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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit
Autoren: Hubert Haensel
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gesehen. Der langwierige Besuch eines offenen Kugelsternhaufens im Halo lag ebenso hinter ihm wie der zeitaufwendige Abstecher hinaus in den intergalaktischen Leerraum zur Hundertsonnenwelt der Posbis.
    Seinen ersten Kontakt mit der Roboterzivilisation empfand er im Nachhinein als zwiespältig, er sah die Posbis eher als Maschinen und ignorierte die Lebenskraft ihres Zellplasmas.
    Seinen Wunsch, die ehemalige Lookout-Station auf dem Weg zur Nachbargalaxis Andromeda aufzusuchen, hatte er lange vor sich hergeschoben, zu lange, wie ihm nun klar geworden war. Die für den einstigen Weltraumbahnhof eingerichtete Gedenkhalle barg eine Fülle historischer Details, die ausschließlich vor Ort zu erhalten waren und nirgendwo sonst.
    Angemessen, fand der Nostalgiker Tormanac. Eben das macht Gedenkstätten wertvoll und hält die Erinnerung wach.
    Eine Verschwendung von Ressourcen, zumindest von Informationen, solange sie nicht anderweitig zugänglich gemacht werden, protestierte der Realist Tormanac da Hozarius.
    Ihm machte dieser Zwiespalt zu schaffen. Tormanac fragte sich, ob er einen solchen inneren Disput über lange Zeit hinweg ertragen würde, falls es öfter dazu kam.
    Vor zwei, drei Jahren hatte er noch nichts dergleichen gespürt. Deshalb zweifelte er nicht daran, dass es die Folge von Ghlesduuls Wirken war. Er beschäftigte sich mehr mit sich selbst, versuchte, sein eigenes Ich auszuloten, sich zu positionieren.
    Der Naat gab trotz der vorgehaltenen Hand einen Laut von sich, den Tormanac erschrocken aufschauen ließ.
    »Du hast Probleme?«, fragte Ghlesduul.
    Tormanac schwieg. Ein schneller Blick in die Runde verriet ihm, dass er und der Naat nach wie vor allein im Aufenthaltsbereich waren. Die anderen Passagiere bereiteten sich bereits auf die Landung auf Arkon I vor.
    Für Tormanac war die Kristallwelt vorerst tabu. Arkon XX, Urengoll, war sein Ziel. Vor einer Tonta hatte er via Hyperkom die knappe Information erhalten, dass ein Kurierschiff auf ihn und seinen Begleiter wartete. Arkon I blieb insofern nur Zwischenstation, wahrscheinlich würde er nicht einmal die Piste des Raumhafens betreten können.
    Tormanac erhob sich aus dem schweren Ledersessel, in dem er eine Weile gesessen hatte. Auch ohne sich umzuwenden, wusste er, dass Ghlesduuls Blicke ihm folgten.
    Er ging auf das Panoramaholo zu und blieb erst wenige Schritte davor stehen. Das Gefühl, weitergehen zu müssen und im nächsten Moment frei im Weltraum zu schweben, wurde übermächtig. Andererseits entstand für ihn der Eindruck, er brauchte nur den Arm auszustrecken, um mit der hohlen Hand einen Planeten nach dem anderen auffischen zu können.
    Eigentlich ein schöner Anblick und eine noch faszinierendere Vorstellung. Tormanac mochte beides. Er konnte lange unbewegt verharren und solche Holos betrachten. In derartigen Momenten wurde ihm bewusst, wie klein und nichtig das Leben auf den Planeten war – und wie wichtig er sich selbst und seine oft genug hausgemachten Probleme eigentlich nahm.
    »Nichts ist unvergänglich«, sagte Tormanac leise. »Unsere Welten nicht, unser Universum und wir selbst ...«
    »... sind weniger als intelligente Staubkörner«, vollendete Ghlesduul. »Solche Überlegungen schaden dir nur.«
    »Unsinn!«, widersprach Tormanac. »Ich spüre, dass dieser Anblick meinen Geist öffnet und mich begierig darauf werden lässt ...«
    »Die Zukunft zu erkennen?«
    »Die ferne Zukunft.«
    Tormanac da Hozarius streckte den Arm aus. Die Hand leicht gewölbt, griff er nach einem dicht vor ihm vorbeiziehenden Planeten. Das Raumschiff näherte sich schräg von oben der Ekliptik des Systems, der Planet war Arkon XII, Mashav.
    Ein Gasriese mit 81.999 Kilometern Durchmesser. Rund vier Milliarden Kilometer Entfernung zur Sonne. Ein schwaches, wegen der enthaltenen Metalloxide rötlich schimmerndes Ringsystem, das eigentlich nur aus bestimmten Blickwinkeln optisch einigermaßen gut wahrzunehmen war. Dazu sechs Monde, einer von ihnen sogar größer als der Planet Urengoll.
    Tormanac schloss die Finger um Mashav. Vorübergehend hatte es tatsächlich den Anschein, als könne er die Welt anhalten, dann drangen die ersten winzigen Monde zwischen seinen Fingern hervor. Das von wirbelnden Wolkenbändern geprägte Antlitz des Planeten folgte dichtauf.
    »Du bist kein Philosoph und wirst nie einer sein«, erklang die Stimme des Naats. »Versuch nicht erst, dich zu verstellen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Tormanac zurück. Eine Einblendung zeigte ihm,
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