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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk
Autoren: Hubert Haensel
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bist ein sehr humorvoller Mann, sagt man. Ich werde versuchen, deinen Humor zu verstehen. Aber ich mag ihn.«
    »Effendi?«, echote Reginald Bull.
    »Gib zu, du hast die ganze Zeit daran gedacht, jemand, der wie ich aussieht, müsse auch ständig so etwas sagen.«
    Toufec war nicht sehr groß, dafür kompakt und muskulös gebaut. Mittlerweile kannte Bully die Geschichte des Mannes, dessen Heimat zwar auf der Erde lag, nur keineswegs in der Jetztzeit, sondern Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus. Toufec war nicht pflegeleicht, ein Naturbursche eben, den die raue arabische Wüste geprägt hatte, doch Bully vertraute ihm instinktiv.
    »Ja, Hadschi Halef Omar ...«, murmelte Bull. Eigentlich bewegte er nur die Lippen, weil er plötzlich zu wissen glaubte, woran Toufec ihn erinnerte, aber der Beduine hatte Ohren wie ein Luchs.
    »Von wem sprichst du?«, hakte Toufec nach. Mit beiden Händen wühlte er durch seinen schwarzen Vollbart, als müsse er das verfilzte Gestrüpp wenigstens hin und wieder von ungebetenen Gästen befreien. »In Marib habe ich von einem Abu Omar reden hören, einem Karawanenführer, dem viele Überfälle nachgesagt ...«
    Mit einer knappen Handbewegung schnitt Bull dem Beduinen das Wort ab. »Unwichtig. Das war nur eine ferne Erinnerung an eine fiktive Figur.«
    Eine sehr ferne Erinnerung, gestand Bully sich ein. Wie alt mochte er gewesen sein, als ihm eines von Karl Mays Werken in die Hände gefallen war? Fünfzehn? Zwanzig? Er wusste es nicht mehr. Nur an den Titel der in deutscher Sprache geschriebenen Reisegeschichte erinnerte er sich: Durchs wilde Kurdistan. Jemand in seinem Bekanntenkreis hatte sich als Übersetzer versucht.
    »Wähl dir einen Reisebegleiter und dann erst den Weg«, sagte Toufec. »Hast du gut gewählt, wirst du dein Ziel wohlbehalten erreichen.«
    »Ich denke, ich habe gut gewählt«, bestätigte Reginald Bull.
    Toufecs dunkle Augen verengten sich. »Du denkst?«, fragte er schroff. »Überzeugt solltest du sein!«
    »Es liegt an dir, mich zu überzeugen. An dir und deinem Dschinn.«
    Ganz betont wandte er sich von ihm ab und dem dritten Besucher zu: Hevaistos a Gellman gehörte zu den Kräften, die Vashari Ollaron für die Eroberung des TLD-Towers eingesetzt hatte. In Bulls Plänen kam ihm die Rolle des Einsatzleiters zu.
    Er war ein knorriger Mann, der vom Äußeren her etwa doppelt so alt wirkte, wie er tatsächlich war, und von seiner inneren Flamme her so jugendfrisch wie ein knapp Zwanzigjähriger. Ein auf Terra geborener Marsianer der a-Klasse, so absurd es klang.
    »Nehmt Platz.« Reginald Bull wartete, bis jeder sich gesetzt hatte.
    »Nur wir vier«, sagte er. »Deshalb habe ich euch in mein Büro gebeten und nicht in Raum Eins-Eins. Es geht weniger um Einzelheiten des bevorstehenden Einsatzes als darum, dass wir uns gegenseitig einschätzen können. Außerdem dürfte Toufec Fragen haben.«
    »Für mich ist der TLD-Tower tatsächlich wie eine verborgene Oase«, bestätigte der Beduine.
    »Wir sind gemeinsam im Antigravlift nach oben gekommen und konnten uns dadurch bereits bekannt machen«, sagte Gellman. »Und wer kennt den Schatten Toufec und seine Aktivitäten nicht?«
     
    *
     
    »In Terrania steht also mittlerweile der dritte Tower des Liga-Dienstes«, stellte Toufec fest. »Und jedes dieser Gebäude wurde tief in den Wüstenboden eingegraben, als gälte es, alle Spuren eines Überfalls zu beseitigen?«
    »Nicht beseitigen.« Shanda Sarmotte lachte hell. »Verhindern. Der TLD-Tower ist dafür da, Überfälle zu verhindern.«
    Toufec schenkte der jungen Frau sein mitfühlendstes Lächeln. »Etwas, das niemand sehen kann, übt keine Wirkung aus«, kommentierte er. »Offensichtlich konnte keiner verhindern, dass der so sorgfältig vergrabene Schatz von den Sayporanern vereinnahmt wurde.«
    »So kann man es durchaus sehen«, warf Gellman ein. »Aber das ist nur eine Seite der Medaille, kein komplexes Bild der Geschehnisse.«
    »Was geschah mit den anderen versenkten Bauwerken?«, fragte Toufec.
    »Der originale TLD-Tower befindet sich in einer fernen Galaxis«, antwortete Reginald Bull. »Um es salopp auszudrücken, er wurde mitsamt eines größeren Areals ...«
    »Abtransportiert?«
    »Gestohlen!«
    Toufec zog die Lippen zurück. Es sah aus, als lache ein Kamel. Ein ausgesprochen spöttisches Kamel. Aber er sagte nichts.
    »Der zweite Tower wurde als Ausweichquartier auf dem Mond errichtet«, fuhr Bull fort. »Genügt das als Information?«
    »Er wurde ebenfalls
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