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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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Knecht.«
    Toufec lachte lauthals. »Was seid ihr doch für Idioten. Was für verblendete, egoistische, mörderische Idioten.«
    Die Regenbogenhaut Chourstercs verhärtete sich zu blankem Porzellan. Sarmotte glaubte, eine Maske aus Keramik zu sehen.
    Choursterc sagte: »Das Spiel ist doch noch nicht vorbei, Terraner. Es hat eben erst begonnen.«
     
    *
     
    In Gedanken versunken gingen Sarmotte und Toufec zurück zu ihren Quartieren.
    Bevor sie Choursterc verließen, hatte der Sayporaner ihnen mitgeteilt, dass sie das Zielsystem in weniger als sieben Stunden erreicht haben würden – dank Fahrgut Sternenzolls navigatorischer Künste.
    Sarmotte schaute Toufec von der Seite an und überlegte, wie die Erzählung des Sayporaners auf den Mann aus der prä-astronautischen Ära der Erde gewirkt haben mochte.
    Erneut, fast routinenmäßig, suchte sie telepathisch nach seinem Geist. Wie meist verlor sie sich in dem Schleier, der seine Gedanken umhüllte.
    Sie blieb an ihrer Tür stehen; er auch.
    Sie sagte: »Diese Zeitgefährten ...«
    Er nickte nur langsam.
    Sie fragte: »Hattest du etwas wie eine Gefährtin in dieser Stadt Aures? Eine Freundin?«
    »Ich habe einen Dschinn«, sagte Toufec.
    Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Sie lachte. »Das ist vielleicht nicht das Gleiche. Oder ist Pazuzu in der Lage, dir ...?«
    »... sexuelle Gefälligkeiten zu erweisen?«
    »Ja. Ist er wandelbar genug? Erscheint er als Dschinni, wenn es dich danach verlangt?«
    »Unsinn!«, sagte Toufec. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nie ...«
    »... darum gebeten zu zeigen, was sein Fundus noch bietet?«
    Einen Moment lang sahen sie einander in die Augen, ohne zu lächeln. Voller Ernst, voller Möglichkeiten.
    »Für mich«, sagte Toufec schließlich, »ist es immer noch schwierig, so weit in der Zukunft anzukommen.«
    Sarmotte überlegte, ob in diesem Geständnis der Hauch einer Bitte mitschwang, ihm bei dieser Ankunft mit ihrer Nähe behilflich zu sein. Aber dann war der Moment vorübergegangen, wie Momente eben vorübergehen.
    Sie wünschten einander eine gute Nacht.
     
    *
     
    Sarmotte staunte über die Lautlosigkeit. Die Spindelräder der Winkelgetriebe griffen in Kronräder, Schneckenräder in die wenigen Zähne, die sich spiralförmig um den Zylinder der Schnecke wanden; außenradverzahnte Stirnräder liefen Innenradverzahnungen entlang, wie in mechanischer Gefangenschaft. Das Gewirr der Zahnräder trieb Stangen voran und setzte Kolben und Zylinder in Bewegung.
    Sie führte ihren Arm in das Getriebe, immer dorthin, wo sich in der Choreografie der Windungen und Umwälzungen Freiräume ergaben. Manchmal sah es aus, als wichen die bewegten Teile vor ihr zurück.
    Sie spürte die sanfte, aber unnachgiebige Berührung an der linken Schulter und am rechten Ellenbogen und die Kraft, die sie fortzog.
    »Das ist ein wenig gefährlich«, mahnte ihr Vater leise.
    »Wieso?«
    »Hat er dir das gebaut?« Er zog sie ein paar Schritte fort von dem leerlaufenden, in sich kreisenden Zahnradkomplex und zeigte auf den Roboter, der ihm nicht ganz bis zur Hüfte reichte.
    Sie nickte.
    »Blödsinnige Maschine«, murmelte ihr Vater und warf dem mechanischen Helfer einen nachdenklichen Blick zu.
    »Sir Jason ist unzufrieden mit mir?«, plärrte der Roboter.
    »Sie tut mir nichts«, nahm sie ihn in Schutz.
    »Das kann man nie wissen«, sagte ihr Vater.
    Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass man es nicht wissen könne. Sie wusste es doch auch. War sie anders als man?
    »Warum kann man nicht?«, fragte sie.
    Ihr Vater überhörte sie und sagte zu dem Roboter: »Ja, Sir Jason ist unzufrieden mit dir. Alle Baupläne für metallische Konstruktionen werden mir in Zukunft vorgelegt, bevor du etwas für Shanda baust.«
    »Aye«, sagte der Roboter. »Sir Jasons Anweisung ist zu Herzen genommen.«
    Zuerst verdrehte ihr Vater die Augen, sodass Shanda es sehen konnte, anschließend zwinkerte er ihr zu. Ein Friedensangebot.
    Sie spürte die Angst, die ihren Vater an sie band wie ein Anker das Schiff. Nackte Angst, und zwar um sie.
    »Sei nicht böse«, bat sie.
    »Diese Art Roboter sind ein Konstruktionsfehler«, sagte ihr Vater. »Nicht deine Schuld.«
    Sie dachte nach. Es war ihr bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass es mehr als einen geben könnte. Wie dumm von ihr. Dabei war genau das doch das Merkwürdigste in der Erwachsenenwelt: dass es von allem so vieles gab, und nichts war einzigartig. Sogar Väter und Mütter gab es noch und noch. Wie
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