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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit
Autoren: Hubert Haensel
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fünfeinhalbtausend Kilometer, die Schwerkraft lag bei 0,30 Gravos. Mit den ausgedehnten subplanetaren Forschungs- und Entwicklungsstätten barg Urengoll ein Refugium für Wissenschaftler aller Fachrichtungen.
    Bevölkerung und wissenschaftliche Teams rekrutierten sich aus Angehörigen ziemlich aller bekannten Völker. Tormanac hatte schnell erkannt, dass der Ka'Marentis keine Vorurteile pflegte. Für ihn zählte allein, dass ihm loyale und fachlich versierte Mitarbeiter zur Seite standen. Natürlich ersetzte diese Anschauung nicht die vorherige ausgiebige Überprüfung all jener, die nach Urengoll kamen.
    Tormanac war gekommen, um sich in vielen Bereichen weiterzubilden, und nicht, um sich zu spezialisieren. Er strebte einen breiten Überblick über die arkonidischen Forschungen zwischen tiefer Vergangenheit und Gegenwart an. Seine Nachforschungen nach Shallowains Tod hatten es ihm geraten erscheinen lassen, flexibel zu sein.
    Warum der Ka'Marentis auf ihn aufmerksam geworden war, hatte Tormanac bislang nicht erfahren. Einige seiner Studien mussten den Ausschlag gegeben haben, doch welche und warum, wusste Tormanac nicht. Eigentlich sah er die Antwort darauf als zweitrangig an. Wichtig war ihm einzig und allein, dass Aktakul da Urengoll ihn förderte.
     
    *
     
    Verwirrt blinzelte Tormanac da Hozarius. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass das Spezialthema Antimaterie abgeschlossen war und ihm soeben eine Frage zur Veränderung der Hyperimpedanz gestellt worden war.
    Nicht länger als eine halbe Tonta, hätte er geschätzt, lief die Prüfung inzwischen. Tatsächlich musste schon deutlich mehr Zeit vergangen sein.
    Er hatte den Eindruck, mehr schlecht als recht mit der Hyperphysik klarzukommen. Bei allen Sternengöttern, er war kein Wissenschaftler, der diese Themen im Schlaf beherrschte.
    Er entstammte »nur« dem mittleren Adel, die Ausbildung in der berühmten Paragetha-Akademie war ihm deshalb verwehrt geblieben. Andererseits hatte er die Galaktonautische Akademie von Iprasa exzellent absolviert ...
    ... aber das änderte nichts an seinem schlimmsten Rückschlag: Bei der dritten Stufe der ARK SUMMIA war er faktisch gescheitert. Ausgerechnet bei der höchsten traditionellen Auszeichnung, die man sich durch Leistung erwerben konnte und die für die allerwichtigsten Positionen des Imperiums praktisch eine conditio sine qua non darstellte. Alles war gut gewesen, es hatte sich richtig angefühlt, es war objektiv die zwangsläufige Karrieresprosse gewesen ... und dann war die Aktivierung des Extrasinns gescheitert.
    Und nun kamen die Fragen Schlag auf Schlag, als hätte er trotz allem einen Logiksektor zur Verfügung, der ihm half, das alles auseinanderzuhalten und richtig einzuordnen. Viele Antworten brachte Tormanac nur stockend hervor, er hatte das Gefühl, Ewigkeiten in seinem Gedächtnis wühlen zu müssen.
    Seine Furcht war wieder da, er könne alles bislang Erreichte schlagartig verlieren. Vergeblich kämpfte er dagegen an, doch ihm blieb nicht die Zeit, sich zu besinnen.
    Dass die Akustikfelder plötzlich schwiegen, fiel ihm erst nach einigen Augenblicken auf.
    Seine Umgebung wechselte. Er sah ein hochmodernes steriles Labor. Dutzende Männer und Frauen in hauchdünnen Schutzanzügen, die an Messungen in Strahlenfeldern arbeiteten. Ein Meer holografischer Anzeigen veränderte sich fortlaufend.
    Womit diese Leute befasst waren, vermochte Tormanac nicht zu erkennen. Vielleicht ging es um Strangeness-Messungen an künstlichen Miniaturuniversen, die nicht größer waren als ein einzelnes Atom und vom sofortigen Zerfall bedroht.
    Wie sollte er Fragen zu diesem Gebiet beantworten?
    Damit kann ich nichts anfangen, ging es ihm durch den Sinn. Das ist nicht mein Metier, solche Forschungen sind mir zu abgehoben, zu undurchschaubar ...
    Er stockte, ein leichter Schauder lief ihm den Nacken hinab, denn mit einem Mal wandten sich alle diese Kapazitäten ihm zu. Wie auf ein geheimes Kommando blickten sie ihn an. Tormanac fühlte sich bloßgestellt, selbst zum Forschungsobjekt degradiert.
    Ihm war, als sezierten ihn diese Männer und Frauen.
    Nicht für gut befunden, durchlief es ihn siedend heiß. Die Prüfung ist vorbei, ich habe alles verloren. Ich werde nicht die Kraft aufbringen, erneut zu beginnen.
    Natürlich, er war jung, nach Standardjahren erst dreißig, und er hatte keinen unbedeutenden Khasurn hinter sich. Eine schlechte Zukunft stand ihm trotz allem nicht bevor.
    Tormanac stutzte.
    Jemand kam auf ihn
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