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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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...«
    »... das havarierte Raumschiff einer technisch höherstehenden Zivilisation«, tippte Sarmotte.
    Die Stimme ihres Gegenübers klang alt: »Kein Raumschiff. Eine Stadt, verborgen in einem Krater. Verlassen seit Äonen. Aber die Stadt war nicht tot. Sie hatte die Sayporaner beobachtet. Sie adoptierte uns geradezu.«
    Shanda Sarmotte hatte bemerkte, dass Toufec unruhig geworden war. »Wie hieß diese Stadt?«, wollte er wissen. »Wie hießen ihre Bewohner?«
    »Sie war verlassen«, sagte Choursterc. »Seit Äonen. Aber alles, was wir vorfanden – die Räume, die Möbel –, alles wies sayporanische Proportionen auf. Alles war wie für uns gemacht. Die Stadt beriet uns. Sie erweiterte unser Bewusstsein.«
    »Lieferte sie euch Waffen?«
    »Sie stellte uns Schutzschirme zur Verfügung. Keine Angriffswaffen. Antriebe für überlichtschnelle Raumfahrt. Einfache, aber solide Transitionstechnologie.«
    Toufec fragte: »Befindet sich diese Stadt immer noch auf Saypors Mond?«
    »Ja«, sagte Choursterc. »Allerdings ist sie seit Langem versiegelt.«
    Toufec nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte Sarmotte. »Warum sind die Sayporaner ...« Sie ließ den Satz offen.
    Das Benat-Lächeln erschien. »Warum sie nicht so geworden sind wie die Terraner? Aber das sind sie! Sie begannen, Planeten in anderen Sonnensystemen zu besiedeln. Zunächst beschränkten sie sich auf den eigenen Sternsektor in ihrer Heimatgalaxis Ayr. Sie trafen auf andere Lebewesen, andere Zivilisationen, andere Sternenfahrer.
    Sie trafen auf die Ghasspaden, ein friedfertiges, in ihrer Nachsicht mit allem wehrloses Volk, das von einer Kybernetischen Zivilisation bedrängt wurde. Die Ghasspaden stellten den Sayporanern zunächst kleinere Verbände ihrer stillgelegten Flotten, bald ganze Flottenkontingente zur Verfügung.
    Die Sayporaner rüsteten diese Schiffe um und setzten sich im Namen der Ghasspaden zur Wehr und gewannen schließlich die Kybernetische Zivilisation zu ihren Verbündeten. Jedenfalls eines ihrer weitreichendsten Programme und die dazugehörigen Maschinen.«
    Als Sarmotte diesmal in den Geist des Sayporaners stippte, sah sie die vier in die Tiefe des Raums ausgestreckten Arme – die nicht nur Arme waren. Und das violette Irrlichtern hinter den geschlossenen Lidern.
    Die Kybernetische Zivilisation, erkannte Sarmotte. Die Utrofaren sind die Posbis der Sayporaner. Sie war überrascht von den Ähnlichkeiten zwischen dem sayporanischen Geschichtsverlauf und der Historie der Terraner.
    Wir müssen den Sayporanern tatsächlich wie eine jüngere Ausgabe ihrer selbst erscheinen.
    Die Achiary-Stimme hatte längst weitererzählt. Sarmotte konzentrierte sich wieder und hörte: »Sie gründeten die Sayporanische Konstitution. Doch bei aller Vorsicht und Diplomatie ließen sich bewaffnete Konflikte nicht ganz vermeiden, auch solche gegen übermächtige Gegner nicht. Aber die Sayporaner bestanden alle diese Proben siegreich.«
    »Proben, die wer ihnen auferlegte?«
    Choursterc sagte mit der brüchigen Stimme. »Das war nur ein Bild. Mir ist natürlich bewusst, worauf du anspielst: Die Terraner sind früh in das Vorhabengespinst einer Superintelligenz geraten – teils zu eurem Nachteil, insgesamt aber sicher zu eurem Vorteil.«
    Sarmotte und Toufec sahen sich nachdenklich an. »Ihr nicht?«, wollte Toufec wissen.
    »Nein. Ayr gehörte zu den Versiegelten Regionen.«
    »Versiegelt von wem?«
    Choursterc wirkte müde. Die irisierenden Reflexe auf der Haut verblassten und erloschen ganz. »Wir wissen es nicht. Wir vermuten, dass es eine Kultur war, die sich die Zeitgefährten nannte.«
    »Ah!«, machte Toufec.
    Sarmotte tauchte in die Gedanken von Choursterc. Aber der Sayporaner verband mit dem Ausdruck keine genaueren Angaben. Nur ein merkwürdiges Bild, das Sarmotte in seiner Menschlichkeit zutiefst befremdete: das Bild eines Kindes, das, sehr jung und von den Aufregungen des Tages ermüdet, in den Schlaf gezogen und dort in einen unruhigen Traum gestürzt worden war, sich hin und her wälzte – und das plötzlich ruhig wurde, weil es noch in den kunterbunt-gefährlichen Abgründen seines Traums gespürt hatte, wie jemand an sein Bett getreten war, leichthin, sanft und aufmerksam und von einer alles begütigenden Gegenwart.
    Die Zeitgefährten.
    Choursterc sagte: »Wir forschten. Wir sammelten Wissen. Wir errichteten das Spainkon, weiteten seine Stratosphären aus, Zug um Zug.«
    Shanda Sarmotte schaute kurz
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