Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
oder erschießend.
    Im Untergrund gingen die Bomben hoch, die seine Leute gezündet hatten. Sie rissen kegelförmige Krater in den Boden, verschlangen Kämpfer, die sich erst gerade mühsam gerettet hatten.
    Schreie. Blut, das sich über das Chrom der kugelförmigen Kampfdrohnen ergoss.
    Und noch mehr Schreie. Tausendfacher Tod.
    Die leer geschossene Waffe, die er achtlos fallen ließ. An ihrer Stelle riss er eine Laserlanze aus den Händen eines toten Orfenar.
    Das Loch, das er mit seinem Schanzwerkzeug in der ersten Nacht in den Boden trieb, um vor den Wärmebildgeräten der Gegner geschützt zu sein.
    Die eisige Kälte, die ihn ergriff, während er in einen unruhigen Halbschlaf fiel. Die Erschütterungen, die ihn immer wieder hochschrecken ließen.
    Das furchtbare Gefühl des Eingesperrtseins in absoluter Dunkelheit.
    Der Durst, die Angst, der erwachende Hass auf beide Seiten dieses unsinnigen Krieges.
    Der zweite Tag. Ein junger Mowener, der ihn aus dem Loch zog, das ihm beinahe zur Todesfalle geworden war, als er seine Beine nicht mehr bewegen konnte.
    Chiwa'oko hatte er sich genannt. Oder Scivaolo, es hatte ihn im Grunde nicht interessiert. Der Junge hatte ihm sein Wasser und von seinen Energieriegeln gegeben, bevor er von einem scheinbar gefallenen Orfenar für seine Leichtfertigkeit bestraft wurde und mit zerborstenen Knien und eingeschlagenem Schädel vor Cholaquins Füßen starb.
    Wie er den Orfenar getötet hatte, wusste er nicht mehr. Es waren so viele zu töten gewesen in den letzten Tagen. Das Blut der Toten hatte sie in seiner Erinnerung zusammengebacken wie zerstückelte Dwingos in einem Ofentopf.
    Dann die zweite Nacht, bei der er sich nicht mehr eingegraben hatte, sondern in einem Schützengraben unter mehreren Leichen Schutz gesucht hatte.
    Keine Albträume in der zweiten Nacht. Kein Hochschrecken. Als hätte sich sein Geist komplett abgeschaltet. Er fühlte sich wie tot, als er zu sich kam. Der Tag brachte keine Erholung, keine Ruhe. Das Kampfgebiet hatte sich über das gesamte Planquadrat ausgebreitet.
    Manchmal suchte er Schutz vor anfliegenden Luftpanzern der Orfenar, manchmal auch nicht. Einmal winkten ihm drei Mowener – eine Frau und zwei Männer – von einer gelandeten Kriegsbarke aus zu.
    Vielleicht war es nur ein Traumbild gewesen, das ihn getäuscht hatte. Auf jeden Fall hatte er sich irgendwann später in der Nacht wiedergefunden. Er suchte keinen Schutz mehr, lag einfach nur da, während in seinem Kopf Verszeile um Verszeile entstand und ihm wieder entglitt.
    Irgendwann hatte die Sonne ihren Platz im Himmelszelt zurückerkämpft und er sich mit letzter Kraft auf eine Hügelkuppe geschleppt, als ein dunkles Etwas auf ihn zugeflogen kam.
    Wahrscheinlich hatte er die Arme in die Höhe gerissen. Er wusste es nicht mehr. Aber er erinnerte sich an den furchtbaren Schlag und den Knall in den Ohren und den Geruch nach gebratenem Fleisch.
    Dann – und erst dann – war der Schleier gerissen, der seine Wirklichkeit überlagert hatte, die Klarheit zurückgekehrt. Die Kaleidoskopsplitter fügten sich zu einem stimmigen Bild zusammen. Er hörte wieder die Schreie der Verwundeten, das Rattern der Artilleriegeschütze, spürte die Druckwellen von Explosionen, roch den unglaublichen Gestank, der sich über das Kampfgebiet gelegt hatte wie ein altes ungewaschenes Handtuch.
    Cholaquin Port'aldonar zwang sich, den Blick von seinen dampfenden Eingeweiden zu nehmen und den Kopf zu recken. Nach links, nach rechts.
    Wenn er sich nicht täuschte, lag er nicht so weit von der Stelle entfernt, von der aus sie vor drei Tagen den Stützpunkt der Orfenar erstürmt hatten.
    Bin ich drei Tage lang nur im Kreis gegangen?, fragte er sich. Habe ich all dies wirklich erlebt, oder waren es nur Fieberphantastereien?
    Er erinnerte sich an Verszeilen in der Nacht.
    An Worte, die seine gepeinigte Seele gewärmt und den Hass gekühlt hatten. Die sein Leben auf wunderbare Art und Weise verlängert hatten, die zu diesem Zeitpunkt aber nicht ahnen konnten, dass das Schicksal mit seinem Bauch und ihm andere Pläne hatte.
    Wenige Schritte neben Cholaquin schlug etwas in den Boden und zerbarst mit ohrenbetäubendem Knall. Steine und Dreck regneten auf ihn mit seinem offenen Bauch herab. Er lachte, weil er kurz überlegt hatte, ob er Gefahr liefe, an einer Blutvergiftung zu sterben.
    Es wäre sein einziges, verdammtes Glück, wenn er tatsächlich einmal auch nur in die Nähe einer Blutvergiftung geraten würde. Denn so schnell,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher