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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne
Autoren: Christian Montillon
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mir erneut zu widersprechen! Du bist tiefer in die gefährliche Zone hineingeflogen, und das ohne äußere Not!«
    »Ich ...«
    »Nein, Ramoz! Schweig! Hör dir erst an, welche Frage ich dir stelle, denn die Antwort darauf ist das Einzige, was wir von dir wissen wollen. Von deinen Worten wird dein weiteres Schicksal abhängen. Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Die eine führt dich in ungeahnte Höhen, die andere ins Vergessen. Einen Mittelweg gibt es für dich nicht. Er könnte dich nie zufriedenstellen.«
    Ramoz schwieg. Nun wurde es also interessant.
    Neben dem Oraccameo traten zwei weitere seines Volkes hinter den Luftvorhängen heraus. Ob sie die ganze Zeit über mitgehört und womöglich darauf gelauert hatten, dass er einen Fehler beging?
    Mit einem Mal fühlte sich Ramoz, als stehe er vor einem Exekutionskommando.
    Die andere Möglichkeit führt dich ins Vergessen.
    Ihm wurde kalt.
     
    *
     
    Mündliche Aufzeichnung, Tag 1 in der Pilotenschule
     
    Man hat mir meinen Namen genannt: Ramoz.
    Es klingt ... interessant. Nicht mächtig und nicht wichtig genug, finde ich, aber ich will mich nicht beschweren.
    Ein wenig beunruhigt mich, dass ich mich an mein bisheriges Leben nicht erinnern kann. Ich weiß nichts mehr. Meine Kindheit liegt wie hinter einem Schleier, den mein Verstand nicht durchdringen kann.
    Aber das ist offenbar völlig normal bei meinem Volk, das sich wohl Zasa nennt. Diese Bezeichnung bringt bei mir nichts zum Klingen, weckt keine Assoziationen. Natürlich ist nicht zu überhören, dass sie ähnlich klingt wie der Name einer Hälfte unserer Heimatgalaxis, aber ich weiß nicht, was das bedeutet. Oder ob es überhaupt etwas bedeutet. Vielleicht wollen die Oraccameo uns damit nur schmeicheln, denn sie haben uns diesen Namen gegeben.
    Als Kinder streifen wir alleine durch öde Gegenden des Alls, so haben mich die Ausbilder gelehrt. Niemand kümmert sich um uns, weil die Älteren uns aussetzen, kaum dass wir geboren sind. Wir sind traurig, abgemagert und verlassen.
    All das haben mir die Oraccameo erklärt, unsere Herren, die uns auf das künftige Leben als Pilot vorbereiten. Sie stehen dieser Doppelgalaxis vor, die den Namen Chalkada trägt.
    Seltsam, dass ich das verstehen kann, die Bedeutung ihrer Worte und Erklärungen sofort erfasse, aber über mich selbst und meine Vergangenheit gar nichts weiß.
    Es ist eine Schutzfunktion unseres Geistes, sagen die Oraccameo. Wir verdrängen und vergessen die alte, einsame, verlassene Existenz, sobald wir eine neue Phase erreichen. Das heißt, ab dem Moment, in dem wir die Kindheit hinter uns lassen und in die Pilotenschule aufgenommen werden.
    Nur wenige von uns schaffen es bis hierher, sagen die Oraccameo. Die meisten sterben irgendwo auf irgendwelchen namenlosen Welten, weil sie verhungern oder erfrieren.
    Es ist eine Gnade, hier zu sein.
    Wir sind auserwählt.
    Ich bin auserwählt.
    Eine große Zukunft liegt vor mir. Warum sollte ich zurückschauen auf das, was einst war? Es zählt nur, was die Zukunft bereithält. Das Alte ist vorbei. Heute bin ich neu geworden.
    Mein erstes Ziel? Ich werde nicht nur alle Prüfungen bestehen, sondern ich will der beste Pilot sein, den diese ganze Galaxis jemals gesehen hat!
    Ich, Ramoz!
    Mit einem Mal klingt der Name schon viel besser. Etwas Erhabenes liegt im Klang dieser Buchstaben! Seltsam, dass ich das nicht gleich bemerkt habe.
    Ramoz ...
     
    *
     
    »Also, Ramoz«, sagte der Oraccameo, »nun wirst du die Frage hören, die über dein weiteres Schicksal bestimmt.«
    Einer seiner Artgenossen ergriff das Wort; er behielt die Kapuze über dem Kopf, sodass sein Gesicht im Dunkeln lag. »Überleg dir deine Antwort gut!«
    Ramoz senkte den Blick, öffnete den Mund ein wenig – die stumme Geste der Zustimmung.
    »Wir wollen von dir wissen«, sagte der dritte Oraccameo, »wieso du tiefer in das Asteroidenfeld geflogen bist.«
    Diese einfache Frage versetzte Ramoz einen Schlag. Er hatte die Stimme dieses Ausbilders zweifelsfrei erkannt. Dies war Wörgut Gooswart, der höchste Oraccameo, dem alles und jeder gehorchen musste!
    Der Oberste Herr persönlich kümmerte sich um Ramoz? Um ihn, einen der vielen Anwärter, der noch nicht einmal über den Status eines Piloten verfügte?
    Und dann stellte er ihm eine derart simple Frage?
    Oder ...
    Ramoz stockte. Niemand zwang ihn, die Wahrheit zu sagen, denn keiner außer ihm selbst kannte sie.
    Was wollte Wörgut Gooswart hören?
    Mit welchen Worten konnte sich Ramoz in sein Ohr
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