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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk
Autoren: Hubert Haensel
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gestohlen?«
    »Zerstört.«
    »Von wem?«
    Bull schürzte die Lippen. »Von den Arkoniden, vor rund eineinhalb Jahrhunderten.«
    Toufec schaute ihn durchdringend an. Scheinbar gedankenverloren zwirbelte der Beduine an seinem Bart. »Was ist nur aus meiner Welt geworden? Mein Oheim hat stets davor gewarnt, dass schlechte Zeiten kommen würden. Ihr lasst euch bestehlen, lasst zu, dass die eigene Hütte von Freunden niedergebrannt ...«
    »Nicht alle Arkoniden waren unsere Freunde«, stellte Reginald Bull fest. »Und sag jetzt nicht: ›Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.‹«
    Toufec grinste tiefgründig. »Trotzdem frage ich mich, welche Folgen die Zerstörung des zweiten Turms auf dem Mond hatte. Er muss eine große Lücke hinterlassen haben.«
    »Durchaus. Er stand im Mare Crisium, aber das wird dir wenig sagen. Jedenfalls befindet sich dort nun das ITE.«
    »ITE?«, wiederholte Toufec gedehnt. »Wenn du mir erklärst, was ...«
    »Es handelt sich um das Institut für Triebwerksentwicklung, eine normale Außenstelle der Waringer-Akademie. Geleitet wird es von Jamila Boukman.«
    »Das wollte ich gar nicht hören, sondern was dieses Institut ...«
    Bull winkte ab. »Mit unseren Problemen hat es allerdings nichts zu tun.«
    »Meinst du das? Sagst du mir bitte trotzdem, was das Institut für Triebwerksentwicklung erforscht?«
    »Was willst du außerdem über den Tower wissen?«, fragte der Resident. »Ich glaube, wir haben alles durchgehechelt.«
    »Oberer Durchmesser zwei Kilometer, Tiefe 2100 Meter, unterer Durchmesser eineinhalb Kilometer«, wiederholte Shanda Sarmotte. »Im Bereich des Zugangs gibt es den Mischwald, der im Volksmund ›der geheime Wald‹ heißt, aber dieser Zugang dürfte für uns zweitrangig sein. Ich spüre, dass es einen anderen Weg ...«
    Abwehrend hob Bull beide Hände.
    »Ich will gar nicht mehr hören, als schon gesagt wurde«, warf Gellman ein. »Meine Aufgabe und die meines Einsatzkommandos sind klar: ein neuer Versuch, auf den bekannten Wegen einzudringen.«
    »Nicht um jeden Preis!«, erinnerte Bull. »Mir geht es vorrangig um den Ablenkungseffekt. Ob wir davon allerdings viel spüren werden, bleibt vorerst fraglich.«
    »Wir stoßen von zwei Seiten vor und treffen uns, wenn alles gut geht, in den mittleren Etagen«, rekapitulierte die Mutantin.
    »Vergiss die Theorie!«, widersprach Reginald Bull. »Sobald wir uns darauf einlassen, Raum für Raum und Etage um Etage zu erobern, machen wir uns angreifbar und begeben uns auf das Niveau eines Häuserkampfs. Das verbietet sich schon wegen des Volumens der gesamten Anlage. Davon abgesehen haben wir keine Ahnung, wie viele gegnerische Kräfte vor Ort sind.«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass die Sayporaner über ihr Transitparkett Nachschub erhalten haben oder jederzeit erhalten können«, bemerkte Gellman. »Mein Hauptaugenmerk richtet sich darauf, diese Verbindung zu kappen.«
    »Ohne das Transportsystem zu beschädigen!«, wiederholte Bull. »Egal, was geschieht, ich brauche ein voll funktionsfähiges Transitparkett.«
    »Was ist mit dem geheimen Stockwerk?«, erkundigte sich Toufec wie beiläufig.
    »Was weißt du davon? Hat Delorian dich darauf hingewiesen?«
    Reginald Bull hatte nur kurz über die unteren Etagen im Tower gesprochen. Er wusste nicht, was die Sayporaner möglicherweise herausgefunden hatten. In der Hinsicht blieb ihm keine Wahl, als sich überraschen zu lassen.
    »Delorian sagte nur etwas von einem zusätzlichen und nicht auffindbaren Stockwerk«, antwortete Toufec. »Gerüchte darüber sollen angeblich immer wieder im Umlauf sein.«
    Bull nickte zögernd. »Das sagenhafte 106. Stockwerk. Es könnte ein besonderer Faktor im Tower sein.«
    »Inwiefern? Heraus mit der Sprache!«, verlangte Toufec.
    »Ich weiß es nicht. – Ich bin nicht darüber informiert.«
    »Tatsächlich? Soll ich das glauben? Was sind das für Methoden?«
    »Das ist Standard.«
    »Der Geheimdienst hat Geheimnisse vor seinem obersten Chef?«
    »Sonst wäre er kein Geheimdienst«, grummelte Bully. »Das ist eben so. Je weniger Personen von schützenswerten Dingen wissen, desto besser.«
    »Du vertraust dir selbst nicht?« Ungläubig zupfte Toufec an seinen Barthaaren.
    Reginald Bull winkte einfach ab. »Denk mal darüber nach.«
     
    *
     
    »Ein Herz?« Shanda Sarmotte blieb vor einem der großen Bäume stehen. Mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand fuhr sie die sich wulstig in der Rinde abzeichnende Form nach.
    »Ein ›R‹ und ein
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