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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne
Autoren: Christian Montillon
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würde der Augendorn flackern und verschwinden.
    Eine Täuschung, dachte Mondra. Sicher nicht mehr als eine Täuschung. Sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu lösen. »Lass mich!«, bat sie.
    Er gehorchte. Sein Auge schloss sich. Mit der Rechten umklammerte er den Dorn, als wolle er sich ihn aus dem Schädel reißen.
    »Miese Arbeit der Designer und Ingenieure«, sagte er unvermittelt. »Sie kümmern sich um die Technologie, scheren sich aber keinen Deut um den Piloten.«
    Die Worte verwirrten sie. »Was meinst du damit? Den Dorn?«
    »Dorn?«, fragte er. »Natürlich nicht.« Und: »Wer bist du?«
    »Aber Ramoz, ich bin ...«
    »Ramoz«, unterbrach er sie, scheinbar völlig entrückt. »Ich fliege in die Hölle, und es gelingt mir gut. Wovor sollte mir grauen? Ich kann alles. Ich habe keine Angst. Ich bin der beste Pilot!«
    Er ruckte etwas zurück, knickte die Beine in den Knien nach außen, zu einem umgekehrten Schneidersitz. Sein Oberkörper wankte vor, zur Seite und rückwärts. Er sah aus, als wäre er in eine seltsam entrückte Ekstase gefallen.
    »Sajon«, schrie er, »hör mir zu! Ich bin im Zentrum gewesen und habe den Diamanten gesehen, riesig und herrlich! Er war ...«
    »Ramoz!«, rief er plötzlich seinen eigenen Namen mit verstellter Stimme.
    »Schon gut«, fuhr er in normalem Tonfall fort. »Ich fange von vorne an.«
    Mondra beobachtete das Schauspiel fassungslos. Er erinnert sich, erkannte sie erschüttert, und er wähnt sich wieder in der Vergangenheit. Er erlebt es so, als würde es in diesem Augenblick geschehen.
    Voll Mitleid setzte sie sich neben ihn, umarmte ihn, um ihm Ruhe und Trost zu spenden.
    Er drehte den Kopf, schaute sie an, legte die Wange auf ihre Schulter. »Ich erzähl dir alles der Reihe nach.«
    »Das ist eine gute Idee, Ramoz.«
    »Klar doch, Sajon! Wir beide sind eben die Besten!« Er blickte durch sie hindurch ins Leere, und Mondra Diamond lief ein Schauer über den Rücken.

2.
    Vergangenheit:
    Ramoz
     
    Er erinnerte sich an den riesigen Diamanten wie an einen Traum. Denn nur dort gab es solche Schönheit. Nur dass sich der Anblick anders als die Nachtbilder in seinen Verstand eingebrannt hatte und sich wohl nie wieder daraus lösen würde.
    »Wie lange bist du dort gewesen?«, fragte Sajon. Er hatte sich den Haarflaum rund um die Augen frisch in grellem Blau gefärbt – eine seiner Marotten, die ihn aussehen ließ, als trage er eine altmodische Datenbrille.
    Ramoz rieb mit den Reißzähnen über den Unterkiefer; er war nervös, auch wenn es ihm schwerfiel, das vor sich selbst einzugestehen. Schließlich gab es allen Grund dazu. Er musste sich nur umsehen. Die flatternden Luftvorhänge kamen ihm wie böse Omen vor.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er seinem Freund. »Manchmal denke ich, ich habe all das nur wenige Atemzüge lang gesehen, dann wieder kommt es mir vor wie mein halbes Leben.«
    Sajon lachte. »Die Wahrheit, mein Bester, liegt irgendwo dazwischen. Wenn all das vorbei ist, trinken wir einen Rin'Cajar. Vielleicht verschafft dir das einen freien Kopf, und du kannst klar nachdenken, um dich zu erinnern. Du weißt, wo du mich findest.«
    Wenn all das vorbei ist ... Eine hübsche Umschreibung dafür, dass Ramoz seinen Ausbildern gegenübertreten musste. Er konnte froh sein, wenn die Oraccameo ihn nicht verschwinden ließen, wie es hin und wieder angeblich geschah. Ramoz hatte keine Bestätigung für dieses Gerücht gefunden, aber es hielt sich hartnäckig.
    Von seiner üblichen Selbstsicherheit – die andere gern Überheblichkeit nannten – blieb momentan nicht mehr viel. Stattdessen fühlte er sich klein; kleiner als je zuvor in seinem Leben. Ein äußerst unangenehmes Gefühl, denn es sprach davon, wie unbedeutend er war.
    Er verabschiedete sich von seinem Freund, und als dieser hinter den samtenen Luftvorhängen verschwand, kam sich Ramoz unendlich einsam vor. Ihm war nie zuvor klar geworden, wie sehr Sajons Gesellschaft ihn beruhigte und ihm half, seine Gedanken zu sammeln.
    Es war nicht einfach, der Beste zu sein.
    Die Unterstützung eines Freundes kam dabei sehr gelegen.
    Und nun, mitten in der Großen Halle der Oraccameo, kam er sich so verloren vor wie ein Kind in den ewigen Weiten des Alls. Allerdings hatte Ramoz wie jeder Zasa die Erinnerung an seine ersten, unmündigen Lebensjahre erfolgreich verdrängt, während ihm diese Möglichkeit für seine aktuelle Situation nicht blieb. Er musste abwarten, welches Urteil seine Ausbilder und Herren
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