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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit
Autoren: Hubert Haensel
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seine Behauptung also bestenfalls im übertragenen Sinn.
    Ein dumpfes Geräusch schreckte Tormanac aus seinen Überlegungen auf. Ghlesduul hatte beide Arme überkreuzt und gegen seinen Oberkörper geschlagen. Hatte er bis eben einen eher schwerfälligen Eindruck gemacht, ließ die Schnelligkeit dieser Bewegung Kraft und Geschmeidigkeit erkennen.
    »Tormanac da Hozarius, ich stehe an deiner Seite«, sagte der Naat im Brustton der Überzeugung. »Ich, Ghlesduul, werde dir Tag und Nacht zu Diensten sein, dir Augen und Ohren öffnen, dich beschützen und alles geben, um dir deinen verlorenen Extrasinn zu ersetzen. Akzeptierst du meinen Dienst?«
    Tormanac zögerte. Allzu gern hätte er gewusst, was davon Ghlesduul freiwillig tat.
    Jahrtausendelang waren die Naats ein Hilfsvolk der Arkoniden und oftmals nur wie Sklaven behandelt worden. Andererseits machte ihre Kampfkraft sie zu bevorzugten Mitgliedern in der Leibgarde hochgestellter Arkoniden, nicht nur für den jeweiligen Imperator.
    »Ich will keinen Sklaven in meiner Nähe«, sagte Tormanac abwehrend. »Einem solchen Zwang kann ich wenig abgewinnen.«
    »Niemand zwingt Ghlesduul dazu, Dinge zu tun, die er nicht tun will. Es war seine freie Entscheidung.« Der Chefwissenschaftler funkelte Tormanac herrisch an. »Du bist jung und ungestüm und kannst schon deshalb nicht beurteilen, wann es an der Zeit ist, aufzubrausen, und wann nicht. Ich sehe dir diese Unsicherheit nach. Ghlesduul wurde von mir freigestellt mit dem Ziel, dich zu unterstützen. Akzeptier es – oder komm mir nie wieder unter die Augen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Ka'Marentis.« Als Ausdruck seines Bedauerns legte Tormanac die rechte Hand über sein Herz. Er hatte in der Tat überreagiert, einen solchen Fehler durfte er sich nicht wieder erlauben.
    Aktakul ging mit keiner Silbe mehr darauf ein.
    »Ach ja, die Prüfung ...«, sagte der Chefwissenschaftler wie beiläufig. »Du hast bestanden, Tormanac da Hozarius. Auch ohne Extrasinn verfügst du über herausragende Fähigkeiten, so viel ist für mich sicher. Mit Ghlesduuls Hilfe wirst du lernen, schnell und geschickt zu reagieren ...«
    Aktakul da Urengoll ging und ließ Tormanac und seinen neuen Begleiter allein.
    Tormanac musste den Kopf weit in den Nacken legen, um zu dem neben ihm stehenden Naat aufzusehen. Ghlesduul reagierte sofort und beugte sich zu ihm herab.
    »Was soll ich mit dir tun?«, fragte Tormanac unsicher.

2.
     
    »Du fühlst dich nicht wohl?«, erkundigte sich Ghlesduul.
    Tormanac da Hozarius warf nur einen düsteren Blick zu dem Naat, dann widmete er sich wieder seinen Analysen.
    Seit zwei Tagen arbeitete er ohne Unterbrechung in dem kleinen Versuchslabor, das ihm mittlerweile nicht nur zu beengt erschien, sondern zudem schlecht ausgerüstet. Und der Naat? Ghlesduul war bei ihm geblieben und hielt sich im Hintergrund.
    Tormanac war sich längst nicht schlüssig, was er von dem dunkelhäutigen Koloss erwarten durfte. Ihm fehlte die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Ich fühle mich ganz gut«, sagte Tormanac. »Kein Grund zur Klage.«
    Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass der Naat kurz den Kugelkopf reckte. Die fast schwarze Zunge stach zwischen den kräftigen Fangzähnen hervor.
    Wie eine Schlange, die Beute wittert.
    Der bildliche Vergleich war plötzlich da und wollte nicht mehr weichen. Tormanac war die »Beute« und dementsprechend unzufrieden. Er wäre jede Wette eingegangen, dass Ghlesduul ebenfalls kaum wusste, wie es mit ihnen beiden weitergehen sollte.
    Wir haben zu wenig gemeinsam ... Ich brauche auf Urengoll keinen Beschützer ...
    »Die Arbeit kommt nicht voran?«
    Ghlesduul hatte den ganzen Vormittag geschwiegen. Deshalb war Tormanac überrascht, als der Naat schon die nächste Frage stellte.
    »Doch«, antwortete Tormanac. »In Kürze ...«
    Nur keine Schwäche zeigen! Er widmete sich wieder den Analysedaten. Sie stammten von einer Agrarwelt im Außenbereich des Kristallimperiums. Die Exporte von dort waren seit Jahren rückläufig, der markante Einbruch war allerdings erst während der letzten Wachstumsperiode aufgetreten. Die Pflanzen verkümmerten, und das keineswegs nur in einem lokal begrenzten Anbaugebiet, sondern rund um den Planeten.
    »In Kürze was?«, fragte Ghlesduul.
    Tormanac antwortete rein mechanisch. Wie ein Roboter, der eine programmierte Aufgabe erfüllte: »In Kürze werde ich die Lösung parat haben.«
    »Warum nicht sofort?«
    Er verglich die Dateien, die für jeden Kontinent
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