Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
siehst nichts.
    Oder doch?
     
    *
     
    Der Roboter schwebt vorbei und verschwindet in Richtung der Laborräume. Weil ich die Luft anhalte und mich nicht bewege, höre ich sogar sein leises Summen. Gleich darauf ist es wieder still.
    Ich muss mich verstecken. Diesmal weiß ich genau, wo Esther-Ma mich nicht finden kann. Der blöde Roboter wäre mir fast in die Quere gekommen. Aber nun ist er fort.
    Ich zwänge mich aus der Nische, in der ich der Reinigungsmaschine gerade noch ausweichen konnte. »Dieser Bereich der NAUTILUS ist für dich verboten.« Solche Ermahnungen haben die Roboter immer für mich, wenn sie mir im Schiff begegnen. »Du bist erst fünf Jahre alt, Nemo Partijan. Niemand will, dass dir etwas zustößt.«
    Mir geschieht nichts. Ich kann auf mich aufpassen, schließlich bin ich schon groß.
    Jetzt muss ich weiter – unbedingt. Ma wird mich nicht finden. Und Dad?
    »Eliah Partijan, du läufst blind durch die Gegend.« Das sagt Esther-Ma oft zu meinem Vater. Sie hat recht. Hat Dad mich schon einmal gefunden? Nein. Die NAUTILUS ist größer, als es den Anschein hat. Fünfzig Meter misst unser Kugelraumschiff. Das sind mehr als hundert Schritte von einer Seite zur anderen, viel mehr. Ich habe es ausprobiert.
    Vor mir ist der Antigravschacht. Ich höre Stimmen von dort. Der so laut redet, ist mein Vater. Und der andere? Er lacht und spricht von Schätzen im Weltraum, nahe der Sonne. Das ist der alte Pirner, unser Pilot. Wenn sie den Schacht verlassen, sehen sie mich. Ich kann nicht mehr weglaufen ...
    .... ich schlage die Hände vor die Augen und kneife die Lider ganz fest zu. So fest, dass ich mit den Zähnen knirsche. Eliah sieht mich nicht, wenn ich das mache. Nie hat er mich so entdeckt.
    Beide schweben weiter aufwärts – zur Zentrale. Gut so.
    Bald wird Ma mich suchen. Meine Stiefel habe ich in der Kabine gelassen. Ich brauche sie nicht. Mit Stiefeln, sagt Esther-Ma, bin ich ein Trampeltier. Also bin ich ohne Stiefel keines.
    Das Schott zur Nottreppe ist gleich neben dem Antigravschacht. Aber die Kamera unter der Decke wird mich verraten, das weiß ich. Sie reagiert auf jede Bewegung. In der Zentrale sieht Ma dann, wo ich bin. Das ist gemein.
    Ich kann aber genauso gemein sein wie die Erwachsenen, ich habe heimlich eine kleine Fernsteuerung weggenommen. An der Kamera war eben noch ein Lichtpunkt zu sehen. Ich kann ihn ausschalten und an und wieder aus.
    Lauf los, Nemo!, sage ich mir.
    Der Boden ist glatt. Ich rutsche bis zum Schott. Es geht nicht von selbst auf, ich muss meine Hand an die Wand drücken. Und noch einmal, damit der Zugang sich hinter mir wieder schließt.
    Die Treppe nach oben ist eng. Der düstere rötliche Lichtschein gefällt mir nicht. Aber das ist egal. Ich war vor Tagen schon hier und habe mich umgesehen. Ma hat es nicht erfahren, Dad sowieso nicht.
    Zwei Stockwerke steige ich hoch, bis zu der schmalen Tür. Diesmal wird Ma mich nicht finden. Hinter der Tür gibt es Wartungskanäle. So viel kann ich schon lesen, das habe ich von Sam gelernt. Ma weiß nichts davon und Dad auch nicht. Vielleicht überrasche ich sie damit. Mal sehen. Verstecken macht Spaß, aber auch die Planeten zu betrachten und die Sonne – und sogar die Howanetze.
    Nächstes Jahr, sagt Ma, werde ich lernen müssen, dann gibt es keine Spiele mehr.
    Doch! Weil ich dann schon alles weiß. Ich übe nämlich weiter Lesen. Und rechnen will ich auch.
    Hinter der Tür ist eine enge Kammer.
    »Nur Wartungsroboter«, steht auf einer geschlossenen Klappe. »Zentralsegment der Entsorgung«, lese ich neben einem Durchgang. Ich glaube, das hat mit Abfällen zu tun. Alles, was gefährlich ist, ist beschriftet.
    An den Stufen und dem kleinen Podest steht nichts. Von da aus kann ich die Klappe in der Decke öffnen. Ich muss sie nach oben stoßen, und sie kippt zur Seite, macht viel Lärm dabei. Das ist schlimm.
    Soll ich wegrennen?
    Nein. Ma wird nämlich glauben, dass ich das getan habe. Also bleibe ich hier. Über mir ist ein Zwischendeck. Nur kleine Wartungsroboter passen da hinein. Ich auch. Dad würde bestimmt stecken bleiben.
    Ma sagt immer: »Wenn du etwas wirklich willst, dann mach es. Warte nicht, bis du keine Zeit mehr dafür hast.« Ich will es. Das wird lustig, wenn Ma mich nicht findet.
    Ich steige durch die Öffnung und versuche, den Deckel geräuschlos zu schließen. Ganz langsam lasse ich ihn sinken. Er ist schwer, doch ich bin stark. Trotzdem tut es weh, als er mir an der Kante die Hand einklemmt. Schnell
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher