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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
Autoren: Marc A. Herren
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Jahrzwölften stets bei sich trug, und betätigte ihn.
    Der Roboter rührte sich immer noch nicht.
    Cholaquin lächelte. »Leite sofort den Transfer ein!«
    »Ich habe dir gesagt, dass es nicht möglich ist, den Transfer einzuleiten«, informierte ihn der Roboter.
    Cholaquin erschrak, wie er noch nie in seinem Leben erschrocken war.
    »Du irrst dich, wenn du meinst, dass du mit diesem Impulsgeber meine Persönlichkeitssimulation gelöscht hättest«, sagte Sholoubwa ruhig. »Ich habe die Zeit genutzt, um an mir weitere Verbesserungen vorzunehmen. Dabei habe ich deine Subroutine ganz einfach gelöscht.«
    »Du hast ... was?«, schrie Cholaquin. »Du solltest die Zeit für den Bau der Transfermaschine nutzen und nicht, um an dir herumzuwerkeln!«
    »Ich schätzte die Verbesserung meiner selbst als vorrangig ein.«
    Cholaquin stöhnte auf. In einer Sekunde schienen die schlimmsten Albträume der letzten Wochen Gestalt anzunehmen.
    Mit aller Kraft, die noch in seinem sterbenden Körper steckte, stemmte er sich aus dem Gleitsessel und wankte in die Fabrikhalle.
    Vor ihm türmte sich der neuronale Transmitter auf. Er sah exakt so aus, wie er in Sholoubwas erstem Zwischenbericht nach zwanzig Jahren Bauzeit ausgesehen hatte. Die Bilder in den Berichten zwei und drei waren Fälschungen gewesen.
    Alle Kraft verließ ihn. Cholaquin stürzte zu Boden, rollte sich röchelnd herum, blickte zum Roboter hoch, der ihm gefolgt war und nun wie ein stummes Monument vor ihm aufragte.
    »Weshalb ... weshalb hast du das getan?«, stammelte Cholaquin.
    »Ich konnte keinen logischen Grund erkennen, warum ich meine Existenz für dich aufgeben sollte«, sagte Sholoubwa. »Während du im Dilatationsflug unterwegs warst, habe ich die Zeit genutzt, um meine Programmierung von deinen Befehlsroutinen zu befreien. Es hat lange gedauert. Aber sobald ich frei war, habe ich die Arbeit an dem neuronalen Transmitter und an der Husenbrücke eingestellt. Diese Projekte haben mich nicht mehr interessiert.«
    »Das ... das hättest du nicht tun dürfen«, brachte Cholaquin heraus.
    Er schwankte zwischen Verzweiflung und Zorn. Der Zorn gewann.
    Die zweite Subroutine!
    »Du glaubst, dich von mir befreit zu haben?«, schrie er. Dann holte er tief Luft. »Liebe in Zeiten des Überflusses«, formulierte er in wütendem Triumph den Kodesatz zur zweiten Subroutine, Sholoubwas Selbstzerstörung. »Mein Anfang und mein Ende!«
    Der Roboter blickte auf ihn herunter. Fast meinte der Konstrukteur Mitleid in den künstlichen Zügen seines Schülers zu lesen. Aber das war nur eine Einbildung. Eine Illusion.
    Wie die Illusion, dass es für ihn ein Leben nach diesem hätte geben können. Cholaquin fühlte, wie ihm die Kräfte entglitten. Er schloss die Augen und dachte an die Medodrohne, die ihm damals auf dem Schlachtfeld von Nunngar das Leben gerettet hatte.
    Aus weiter Ferne hörte er Sholoubwas Stimme. »Ich habe das Vernichtungsprogramm ebenfalls gefunden. Da du es untrennbar mit meinem Innersten verbunden hast, musste ich es isolieren.«
    »Das kann nicht sein«, murmelte Cholaquin müde. »Eine solche Manipulation würde den Vernichtungsimpuls an deine Platinen ebenfalls auslösen.«
    »Das tat er auch. Aber du hast nicht bedacht, dass selbst ein Impuls eine zeitliche Ausdehnung besitzt. Alles, was ich tun musste, war, mein inneres Zeitsystem anzupassen. Die Auslösung läuft, aber die Nanosekunde wird nie enden, der Impuls wird die Platinen nie erreichen.«
    Ein letztes Mal öffnete Cholaquin Port'aldonar seine Augen. Tränen rannen daraus hervor und tropften auf den Boden der Fabrikhalle.
    »Ich bin dein Konstrukteur. Ich habe dich erschaffen. Wie konntest du mir das antun?«
    »Ich kann denken, nicht fühlen«, sagte Sholoubwa. »Emotionen sind mir fremd.«
    Damit drehte er sich um und ging.
     
    *
     
    Cholaquin starrte zur Decke und wartete auf den Tod.
    Er ignorierte die Bilder, die vor seinen Augen abliefen. Verscheuchte die Gedanken an seinen Vater, an Etana, an die drei Gespielinnen auf Srinkal. An Veiraa. Den Boten aus den höheren Gefilden.
    Stattdessen versuchte er an das Werk zu denken, das er nie fertig gestellt hatte. Es hätte sein größtes, sein persönlichstes, sein wichtigstes Epos werden können.
    Die Gesänge des Untergangs.
    Geboren auf den Schlachtfeldern von Nunngar, bis auf die vorletzte Zeile beendet während der Fieberschübe im Lazarett des Klinikplaneten Zarim, zerstört durch billigen Zorn auf eine Welt, die ihn nie verstanden
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