leo Lukas
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setzte sie fort: »Aber keine Sorge. Die wenigen in der Milchstraße vorkommenden Populationen der Q'q'ffoor, die übrigens manchmal eine Ausdehnung von mehreren Lichtsekunden erreichen, sind seit einer halben Ewigkeit kartografiert. Sie stehen unter permanenter Beobachtung durch äußerst stabile Passivsonden. Für gewöhnlich halten sich die Trauben, scheu wie sie sind, in den Weiten des Leerraums auf. Sie bevorzugen Regionen fernab aller Sonnen, Nebel oder sonstiger kosmischer Objekte; und sie bewegen sich kaum oder nur sehr langsam fort. Falls sie versehentlich in die Nähe interstellarer Flugrouten oder Hyper-funk-Relaisstrecken zu driften drohen, ergeht unverzüglich Warnung an alle raumfahrenden Völker im weiten Umkreis. Notfalls werden die Q'q'ffoor mittels energetischer Projektionen, welche die Emissionen bewohnter Sternsysteme vortäuschen, sanft wieder in abgeschiedene Sektoren zurückgedrängt.«
    Wie meist bei solchen Anlässen, fühlte sich der Dümmste in der Runde bemüßigt, einen Kommentar abzugeben. »Klingt ziemlich aufwändig. Warum pustet ihr die Viecher nicht einfach aus dem All?«, fragte Kudo-Ma, unser Stellvertretender Delegationsleiter. »Dann wäre das Ungeziefer ein für alle Mal beseitigt und die Sache gegessen.«
    »Könntest du an etwas Anderes denken als an deinen Magen«, tadelte ihn scharf Emissärin Verno-Kier, »hättest du den Ausführungen unserer reizenden Betreuerin entnommen, dass es den Förderern der Menagerie von Kartum ja gerade auch um die Erhaltung derlei exotischer Arten geht. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass längst ein Mittel gegen das Q'q'ffoor-Gift gefunden wurde. Nicht wahr?«
    »In der Tat«, bestätigte die Führerin mit ganz leicht indigniertem Unterton. »Die Entwicklung und Bereitstellung von Gegengiften ist seit jeher einer unserer bedeutendsten Forschungszweige. Ich wage sogar zu behaupten, dass es in der ganzen Milchstraße kein Toxin gibt, für das wir nicht eine ausreichende Menge von Antidoten vorrätig hätten.«
    Beruhigtes Aufseufzen erklang reihum.
    »Bloß eine Anti-Idioten-Arznei«, sagte Verno-Kier mit einem vernichtenden Seitenblick auf Kudo-Ma, »habt ihr leider noch nicht gefunden.«
    Die Führerin stimmte dröhnend in die allgemeine Heiterkeit ein, wobei sich ihr schuppiger Körper wie in Krämpfen wand. Abrupt wurde sie wieder ernst. »Selbst wenn es so etwas gäbe, verböte es die medizinische Ethik, über neunzig Prozent der MilchstraßenBevölkerung auszurotten.«
    Viele derjenigen, die sich gerade, ängstlich zum Bullauge schielend, um die Führerin geschart hatten, rückten wieder von ihr ab.
    »Das war ein Scherz«, sagte sie etwas zu laut »Ha. Ha. Ha.«
    Niemand lachte.
    Gifte. Medizin. Drogen. In einer der antiken terranischen Sprachen soll »Gift« sogar gleichbedeutend mit »Begabung« oder »Geschenk« gewesen sein. Lustig, nicht wahr? Unbestritten ein faszinierendes Thema angesichts dessen, wie leicht unsere Denkapparate durch gewisse Substanzen manipulierbar sind - und wie sehr wir danach streben, unbequeme Teile unseres Bewusstseins zeitweilig auszuschalten, wenn nicht dauerhaft abzutöten. Grundsätzlich hochinteressant, oh doch; nur nicht zu dieser für mich subjektiv so späten Stunde.
    Ich wollte gerade fragen, ob es hier Ruheräume gab, oder wenigstens Foyers, die mit Liegestühlen oder weichen Couchen bestückt waren. Kudo-Ma kam mir zuvor.
    »Gut zu wissen«, keifte er, »dass hier alle erdenklichen Gegengifte vorrätig sind. Schließlich haben manche Volksgruppen geraume Zeit die übrigen damit erpresst, dass sie, und nur sie, über Mittel verfügten, besonders mörderische Epidemien einzudämmen.« Bei diesen Worten richtete er seine Facetten auf mich. Keineswegs zufällig; ganz im Gegenteil, er starrte mich impertinent an. »Epidemien, welche insgeheim, etlichen Quellen zufolge, von exakt denselben Leuten verbreitet worden waren, die sich danach als die großen Heiler gebärdeten. Und damit Unsummen verdienten... «
    Das musste ja kommen. Kudo-Ma, verärgert und gedemütigt durch den lässigen Seitenhieb der Emissärin, spielte die letzte Trumpfkarte aus, die ihm verblieben war: die Rassenkarte.
    Versteh mich richtig: Niemand glotzte. Dass alle ihre Blicke abwendeten, tat viel mehr weh. Inmitten der Insektoiden - selbst die kegelförmige Führerin hatte sechs Extremitäten - stach ich heraus wie eine Kerzenflamme zwischen Eiswürfeln.
    Csigul, von wo wir kamen, ist ein kleines Sternchen: zu annektieren
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