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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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telepathisch nach, was der Sayporaner mit dem Spainkon und seinen Sphären meinte: ein Datennetzwerk auf Hyperfunkbasis, ausgestattet mit Billionen von Relais wie mit virtuellen Knotenpunkten. Das Ganze gegliedert in Stratosphären und gestaffelte Zugangsberechtigungen.
    Wie die terranischen Syntroniken vor der Hyperimpedanz-Katastrophe, dachte Sarmotte. Dass dieses Spainkon an der Schwelle zum Selbstbewusstsein gestanden hatte und von den Sayporanern gehindert worden war zu erwachen, wusste Choursterc, verschwieg es aber.
    Siehe da, dachte Sarmotte.
    »Und dann kam QIN SHI«, sagte Toufec.
    »Wir waren ein junges Volk, als die Sayporanische Konstitution ganz Ayr befriedet hatte. Wir waren jung, als wir die erste Sternenbrücke nach Gonvayr schlugen und von Gonvayr aus weiter nach U'tray und noch weiter nach Voccaur und ...« Choursterc unterbrach sich und fuhr dann mit der Achiary-Stimme fort: »Millionen Jahre. Sie sind so unvorstellbar alt. Älter als die Lemurer; älter als die Ganjasen.«
    »Wir wollten über QIN SHI sprechen«, erinnerte Toufec.
    »QIN SHI«, nahm Choursterc den Faden auf, »war etwas, das wir bis dahin nicht gekannt hatten: ein lebendiges Metasubjekt – eine lebende Superintelligenz. Wir waren auf unserem Weg über die Sternenbrücken in Regionen jenseits des Siegels vorgedrungen, und wir waren zweimal den Leichen solcher Metasubjekte begegnet. In einem Fall haben unsere Wissenschaftler sogar das Sterben einer Superintelligenz beobachtet.«
    Als Choursterc verstummte, stippte Sarmotte kurz in seine Gedanken. ALLDAR, vernahm sie seine Gedanken. Und ihr Freitod im TOMBARSISCHEN SCHOCK.
    »Wir hatten gesehen, welche Befreiung ein solcher Tod bewirken konnte. Und welche Verheerungen. Wir hatten sogar erfahren, dass alle Verheerungen, die das Sterben einer solchen mentalen und technischen Supermacht anrichten konnte, nichts waren im Vergleich zu dem Desaster, das geschieht, wenn eine Superintelligenz sich zu einer Materiesenke verkehrt.
    Wir hatten gelernt, Regionen zu meiden, in denen solche Niederungen bestehen. QIN SHI dagegen war eine wissenschaftliche Sensation. Ein vitales, gegenwärtiges Metasubjekt. Und er war anders, als wir uns Kreaturen dieses Ranges vorgestellt haben: grauenvoll. Tabulos. Infernalisch.«
    »Er hat euch fasziniert«, erkannte Sarmotte mit leichtem Erschrecken.
    »Wir hatten damals bereits die meisten der Sternenbrücken hinter uns abgebrochen. Einige andere haben wir gewissen Pächtern überlassen.« Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte wie ein Spuk. »Wir waren nicht mehr viele. Unsere ganze Art war alt geworden, wie die meisten unserer Art alt geworden waren. Und vereinzelt. So vereinzelt, dass eine Fortpflanzung nicht mehr möglich war.«
    »Euere genetischen Eingriffe haben jedes Individuum zu einer isolierten Art gemacht?«, fragte Sarmotte kalt.
    Choursterc ging nicht darauf ein. Wozu auch. Jeder im Raum wusste, dass es so war. »Vielleicht ...« Er schloss die Augen und schien über irgendetwas nachzusinnen.
    Sarmotte glitt in seinen Geist. Sie spürte eine eigentümliche Mischung aus Scham und Triumph, Zorn und Resignation.
    »In meinen jungen Jahren habe ich gedacht: Eines Tages, wenn mich unsere Wissenschaft, unser Vermögen weit über alle Schranken hinausgehoben haben wird, die natürlichen Lebewesen gesetzt sind, eines sehr fernen Tages werde ich all das satthaben. Und satt und zufrieden, wie ich dann sein werde, werde ich vom Leben lassen können, einfach so.«
    Er schwieg.
    »Aber so einfach ist es nicht«, half Sarmotte ihm aus.
    »Nein«, gestand Choursterc, und in seinem Gesicht drückte sich eine Qual aus, die Toufec wie Sarmotte namenlos schien. »Wir standen vor der Verendung, als wir das Angebot unterbreiteten, seine Diener zu werden.«
    »Eine Demütigung für eine Kultur, die immer und alles besiegt hatte«, warf Toufec ein. Wenn er spöttisch hatte klingen wollen, war ihm das gründlich misslungen.
    »Es war keine Demütigung. Wir verfolgten einen Plan. Wir dachten, wir wären wertvolle Diener. Nicht zuletzt, weil wir über die Koordinaten verfügten, an denen etwas zu finden war, wonach es QIN SHI verlangte.«
    »Die Korpora von Superintelligenzen«, riet Sarmotte.
    »Ja. Und wir dachten: Je verlässlicher wir als Diener würden, je unverzichtbarer, desto mehr werde sich QIN SHI auf uns stützen. Irgendwann, im Zenit unserer Knechtschaft, würde er derart abhängig von uns sein, dass der Knecht zum Herrn geworden wäre, der Herr zum
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