Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
reduzierte sich auf Warten, Beobachten, Bangen und Hoffen.
    Es gab solche, die sich nach wie vor gegen die Aufnahme in das QIN SHI-Konstrukt wehrten. Diese Unverbesserlichen würden entleibt und zu ihrem Glück gezwungen werden; dafür war gesorgt.
    Etwa zehntausend Oraccameo, treue Anhänger des Reiches, würden zurückbleiben, würden zurückbleiben müssen, um letzte Handgriffe zu tun. Sie würden das Licht löschen, den Raum verlassen und ihn abschließen, um sich in die Isolation zurückzuziehen und das Wirken des neuen Wesens zu beobachten. Sie waren die Verlierer dieses Spiels, so glaubten sie.
    Maran Dana Fogga beobachtete seinen Halter. Er lag neben ihm und wurde künstlich ernährt. Er hatte alles unternommen, um den Obersten Herrn am Leben zu erhalten und ihm diesen einen Augenblick vermeintlichen Triumphs zu vergönnen – um ihn danach in ein Jammertal der Windstille zu schicken.
    »Gut, gut!«, krächzte der alte Mann. »Wir schaffen es. Ich schaffe es.«
    »Selbstverständlich schaffst du es!«
    »Mein Körper ist hinfällig, aber mein Geist frisch. Er ist hungrig. Er wird sich in diesem Strom an Bewusstseinen gut zurechtfinden. Ich werde rasch wieder jene Position einnehmen, die mir gebührt.«
    Es ging Wörgut Gooswart um die Macht, wie stets. Er wollte die Geschicke seines Volkes weiterhin lenken, er hatte niemals ein anderes Ziel vor Augen gehabt. Der Oberste hatte vor, bis in alle Ewigkeit zu herrschen.
    »Du wirst gemeinsam mit uns in QIN SHI aufgehen«, flüsterte der Oraccameo. »Ist es das, was du immer wolltest? In meiner Nähe bleiben, um diesen Moment mitzuerleben? Um endlich einmal gleichberechtigt mit den Oraccameo zu sein?«
    Die lebenserhaltenden Systeme warnten, dass Wörgut Gooswart trotz aller unterstützenden Maßnahmen an der Grenze zum Tod stand. Es war einzig seine Willenskraft, die ihn am Leben erhielt.
    »Ich hatte niemals vor, ein Teil QIN SHIS zu werden.«
    »Sondern?«
    Das Bewusstsein Wörgut Gooswarts erlosch. Es würde verwehen, wenn die über Ora positionierten Weltengeißeln nicht bald mit ihrer Arbeit begannen. Sollte sein Plan im letzten Augenblick scheitern, sollte Fogga doch noch verlieren?
    Nein!
    Das Wort Niederlage kam in Foggas Wortschatz nicht vor.
    Er beugte sich weit über den Alten. Er hätte so viel zu sagen gehabt; hätte von Rache und von all den Gefühlen reden wollen, die in seinen ältesten Gedankenblasen gespeichert waren und die er niemals hatte freisetzen dürfen. Doch es musste genügen, dem Obersten einige wenige Worte mit auf die Reise zu geben.
    »Die Weltengeißel wird euch allesamt packen und in dieses Bewusstseinskonstrukt stopfen, so, wie es gedacht war. Doch danach wird alles ganz anders kommen. Dafür habe ich gesorgt, Halter.«
    »Ich verstehe nicht ... Warum ...«
    Die letzten gesprochenen Worte Wörgut Gooswarts waren belanglos. Sie klangen schläfrig. Der Oberste war bereits weit, weit weg.
    Fogga sagte: »Es wird etwas ganz und gar nicht so laufen, wie du es gern hättest. Dein Volk wird vergehen. Das Geisteswesen QIN SHI ist bloß ein Traum, den ich dir und deinem Vorgänger vorgegaukelt habe.«
    »Was sagst du da ...?«
    »Das Robotwerk – du erinnerst dich? Die Verbündeten der Kuippri? Von denen man stets dachte, sie wären willfährige Partner, dumme Maschinen? Nicht gut genug, um Fortschritte zu machen? – Nun, das war es, was man euch glauben machen wollte. Um genauer zu sein: Ich habe dafür gesorgt, dass ihr das Robotkonstrukt für zu dumm hieltet, eigene Gedanken und eigene Ideen zu entwickeln.«
    Die Worte sprudelten wie von selbst aus seinem Mund. Maran Dana Fogga fühlte Erleichterung, nun, da alle seine Gedanken zueinanderfanden, da ein Zahnrad ins andere griff und sich eine Maschinerie in Bewegung setzte, die nicht mehr aufgehalten werden konnte.
    »Ihr habt diese Dinge niemals hinterfragt. Für euch Oraccameo war klar, dass ihr mit aller Erbarmungslosigkeit gegen die Kuippri vorgehen müsstet, um zur selben Zeit das Robotwerk zu vernichten. Wie dumm und blasiert ihr bloß seid!«
    Er ließ eine schadhaft gewordene Gedankenblase zerplatzen. Der Inhalt tropfte auf das Gesicht seines Halters hinab und verätzte einige Alterswarzen. Der Schmerz würde ihn berühren und ihn jene letzten Sekunden zurückhalten, die es noch bis zur Aktivierung der Weltengeißel über Ora bedurfte.
    »Bist du denn niemals auf den Gedanken kommen, dass ich im Dienste des Robotwerks stehen könnte? Dass ich von ihm hochgezogen und ernährt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher