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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit
Autoren: Hubert Haensel
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ein spezifisches Bild ablieferten. Insgesamt waren sie nahezu deckungsgleich. Es gab allein marginale Unterschiede zwischen dem Äquatorbereich und den Anbaugebieten nahe den Polarkreisen.
    »Sofort eine Lösung zu finden ist ausgeschlossen.« Tormanac verstand nicht, warum er sich ablenken ließ. »Die Daten sind zu umfangreich.«
    »Du hast es nicht einmal versucht«, stellte Ghlesduul fest.
    Tormanac seufzte ergeben. Er schob einige der vielfältigen holografischen Skalen vor sich zur Seite. »Worauf willst du hinaus?«, fragte er ungeduldig. »Lass mich meine Arbeit machen, später können wir über alles diskutieren.«
    »Später, wann wird das sein?«
    »Sobald ich die Ursache für die gravierenden Ernteausfälle kenne.«
    »Du suchst seit eineinhalb Tagen und einer Nacht danach. Inzwischen hältst du dich mit Aufputschmitteln wach.«
    »Solange es mir nicht schadet.«
    »Hilft es dir?«
    Tormanac da Hozarius kniff die Augen zusammen. Nachdenklich musterte er den Naat. »Warum auf einmal diese Hektik? Du sollst mich unterstützen, natürlich. Aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt für lange Diskussionen.«
    »Wann hältst du den richtigen Zeitpunkt für gekommen?«
    »Nach dieser Arbeit.«
    »Bist du dir dessen sicher, Tormanac?«
    »Dann steht jedenfalls eine längere Ruhepause an.«
    Ghlesduul erhob sich aus dem Sessel, in dem er seit dem vorangegangenen Abend wartete. Auf seinen wuchtigen Säulenbeinen, die langen Arme seitlich am Leib baumelnd, kam er eindrucksvoll näher. Ein Koloss, den man sich besser nicht zum Gegner machte. Tormanac taxierte den dunkelhäutigen Hünen abschätzend. Selbst als geübter Dagor-Meister mochte er Probleme haben, Ghlesduul im Kampf zu besiegen.
    Überrascht stellte er fest, dass die hastig gewechselten Sätze genügt hatten, ihn vollends aus seiner Arbeit herauszureißen. »Lass mich das hier zu Ende bringen!«, bat er. »Morgen reden wir über alles.«
    »Falls es ein Morgen gibt.«
    Tormanac winkte ab. Er wandte sich wieder den Dateien zu und zog die Informationen über das Zentralgestirn in den Vordergrund. Die Sonne, ein rötlicher Stern, war nach allen Regeln der Kunst untersucht worden. Die Besatzungen zweier Forschungsschiffe hatten eher zu viel als zu wenig getan. Jedenfalls lagen sämtliche Spektralanalysen, die Werte hyperphysikalischer Messungen und sogar eine Darstellung der sechs- und mehrdimensionalen Komponenten vor.
    Eine Zeit lang schwieg der Naat. »Wonach suchst du?«, fragte er eine halbe Stunde später.
    »Nach Abweichungen in den verschiedenen Spektren. Sie müssen für die chemischen Veränderungen in den Pflanzen verantwortlich sein.«
    »Solltest du nicht vor Ort gewesen sein, um diese angeblichen chemischen Veränderungen richtig einschätzen zu können?«
    »Es reicht!«, entgegnete Tormanac schroff. »Das haben andere getan. Ihre Einschätzungen sind eindeutig.«
    »Sie sind von einer fiktiven Annahme ausgegangen, die sie und dich in ihren Entscheidungen beeinflusst.«
    »Niemand beeinflusst mich. Ich gehe von dem aus, was ich sehe.«
    »Demzufolge existiert nur das, was du siehst ...«
    »... oder anderweitig wahrnehmen kann«, unterbrach Tormanac. »Kann ich endlich weitermachen?«
    »Mit einer Arbeit, die möglicherweise zu falschen Ergebnissen führen wird?«
    »Was soll das Ganze? Lass mich in Ruhe!«
    »Ich ersetze deinen fehlenden Logiksektor«, sagte Ghlesduul.
    Tormanac fröstelte, als der Naat ihn von oben herab ansah und dabei sein kräftiges Gebiss entblößte. »Ich glaube nicht, dass ich mit einem aktivierten Logiksektor einen derart unnützen Disput führen müsste!«, sagte er heftig.
    »Unnütz, glaubst du das wirklich?«
    »So ist es«, bestätigte Tormanac.
    »Unlogisch ebenfalls? Weil du eine vorgefasste Meinung hast, von der du nicht mehr abweichen willst?«
    Tormanac hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. Es führte zu nichts, mit dem Naat Wortklaubereien zu betreiben.
    »Hier.« Er vergrößerte zwei Skalen im fünfdimensionalen Spektrum auf gut einen Meter Durchmesser und ließ sie einander überlappen. »Da liegt die Ursache, eine geringfügige Verschiebung im sehr kurzwelligen Bereich. Wir haben Messungen, die einige Dutzend Jahre zurückliegen, und die aktuellen Werte. In diese Zeit fällt ein rapider Alterungsprozess der Sonne, der eigentlich Jahrzehntausende in Anspruch nehmen sollte. Als Ursache dafür wird ein Hypersturm angenommen ...«
    »Wieder nur eine Annahme, kein Beweis.«
    »Der Beweis sind die
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