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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne
Autoren: Christian Montillon
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verhieß.
    Ein Funke tanzte irgendwo vor ihm, mitten zwischen den Instrumenten.
    Es stank verbrannt.
    Eine Entladung züngelte blau vor seinen Augen, verschmorte seine Haare.
    Dann ein Blitz aus Schwärze, der ihm über die Ohren direkt ins Gehirn schmolz.
    Und: allumfassende Dunkelheit.
     
    *
     
    Nein.
    Dies war nicht die Schwärze, die ihn ins Grab zog. Sie würde kommen, eines Tages, aber ...
    ... nicht jetzt!
    Noch nicht!
    Der Mondsicheljäger trudelte im Chaos. Aus dem halb abgerissenen Flügel zuckten gelb und weiß irisierende Blitze; der Unfall konnte noch keine fünf Sekunden zurückliegen.
    Ich war nicht ohnmächtig. Nur ein winziger Blackout, nicht einmal einen Atemzug lang.
    Ramoz blieb noch eine Chance zu überleben. Noch war nicht alles vorbei. Er brauchte sich nur den Triumph der anderen Pilotenanwärter vorzustellen – hat-es-ihn-doch-noch-erwischt-das-widerliche-Großmaul –, und sofort weigerte er sich, den eigenen Tod zu akzeptieren.
    Er zwang den Mondsicheljäger, ihm zu gehorchen. Er hämmerte auf die Steuerung ein, schrie Befehle in die akustischen Sensoren – als könnten Lautstärke oder Vehemenz auch nur das Geringste an seiner fatalen Situation ändern.
    Dennoch bekam er die Maschine wieder unter seine Kontrolle.
    Aus dem Funkempfänger knirschte und rauschte es statisch. Sehr gut; wenigstens gab es kein Oraccameo-Geschwätz, das ihn ablenkte. Er lebte noch – und um dafür zu sorgen, dass es so blieb, musste er sich in höchstem Maß konzentrieren.
    Ramoz versank in den Steuerungsmechanismen, verschmolz geradezu mit dem Jäger, sah ihn als Teil seines Körpers, seines Lebens an. Und er wollte nicht sterben. Also akzeptierte er die Schwäche der Maschine.
    Der rechte Flügel hing in Fetzen, was das Manövrieren noch schwieriger werden ließ.
    Doch Ramoz hatte – das musste er zugeben – Glück. Es hätte schlimmer kommen können. Die Maschine gehorchte ihm.
    Er raste zwischen Asteroiden hindurch, bis er eine ruhigere Zone vor sich sah – tiefer in der Todeszone. Er entschied sich gegen seinen Überlebensinstinkt, der ihn ausgerechnet dort nicht hinfliegen lassen wollte.
    Alles in ihm drängte in die entgegengesetzte Richtung, zu den Rändern des Asteroidenschwarms und damit dem freien All. Die allermeisten hätten genau diesen Fehler begangen.
    Er nicht.
    Vielleicht hat Sajon recht, und es gibt die Hölle doch, dachte er. Wenn ja, dann lerne ich sie jetzt kennen. Und ich heiße sie willkommen!
    Ramoz sprengte den rechten Flügel komplett ab. Ein sauberer Bruch. Das Metallteil trudelte einen Lidschlag lang neben dem Mondsicheljäger, blieb dann zurück.
    Die Maschine flog dem Auge des Sturms entgegen. Die ruhigere Zone lag vor ihm, ein kleines Raumgebiet, in dem die zahllosen Asteroiden nicht ihren bizarren Bahnen folgten. Die Gesetzmäßigkeiten des Alls schlugen dort keine Kapriolen mehr.
    Ramoz steuerte hinein, und ihm blieb zum ersten Mal seit dem Unfall ein Augenblick der Ruhe.
    Er tastete über sein Gesicht, fühlte die flauschigen Härchen, die flache ... die gebrochene Nase. Er schrie unter der Berührung. Nun erst schmeckte er das Blut, das ihm über die Lippen rann.
    Doch das, was er sah, lenkte ihn von den Schmerzen ab.
    Vor ihm, im Zentrum der Stille, schwebte ein glitzerndes Etwas, ein funkelnder, riesiger Diamant aus Energie. Er leuchtete, und Ramoz sagte sich, dass dies nicht die Hölle sein konnte. Denn dort würde solche Schönheit niemals bestehen.

1.
    Gegenwart:
    Mondra Diamond
     
    Mondra Diamond zweifelte an sich selbst.
    Hatte sie das Richtige getan? Oder den größten Fehler ihres Lebens begangen, als sie freiwillig im Kalten Raum zurückgeblieben war?
    MIKRU-JON war fort, unerreichbar, genau wie Perry Rhodan.
    Sie hingegen, Mondra, saß währenddessen mit Ramoz in einer unbestimmbaren, nach wie vor rätselhaften Anomalie fest.
    »Was ist mit dir?«, fragte ihr einziger Begleiter an Bord des fremden Schiffes im Kalten Raum. Der Dorn, der aus seinem Auge ragte, verströmte ein weißlich grelles, pulsierendes Licht, das unwirkliche Schatten auf sein Gesicht warf.
    Als würde er unter der Beleuchtung eines Leichenbeschauers liegen und auf seine Obduktion warten, durchfuhr es Mondra. Sie zögerte. Was sollte sie antworten? Wie ihm begreiflich machen, was sie fühlte?
    »Es ist nichts«, log sie schließlich. »Nur die Kälte.«
    Sie wusste selbst, dass es alles andere als überzeugend klang. Es war zwar kalt, aber noch vor Kurzem hatten wesentlich tiefere
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