Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Pforte.«
    Sie beobachtete, wie Toufec nachdenklich wurde. Sein Gesicht nahm an Schärfe zu. Man musste keine Gedanken lesen können, um zu verstehen, was ihm durch den Kopf ging.
    Sie hatten die Achillesferse der Anomalie gefunden. Wer das Gills-Ghaulinc-System beherrschte und technisch dazu in der Lage war, den Produktionsprozess in den Sonnen oder den Betrieb der Ephemeren Pforte zu unterbinden, der konnte der Anomalie ein Ende setzen, und dazu sollte die terranische Flotte in der Lage sein.
    Bravo!, dachte sie. Aber wird das nötig sein? Schließlich hängt diese ganze wahnwitzige Konstruktion Neuroversum schon jetzt an einem seidenen Faden.
    »Die Einspeisung beginnt«, erklang die Stimme von Fahrgut Sternenzoll.
    Eigentlich war, was sich nun im Holoschirm abzeichnete, nicht spektakulär: Die Spenta-Raumer rückten von der bernsteinfarbenen Sphäre der toten PAUTHOFAMY ab. Gleich darauf begann ein dünner Strom, nicht mehr als ein Rinnsal, in Richtung der Pforte zu fließen – ein Strom von Panfaktoren. Je näher dieser Strom dem Schwarzen Loch kam, desto intensiver glühte er auf: gelb, golden, weiß.
    Sarmotte hatte als Kind einmal zugesehen, wie in einer der automatischen Eisenhütten von Eratopolis Stahl gegossen wurde. Obwohl der Vorgang vollständig robotisiert war, hatte dem Augenblick, in dem der Stahl in seine Form zu fließen begann, etwas Feierliches innegewohnt. So war es auch an diesem Ort.
    Sie gewinnen dem Tod etwas Lebendiges ab, dachte Sarmotte. Fast erschrak sie, als sie bemerkte, dass in diesem Gedanken ein Hauch von Bewunderung mitschwang für das Werk der Sayporaner. Der Korpus einer Millionen Jahre alten Superintelligenz geht ein in die Matrix des Neuroversums. Und ich bin anwesend. Ein weiter Weg ... Sie hatten diesen Weg nicht ohne Verluste überstanden: Odo Ollowa. Daniil Veriaso. Ihr TARA-Roboter Stainless Stan. Binc. Oburs. Wie schnell die Verlustlisten ausbleichen. Wie schnell man vergisst.
    »Wie lange wird es dauern?«, erkundigte sich Toufec.
    »Wenige Stunden«, antwortete Fahrgut Sternenzoll. »Die Spenta haben die Pforte weiter verbessert. Sie arbeitet immer zuverlässiger.«
    »Wir wollen fort«, sagte Toufec. »Unsere Arbeit ist getan.«
    Er schaute Sarmotte an. Sie nickte. Sie hatte Toufec und Choursterc nicht alles gesagt. Vorsichtshalber.
    Die Spenta waren nicht die Erwecker der Anomalie zum Universum. Aber sie hatten des Erweckers gedacht. Mit dem spentaschen Koordinatensystem konnte Sarmotte nichts anfangen. Aber die Gedanken der Spenta-Mosaike waren in diesem Fall klar genug, um zu erkennen, welcher Welt bei dieser Erweckung eine Schlüsselrolle zukommen würde: dem Brückenplaneten nämlich. Dem Totenhirn.
    Es musste nicht jedermann an Bord der Galeone erfahren, was die Terraner wussten.
     
    *
     
    Das Schiff des Sayporaners ähnelte in seiner Form dem Turm einer alten terranischen Kathedrale, nur dass sie nicht fünfzig oder hundert Meter hoch in den Raum ragte, sondern gerade einmal zehn.
    »Hat das Schiff einen Namen?«, fragte Shanda Sarmotte, während sie es fast andächtig umrundete.
    »Es heißt PÄRSTAIR«, sagte Choursterc.
    Sarmotte stippt kurz in seinen Geist: PÄRSTAIR – das hieß so viel wie Sternenflügel, nur dass das Wort für Flügel nicht den Flügel eines Vogels, sondern eine Lunge meinte. Sternenatmender Flügel also. Gruselig poetisch.
    »Sag schon«, sagte Toufec und grinste sie unverschämt an. »Du hast doch gelauscht. Welche Bedeutung hat PÄRSTAIR?«
    »Scheppernder Müllcontainer.«
    »Schauderhaft poetisch«, sagte er.
    Sie musterte ihn nachdenklich.
    Choursterc sagte: »Die meisten Steuereinrichtungen und Bedienelemente lassen sich intuitiv verstehen. Einige Besonderheiten ...«
    Sie nickte, hörte aber nicht zu. Stattdessen entnahm sie dem Sayporaner das Wissen, wie man das winzige Sternenschiff flog.
    »Bevor ihr einsteigt«, sagte Choursterc. Er streckte beide Arme aus. Toufec griff zuerst zu, dann Sarmotte. In diesem Moment zischte Aes Qimae von irgendwoher heran und schloss, indem er ihre andere Hand in sein Tentakelbündel nahm, den Kreis. Sarmotte musste lachen.
    Choursterc sagte: »Danke! Und bitte grüßt eine alte Bekannte von mir, Anicee Ybarri. Wenn sie fragt, sagt ihr: Mir geht es gut.«
    »Wenn sich die Gelegenheit ergibt«, sagte Sarmotte kälter, als sie beabsichtigt hatte.
    Eine kleine Stille entstand, die Aes Qimae mit einer Art Jauchzen unterbrach: »Adieu, Memenschen!«, rief er.
    Schließlich wandten sie sich dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher