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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann
Autoren: Hubert Haensel
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ziehe ich den Arm zurück, und der Deckel fällt zu. Es gibt nur ein hartes Geräusch.
    Ich kann mich nicht einmal aufsetzen, so niedrig ist das Zwischendeck. Und finster ist es hier. Schade. Aber was gibt es schon zu sehen? Viele verkapselte Steckverbindungen, Rohrleitungen, in denen Flüssigkeiten gluckern, und anderes Zeug. Das kenne ich alles schon aus den Holos, die Sam mir zeigt.
    Sam ist meine Positronik. Ich habe sie zum vierten Geburtstag bekommen. Sam ist ein Kind der Hauptpositronik, hat Ma gesagt, doch das ist nicht wahr. Sam ist ein separates Speichersegment. Schön wäre es, wenn ich eine eigene Biopositronik hätte, einen lebenden Spielfreund. Sam ist ja doch nur eine Maschine.
    Es riecht schlecht. Nach abgestandener Luft und nach Staub. Bei den großen Maschinen im Triebwerksbereich riecht es auch oft so. Ozon ... Ja, so heißt das Zeug, das in der Nase beißt und im Hals kratzt.
    »Au!«
    Ich habe mir den Kopf angeschlagen. Weil ich vergessen habe, dass der Raum so niedrig ist.
    »Bei allen verdammten Kometen der Milchstraße ...« Ich muss kichern. Dad flucht so, aber Ma sagt, dass ein erwachsener Mensch nicht fluchen soll. Ich bin nicht erwachsen. »Bei allen verdammten Kometen ...«
    Ma kommt!
    Oder? Das ist nicht Esther-Mas Stimme, auch nicht die von Esther-O. Das ist ... Jetzt höre ich den Meldeton. Danach redet die Stimme wieder. Das ist die Hauptpositronik mit einer Durchsage. Die Stimme klingt ganz weit weg.
    »... alle Stationen besetzen! Die NAUTILUS hat ihr Flugziel sehr nahe an der Sonne erreicht. Die Ortung zeigt im weiten Bereich mehrere Hyperkristalle auf, die geborgen werden müssen. – Ich wiederhole: Alarmsituation! Die Besatzung wird aufgefordert, alle Stationen zu besetzen! Die NAUTILUS ...«
    Nein! Bei allen verdammten Kometen ... Ich will nicht mit dem Spiel aufhören und in die Zentrale zurück. Auch wenn Ma immer sagt, dass jede Meldung der Positronik beachtet werden muss.
    Ich denke nicht daran, das schöne Versteck aufzugeben. Ich habe nichts gehört, gar nichts. Weil ich mir den Kopf angeschlagen habe.
    Noch einmal. Ich stemme mich in die Höhe und ... Au, das tut richtig weh. Nass und klebrig läuft es mir über die Stirn, es pappt sogar an den Fingern.
    Blut.
    Nun höre ich die Durchsage wirklich nicht mehr, das ist die beste Ausrede.
    Ich lausche wieder. Irgendwo im Schiff werden die Geräusche anders. Hier in dem Zwischendeck ist das Schiff viel lauter, nur nicht die Alarmmeldung der Positronik.
    Meine Stirn tut weh. Aber das ist egal. Hauptsache, Ma findet mich nicht. Ich warte hier, bis ich Hunger kriege. Oder Durst.
    Da ist plötzlich Licht. Richtig hell. Mein Armband hat sich eingeschaltet. Es vibriert.
    Ich bin enttäuscht. Ma sucht nach mir. Es kann nur sie sein, die mich über Funk ruft. Oder Dad. Vielleicht auch Sam? Nein, ich will es nicht wissen, ich melde mich nicht.
    Ma ruft an, weil sie mich vermisst. Wann war die Durchsage? Vor ein paar Minuten? Oder schon länger? Ich habe nicht aufgepasst. Es ist bestimmt länger her. Wenn ich mich jetzt erst melde, gibt es Ärger. Aber ich will keine Vorwürfe hören. Schließlich habe ich nichts getan, nur geschlafen. Das ist es: Ich bin eingeschlafen, dafür kann ich nichts. Dann wird Eliah mir auch nicht das Simulationsspiel mit Sam verbieten.
    Hier bleiben darf ich nur nicht länger. Ich muss zurückgehen und wohl sagen, wo ich mich versteckt habe. Schade. Aber ich habe nichts mitbekommen, egal, was sie mich fragen.
    Ich ... Das gibt es nicht, oder? Die Klappe hat keinen Griff. Ich suche mit beiden Händen – da ist nichts. Mit den Fingernägeln spüre ich den Spalt rundherum, nur kann ich nicht hineingreifen.
    »Ma ... Ma, ich ...« Das Rufzeichen hat aufgehört. Immerhin kann ich die Lichtfunktion auch ohne Anruf einschalten. Warum nicht gleich? Das Armband ist nicht besonders hell, aber ich kann die Platte damit ableuchten. Sie sitzt wirklich fest.
    »Ma ... Ich, ich habe das nicht gewollt. Wenn du mich holst ...«
    Feigling! Kein Grund, zu schluchzen. Das Versteck ist doch toll. Und was kann schon passieren? Es gibt bestimmt andere Ausgänge. Ich muss einfach weiterkriechen.
    Das Licht am Handgelenk hilft mir nicht recht. Es ist zu schwach und reicht gerade so weit, wie ich den Arm ausstrecken kann. Ich sehe Verstrebungen und Leitungen. Alles ziemlich eng. Aber wenn ich der Leitung folge, komme ich bestimmt zu einem Ausgang. Vielleicht bis in die Zentrale.
    Warum habe ich Sam nicht vorher gefragt, was mich
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