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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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sagte Choursterc. »Und ohne die Spenta hätte die Pforte kaum konstruiert werden können. Jedenfalls nicht von Sayporanern.«
    »Eine Maschinerie wie die Pforte liegt zweifellos außerhalb der Möglichkeiten eurer Technologie«, bemerkte Toufec spitz.
    »Ja«, räumte Choursterc vorbehaltlos ein.
    Sie hatten sich der Ephemeren Pforte weiter genähert. Das Schiff lieferte mittlerweile exakte Bilder. Von den beiden blauen Riesen aus führt ein beständiger Strom zum Schwarzen Loch.
    Ephemere Materie, vermutete Sarmotte, der universale Baustoff der Spenta-Technologie. Gewonnen aus den Gewalten der Sonne und mithilfe eines spentaschen Organs umfunktioniert in etwas, das die terranischen Wissenschaftler für eine avancierte Art von Formenergie ansehen.
    Aber was wusste man schon? Die Technologie der Sonnenhäusler war und blieb weitgehend unbegreiflich. »Was geht da vor?«, fragte Sarmotte.
    »Da musst du die Spenta fragen«, sagte Choursterc.
    Sarmotte sah Toufec an. Er nickte nachdrücklich. »Guter Hinweis. Frag sie!«, forderte er sie auf.
    Sie schloss die Augen und suchte mentalen Kontakt.
     
    *
     
    Sie war den Spenta und ihrer Mosaikintelligenz zum ersten Mal begegnet, als sie von der Sonnenforschungsstation AMATERASU aus versucht hatte, die Absichten auszukundschaften, die sie mit Sol verfolgten.
    Das war in der zweiten Septemberwoche des Jahres 1469 NGZ gewesen – vor einem Vierteljahr also. Der Solarphysiker Mofidul Huq hatte ihr damals geholfen, sich in der Sonne zu orientieren.
    Sie konzentrierte sich auf Gills, die kleinere der beiden Riesensonnen. Sie suchte in Gedanken die Konvektionszone des Sterns auf, die Sphäre, die die Spenta ihren Erfahrungen nach bevorzugten.
    Einzelne Spenta erscheinen Sarmotte als winzige, mentale Tropfen, transparent und gedanklich substanzlos. Erst in größerer Genossenschaft begann ihre Mentalität für sie als Mensch fassbarer zu werden. Je größer diese Aktionsbündnisse wurden, desto verständlicher wurden die Gedanken der Spenta.
    Sie fand sich ein. Das Kollektiv der Spenta spürte die telepathische Berührung wohl, aber ohne seine Aufmerksamkeit darauf zu richten. Die Arbeitsgruppe war gigantisch, ein vieldimensionales, mentales Mosaik, das ganz in seiner Geschäftigkeit aufging.
    Sie bauten, erhielten, ergänzten und steuerten einen Wandler, von dessen wahrer Größe Sarmotte keine klare Vorstellung gewinnen konnte.
    Immerhin gelang es ihr, einiges an Information zu entnehmen. Die Pforte war offenbar auf ununterbrochenen Nachschub an modifizierter Ephemerer Energie angewiesen, sie verlor sich beständig. Immerzu strömten virtuelle Partikelpaare über den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs in den Einsteinraum zurück.
    Zwar spitzte sich in dieser Singularität alle Raum-Zeit auf einen einzigen Punkt zu. Aber das Schwerkraftfeld der Pforte saugte Teilchen eines Quantenfluktuationspaares auf und sandte anschließend das andere Teilchen als Strahlung aus – und das in einem allerdings nicht natürlichen Maß.
    Warum? Was ging hinter dem Ereignishorizont vor, hinter dem doch eigentlich nichts mehr hätte vorgehen dürfen, dort, wo alle Information endete?
    Die Gedanken der Spenta waren schwer zu entnehmen – schwer wie Gold. Sarmotte, die Informationsextraktorin, spürte, wie die mentale Anstrengung sie erschöpfte.
    Endlich begriff sie. Der reversible Charakter der physikalischen Naturgesetze hatte es immer für denkbar erklärt, dass etwas wie eine Entgegensetzung zu einem Schwarzen Loch existierte: eine Singularität, die nicht durch einen Ereignishorizont verhüllt wurde, sondern nackt war. Eine Singularität, aus der Energie und Masse aus einem einzigen Punkt herausschnellte: ein Weißes Loch. Und die Spenta hatten im Kern von Gills ein solches Weißes Loch errichtet.
    Sarmotte triumphierte: So also. Du siehst, du musst keine Angst haben, Jason, dachte sie. Ich weiß immer, was die Räder tun wollen.
    Gills mit seinem Weißen Loch war nur die Mine für die mächtige Spenta-Maschinerie, die unerschöpflich sprudelnde Rohstoffquelle für das, was die Spenta nach Maßgabe QIN SHIS gebaut hatten und jetzt betrieben – in Ghaulinc.
    Ich muss hinüber nach Ghaulinc, dachte sie.
    Sie wechselte die Sonnen.
     
    *
     
    Ghaulinc sprühte vor Leben. Shanda Sarmotte konnte die Sonnenhäusler nicht zählen; sobald sie sich in ihr Mosaik gefügt hatten, waren sie für die Telepathin nicht mehr als Individuen erkennbar – wahrscheinlich sind sie keine Individuen mehr.
    Die
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