Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Telepathin.«
    »Ja.«
    »Und über welche Gaben verfügst du?«, wandte sich der Sayporaner an Toufec.
    Toufec fuhr sich durch den Bart. »Ich kann überleben.«
     
    *
     
    Als sich die Tür zum Saal öffnete, traten zwei Gestalten ein, wie Sarmotte sie bereits von Druh kannte: Junker und Zofe.
    Sarmotte war sich allerdings sofort sicher, dass es nicht die beiden Personen waren, die sie auf Druh kennengelernt hatten.
    Während die Zofe auf ihren O-Beinen gravitätisch in den Saal schritt, schwebte der Junker auf einem Prallfeld, das zwischen dem Boden und seinen unbewegten Füßen eine Handbreit Raum ließ.
    Wie jeder Junker trug auch er anstelle des Kopfes einen transparenten Zylinder, in dem ein grünes Gewölk wallte, das hin und wieder wie von fernen Blitzen matt erleuchtet wurde.
    Seine Arme lagen der weit über zwei Meter großen Gestalt an der Seite, als hätte sie jemand dort angeschmiedet.
    »Ich heiße Binc«, sagte die Zofe. »Das ist Junker Oburs.«
    Ihr Mund blieb unbewegt, während sie sprach. Stattdessen vibrierte das hellgrün schimmernde Netz, das in der Öffnung ihrer Stirn gespannt war. Auf den haarfeinen Netzfäden saßen und glitzerten winzigste Tropfen, ohne den Halt zu verlieren.
    Mit dem gezackten Loch in der Stirn erinnerte die Zofe an eine kaputte Puppe, die jemand notdürftig geflickt hatte. Binc reichte Sarmotte kaum bis zur Hüfte, war dicklich und schaute mit konzentriertem Blick ins Nichts. Ihr Gesicht hätte ebenso gut eine Maske wie aufgemalt sein können.
    Sie trug eine nachtschwarze Rüstung, steingraue Stulpenstiefel.
    Binc sagte, an Sarmotte gewandt: »Wir geleiten euch jetzt in euer Quartier.«
    Sarmotte und Toufec wurden in die Mitte genommen. Sarmotte versuchte, in die Gedanken der beiden vorzustoßen. Aber sie erhielt keine echte Verbindung. Immerhin gewann Sarmotte den Eindruck, dass die beiden eine Art Bewusstsein hatten, allerdings ein in die Tiefe versunkenes, unerreichbares Bewusstsein.
    Als Kind hatte sie hin und wieder versucht, einen Stein zu fixieren, der im Teich ihres Gartens eine Armlänge unterhalb der glitzernden Wasseroberfläche lag. Aber das unstete Muster der Lichtreflexe auf den Wellen hatte den Stein in eine Menge bewegter Silhouetten aufgelöst, bis sie nicht mehr sicher war, ob dort überhaupt etwas auf dem Grund des Sees lag. Wütend hatte sie in eine der Wellen getreten, war ausgerutscht und hingeschlagen: die Hose nass, die Schuhe.
    Wasser konnte hassenswert sein.
    Unterwegs begegneten ihnen hin und wieder Fagesy. Sarmotte nahm keine Verbindung zu ihrer Gedankenwelt auf. In der letzten Stunde hatte sie sich auf derart viel Fremdes eingelassen, dass sie erst zu sich selbst zurückfinden musste.
    Sarmotte wusste aus vielen Gesprächen, dass die meisten Menschen Telepathen beneideten. Viele glaubten, dass verschiedene Sprachen nur oberflächliche Erscheinungen waren und ein Telepath durch diese Schicht hindurch und in den mentalen Kern eines Bewusstseins eindringen konnte: dorthin, wo alles Denken gleich war, die immer gleichen Antriebe, das gemeinsame Erbe alles Lebendigen.
    Sie irrten.
    Je tiefer man in das Innere stieg, desto eigentümlicher wurde das andere, desto fremder.
    Sarmotte und Toufec erhielten getrennte Räume. Der Raum, in den Sarmotte geführt wurde, war eine kahle Zelle, ausgerüstet mit einer ovalen Kuhle, die mit einer weichen, schaumstoffartigen Masse gefüllt war. Neben der Vertiefung stand ein irdener Krug voller Wasser. In der Ecke befand sich ein Gefäß, ein Eimer vielleicht, mit einem ausgestülpten Rand versehen – anscheinend der Abort.
    Sie tastete mental kurz in den gegenüberliegenden Raum, in dem Toufec untergebracht war, aber Toufec hielt seine Gedanken verhüllt. Es ärgerte und erleichterte sie zugleich.
    Sie legte den SERUN und einige Kleidungsstücke ab und legte sich in die Kuhle. Das Lager war weich, angenehm. Der schaumige Stoff verströmte einen Duft, der schmeckte, als sei ein unsichtbares Meer herbeigeweht.
    Sie schlief übergangslos ein.
     
    *
     
    Nicht ganz zwei Stunden später erwachte sie gut erholt. Sie massierte kurz die Schenkel und rollte sich aus der Kuhle. Neben dem Eimer lag ein zwei Finger breiter Riegel auf dem Boden. Er war leicht und roch nach Milch und Banane, durchaus appetitlich.
    Aber sie hatte keinen Hunger. Sie war durstig. Das Wasser im Krug war immer noch kalt. Sie trank sich satt, dann kleidete sie sich an.
    Toufecs Gemach lag wenige Schritte über den Korridor. Sie klopfte. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher