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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit
Autoren: Hubert Haensel
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Messwerte.« Tormanac fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Was willst du eigentlich?«
    »Dir zeigen, dass du in zu engen Bahnen denkst, weit mehr einem Essoya ähnlich als dem Träger eines aktivierten Logiksektors.«
    »Das muss ich mir nicht anhören.« Tormanac schüttelte den Kopf. »Unsere Zusammenarbeit scheitert schneller, als ich das befürchtet habe.«
    »Du hast alle Unterlagen gesichtet?«, fragte Ghlesduul unberührt.
    »Soweit es nötig war.«
    Der Naat dröhnte: »Wer sagt dir, was nötig ist?«
    »Die Ursache ist gefunden.«
    »Das behauptest du.«
    »Ich weiß es!«
    »Dein Logiksektor weiß es besser!«
    Tormanac gab auf. Er ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und starrte aus weit aufgerissenen Augen in die Höhe. Ghlesduuls Grinsen wirkte auf ihn, als wolle der Naat für alle seines Volkes Rache nehmen, die irgendwann einmal von den Arkoniden unterdrückt und versklavt worden waren.
    »Was weiß mein Logiksektor?«, fragte er.
    »Dass Arkoniden irren können. Und dass Probleme oft genug nicht nur eine sichtbare Seite haben, sondern ebenso eine, die verborgen bleibt, solange niemand nach ihr sucht«, sagte Ghlesduul genüsslich.
    Tormanac suchte auch den Rest des Nachmittags, begleitet von dem Gefühl, gerade diese Zeit zu vergeuden.
    Allmählich wurde ihm bewusst, was er ignoriert hatte.
    Es gab eine zweite Lösung, und sie ging auf die Besatzung eines Raumfrachters zurück.
    Einer der Männer war während der Frachtübernahme verletzt worden. Eine heftig blutende Fleischwunde, mehr war nicht geschehen. Zu wenig für eine Einlieferung in die nächste Klinik. Ein Medoroboter hatte die Wunde gereinigt und geklebt und den Mann mit einer Transfusion schnell wieder auf die Beine gebracht.
    Zurückgeblieben war eine eingetrocknete Blutlache – und Milliarden von Bakterien, die vom Wind in die nur wenige Dutzend Kilometer entfernten ersten Plantagen verweht wurden. Unter normalen Umständen wären die an sich harmlosen Bakterien nach wenigen Tagen zugrunde gegangen. Dem besonderen Sonnenspektrum ausgesetzt, sonderten die Bakterien jedoch Botenstoffe ab, die entscheidend in Reproduktionsvorgänge der Pflanzen eingriffen. Innerhalb weniger Jahre wurde nahezu das gesamte Saatgut zerstört.
    »Auf gewisse Weise hattest du recht«, stellte Ghlesduul sachlich fest. »Die Veränderung der Sonne war der entscheidende Faktor.«
    »War?«, fragte Tormanac irritiert.
    Die Erschöpfung stand ihm mittlerweile ins Gesicht geschrieben. Nach zwei Tagen und einer Nacht war er mit seiner Kraft am Ende.
    »Die Aufgabe hat Ka'Marentis Aktakul für dich ausgewählt«, gestand der Naat. »Nicht, um dich zu verunsichern, sondern um dir vor Augen zu führen, was ein trainierter Logiksektor bewirken kann. Der Fall hat sich genau so ereignet, die Bakterien wurden jedoch schnell unschädlich gemacht.«
    »Ergebnisoffenes Denken ...«, murmelte Tormanac.
    »So könnte man es bezeichnen«, bestätigte Ghlesduul. »Oder noch besser: Intuition. Meine Aufgabe ist es, dich zu einem intuitiv denkenden Arkoniden zu machen.«
     
    *
     
    Tage vergingen.
    Aus Wochen wurden Monate.
    Tormanac sträubte sich nicht mehr gegen seinen ständigen Begleiter. Er fand im Gegenteil Gefallen daran, unaufhörlich von Ghlesduul gefordert zu werden.
    In dem Naat steckte sehr viel mehr, als sein Äußeres glauben ließ. Sein Instinkt war der des geübten Kämpfers, dem die Natur eine enorme Reaktionsschnelligkeit mitgegeben hatte. Dazu hohe Intelligenz, die er in erster Linie nutzte, um Tormanac mit komplexen Denksportaufgaben zu trainieren.
    Einfache mathematische Aufgaben, blitzschnell gestellt und von Tormanac zumeist ohne längeres Zögern beantwortet, hielten die Konzentration beider auf einem hohen Niveau.
    Darüber hinaus war es das Zwiegespräch, der permanente Anreiz, selbst einfachste Dinge infrage zu stellen und immer von Neuem dazu angespornt zu werden, wodurch Tormanacs Wachsamkeit geschärft wurde.
    Gemeinsam arbeiteten sie in den Labors von Urengoll. Nach knapp einem Jahr erhielten sie den ersten eigenen Forschungsauftrag und verfügten plötzlich über einen Mitarbeiterstab aus hochkarätigen Hyperphysikern.
    Sie arbeiteten an einer Variante des Metagrav-Triebwerks, die auch unter erhöhter Hyperimpedanz funktionieren sollte.
    Hoffnung und Niederlage wechselten einander ab, dann gab es neue Zuversicht. Es war Anfang des Jahres 1417 NGZ, als Tormanacs Team einen ersten greifbaren Erfolg erzielte – aber schon zwei Monate
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