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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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blaue Sonne vibrierte förmlich vor Leben. Sarmotte betrachtete etwas, das in den Gedanken der Spenta als das Ghaulinc auftauchte – die Produktionsstätte von etwas.
    Die Spenta-Mosaike hüllten das Ghaulinc ein und erfüllten es; sie gliederten es und speisten es mit Ephemerer Materie.
    Sarmotte begriff, dass es die immensen Kräfte einer Riesensonne brauchte, um das Ghaulinc zu errichten. Und sie staunte, als sie die Ehrfurcht spürte, mit der die Spenta dieser Sonne begegneten. Die Sonnenhäusler fühlten sich von dem Riesenstern beherbergt; sie studierten seine Reaktionen auf die Energieernte, die von ihnen ins Ghaulinc eingebracht wurde, immer darauf bedacht, das Gestirn nicht aus seiner Balance zu bringen.
    Schonung der Weide.
    Das Ghaulinc war eine gigantische Industrieanlage, eine Werft, die ein einziges Produkt herstellte: ein Chrono-Lot.
    Sarmotte entnahm einem der Mosaike, das an zentraler Stelle im Ghaulinc tätig war, die entsprechende Information. Mit einem Seufzen öffnete sie die Augen.
    Toufec fing sie auf, als sie zusammensackte.
     
    *
     
    Ein Auge wurde ihr auf einem Tablett serviert. Das Auge fragte: »Bebesserso Shananda?«
    Sie schloss die Augen wieder und lächelte. Dann sah sie Aes Qimae an und sagte: »Danke schön! Mir geht es besser. Was immer du gemacht hast: Das hast du gut gemacht.«
    »Eineinfache Lebensform leileicht«, wehrte das Stabwesen bescheiden ab.
    Dann wird sich die einfache Lebensform mal aufrichten!, befahl Sarmotte sich.
    »Du bist eine halbe Stunde außer Dienst gewesen«, sagte Toufec. »Was ist das Chrono-Lot?«
    »Du hast im Schlaf geredet«, erklärte Choursterc.
    »Das Chrono-Lot«, erklärte sie, »ist ein Kernstück der Ephemeren Pforte. Ohne das Lot ist keine Einspeisung eines Korpus in die Matrix der Anomalie möglich.« Sie grinste. »Im Grunde ist es ganz einfach: Die Ephemere Pforte liegt hinter dem Ereignishorizont des Schwarzen Lochs.«
    »Also eigentlich unerreichbar.«
    »Eigentlich unerreichbar. Es sei denn, man verfügt über ein spentasches Chrono-Lot. Die Ephemere Pforte zerlegt den Korpus im Moment der Passage und zerstreut ihn in denkbar kleinste Partikel, klein wie Quarks. Die Spenta nennen diese winzigen Elemente Psitonen. Soll ich versuchen, etwas Näheres über diese Psitonen ...?«
    »Nur nicht«, wehrte Toufec ab.
    Sarmotte fuhr fort: »In dieser Form verlieren die Elemente den Pfeil der Zeit – sie werden zeitlos. Diese zeitlosen Psitonen können mit dem Chrono-Lot neu in der Zeit ausgerichtet werden, neu chronografiert werden. Auf diese Weise werden sie aus der Zukunft hinter dem Ereignishorizont geborgen und in die Gegenwart der Anomalie geleitet.
    Dabei verlieren sie sämtliche raumzeitlichen Koordinaten der Anomalie und lagern sich an deren Nullzeit-Sphäre an, gewissermaßen an ihrer Außenseite. Diese Anhaftung ist es letztlich, wodurch die Anomalie stabilisiert wird. Allerdings ist der so an der Außenseite der Anomalie aufgetragene Korpus bewusstlos.«
    »Um nicht zu sagen: tot«, ergänzte Toufec.
    Sarmotte presste kurz die Lippen aufeinander. »Also bitte. Ich übersetze Begriffe und Denkmodelle aus der spentaschen Terminologie. In unserer Welt existieren derartige Gegenstände nicht – wie soll ich da die richtigen Begriffe finden?«
    »Es ist gut«, beschwichtigte Toufec. »Du machst das gut. Was weiter? Warum lässt sich die Anomalie damit nicht endgültig stabilisieren?«
    »Auf ihrer Außenhaut, wie immer wir sie uns vorstellen sollen, wächst Lage um Lage, Korpus um Korpus eine – pardon, wieder ein Spenta-Begriff: – eine metamentale Schicht. Da diese Schicht aber, wie gesagt, nicht bei Bewusstsein ist – in Toufecs Worten: tot –, kann diese Ablagerung die Anomalie nicht steuern.
    Die Folge: Nach einer kurzen Frist der Stabilisierung gerät die Anomalie wieder aus der Balance, taumelt, nähert sich mal diesem, mal jenem Universum an und gerät dadurch in den Einflussbereich der diversen universalen Konstanten und Kontexte – und droht zwischen ihnen zerrieben zu werden. Ein Nebeneffekt dieses Taumelns ist das Desaster der inner-anomalen Naturgesetze – die Gravoerratik und so weiter.«
    »Und so weiter«, echote Toufec.
    Sarmotte sagte: »Endgültige Abhilfe kann nur die Transformation der Anomalie in ein Neuroversum schaffen. Ihre Erweckung, wie die Spenta sagen.«
    »Aber die Spenta sind nicht die Erwecker«, schloss Toufec.
    »Nein«, sagte Sarmotte. »Das sind sie nicht. Das ist nicht die Aufgabe der Ephemeren
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