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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Weltengeißeln in Bewegung.«
    »Tun wir das Richtige? Haben wir den richtigen Weg eingeschlagen?« Gooswarts Worte waren kaum zu verstehen.
    »Ja! Das Volk der Oraccameo hat sich diesen Schritt verdient.«
    Das Elend des Obersten Herrn war nicht zu übersehen. Er war in eine sitzende Position gezwungen, eine Antigravscheibe bewegte ihn vorwärts. Winzige Roboteinheiten umsorgten ihn, neunzig Prozent seiner körperlichen Aktivitäten wurden mittlerweile von Maschinen erledigt. Atmung, Herzschlag, Lungentätigkeit – dies alles war fremdbestimmt. In seinem Leib steckten mehr als zwanzig Sonden, die jederzeit durch weitere robotische Gesundheitspolizisten ergänzt werden konnten.
    Fogga betrachtete das Ergebnis ihrer langjährigen Forschungsarbeit. Die Wissenschaftler der Oraccameo, meist aus Hilfsvölkern rekrutiert und in den Dienst gezwungen, hatten mithilfe der Explorer-Schiffe im Almea-Sektor unzählige Kandidaten für den Einsatz der Weltengeißel ausfindig gemacht. Vier von ihnen wurden eben ausgewählt.
    Es spielte keine Rolle, wie diese Geschöpfe hießen, was sie konnten, welche Geschichte sie hatten. Es zählten einzig und allein ihr intellektuelles Potenzial und einige Parameter, über die Fogga viel Schaumhaar geopfert hatte.
    Fogga spürte dieses ganz besondere Gefühl auf seinem Kopf. Winzige Blubberblasen bewegten sich darüber hinweg. Doch sie lösten sich nicht, sie blieben mit der Haut verwachsen, und sie erzeugten Freude.
    Er hatte es geschafft.
    »Du musst die notwendigen Anweisungen geben, Halter«, drängte er Gooswart und deutete auf die rot leuchtenden Befehlsfelder vor der Antigravliege des Obersten Herrn. »Unzählige Oraccameo sehen dir auf die Finger. Sie alle wissen, was nun geschieht. Es ist bloß eine Geste – aber sie ist wichtiger als alles andere, was du während der letzten Jahre geleistet hast.«
    Was nicht sonderlich viel bedeutet. Du hast kaum noch etwas zum Gelingen dieses Projekts beigetragen, alter, sterbender Mann.
    Wörgut Gooswart hob die Finger. Ein Prallfeld unterstützte ihn dabei und schob die Hand unendlich langsam auf die Befehlsfelder zu. Diese Bilder, einerseits rührend, andererseits die völlige Hingabe des Obersten Herren beweisend, würden letzte Zweifler davon überzeugen, dass es gut und richtig war, sich den Kollektoren zu überantworten.
    Sein Halter tat die notwendigen Handgriffe, zittrig und unter Aufbietung letzter Kräfte. Von nun an war alles unabänderlich, es gab kein Zurück mehr.
    Hunderte Weltengeißeln taten ihr Werk: Vier Völker wurden mit dem körperlichen Tod konfrontiert, während die Zasa-Piloten die Flotte der Oraccameo in die Sicherheit des Kalten Raums verschoben.
    Jeder Handgriff saß, jede Schiffsbewegung war vorhersehbar, die Arbeit der Weltengeißeln jederzeit nachvollziehbar. Alles geschah in einer Synchronizität, die Fogga mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. Weitere Gedanken blubberten seinen Kopf entlang, stiegen hoch, verteilten sich im Raum. Selten zuvor hatte er eine derartige Erregung gespürt. Das Ziel war erreicht, sein Lebensplan ging in Erfüllung!
    Erste Bilder zeigten die Sterbenden vierer Welten. Wie sich synchron dazu die Kollektoren allmählich füllten, war anhand der Messgeräte gut zu erkennen. Es würde kaum länger als einen Ora-Tag dauern, bis die Bewusstseine vieler Milliarden Wesen erfasst und gespeichert waren.
    Fogga betrachtete Statistiken, die das Wachsen und das Erwachen eines Geisteswesens darzustellen versuchten. Bilder zeigten ein waberndes Etwas; es griff um sich, definierte sich selbst, dehnte sich aus. Es waren die Geburtswehen des neu entstehenden Wesens, das auf höherdimensionaler Ebene wuchs und wuchs und wuchs.
    Unbändiger Schmerz wurde in Messkurven dargestellt. Die Verzweiflung. Die Panik der Betroffenen. Das alles vermengte sich. Mit dem Gefühl der Überraschung – und ja, mit einer Ahnung von Freude.
    Die in den Kollektoren angereicherten Bewusstseinsinhalte nahmen die anderen wahr, spürten sie, durchdrangen sie und verloren sich in einer Menge, die keinerlei Substanz besaß. Unzählige Gedankentropfen wurden zu vielen Pfützen, zu einigen Seen, zu einem von vier Ozeanen, die ineinanderflossen. In einem Vorgang, der neue Aufregung in eine ohnedies leidgeplagte Galaxis brachte und fragile hyperphysikalische Zonen noch weiter belastete.
    Zeit verrann. Die Oraccameo auf unzähligen Welten verfolgten gebannt und fasziniert die Geschehnisse. In ihrem Reich standen die Uhren still. Das Leben
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