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PR 2653 – Arkonidische Intrigen

PR 2653 – Arkonidische Intrigen

Titel: PR 2653 – Arkonidische Intrigen
Autoren: Hubert Haensel
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die Runde. »Gut«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Mir geht es gut.«
    »Nicht das geringste Anzeichen einer psychischen Verwirrung ist nachweisbar«, sagte der Roboter.
    »Warum sollte ich verwirrt sein?« Tormanac war überrascht, wie leicht die Gegenfrage über seine Lippen kam. Eigentlich hatte er mehr Schwierigkeiten erwartet. Dass schon alles vorüber sein sollte, löste einen Hauch von Wehmut aus, ganz so, als sehne er sich nach weiteren Prüfungen.
    Ich habe mich daran gewöhnt. Diese Feststellung hätte er vor wenigen Tagen bestimmt nicht getroffen, weil seine innere Anspannung beinahe unerträglich gewesen war. Da hatte ihm nicht einmal die Feststellung geholfen, dass er weder der erste Arkonide war, der die Prüfungen der ARK SUMMIA durchlief, noch der letzte.
    Überrascht schaute er auf, als der Prüfungsleiter ihm die rechte Hand auf die Schulter legte.
    »Ich spreche dir meinen Glückwunsch aus, Tormanac. Du hast jede Aufgabe mit Bravour absolviert. Das gilt ebenfalls für die neu gestaltete synthetische Realität. Die für das Erringen der ARK SUMMIA notwendigen zehntausend Punkte konntest du zum frühest möglichen Zeitpunkt vorweisen.«
    Tormanac nickte stumm. Er versuchte zu lächeln, hatte dabei aber das Gefühl, als würden sich seine Muskeln nur verhärten.
    »Die Aktivierung ...« Im Nachhinein versagte ihm die Stimme und wurde zu einem heiseren Flüstern. Er holte tief Luft und senkte den Kopf, um sich zur Ruhe zu zwingen.
    »Der Aktivierung deines Logiksektors steht nichts entgegen«, sagte der Ta-moas. »Dabei gab es anfangs Zweifel.«
    Ja, er wusste das. Er war am 27. Prago des Eyilon 21.491 da Ark geboren, das entsprach dem 17. März 1384 NGZ – er sah solche Umrechnungen zwischen arkonidischen und terranischen Einheiten als mentales Training. Es war Glück, dass er überhaupt zu diesem Jahrgang der ARK SUMMIA zugelassen worden war. Ein paar Tage später geboren, ein paar lächerliche Pragos, und seine Prüfung hätte erst im kommenden Jahr stattfinden dürfen. Verlorene Zeit und vergeudete Lebensenergie, konstatierte er. Es war genau richtig, wie es war.
    »Iprasa ist die älteste ARK SUMMIA-Prüfungswelt.« Der Ta-moas nahm die Hand von Tormanacs Schulter und berührte mit den Fingerspitzen seine Stirn. »Ich bin sicher, Del-moas Tormanac da Hozarius, dass dein Name eines Tages einen Ehrenplatz in den Annalen von Iprasa erhalten wird.«
    Was sollte er darauf antworten? Tormanac wusste es nicht, nur dass alle Umstehenden auf eine Antwort warteten.
    »Ich werde alles daransetzen, mich der Ehre von Iprasa würdig zu erweisen«, sagte er.
    Iprasa, ging es ihm dabei durch den Sinn, ist zwar die älteste Prüfungswelt, aber Largamenia die bedeutendste. Warum habe ich die ARK SUMMIA nicht auf Largamenia absolviert?
     
    *
     
    Über den Aktivierungsprozess des Extrasinns kursierten unter den Hertasonen, den Prüflingen, die absonderlichsten Vorstellungen. Gerade weil die Wissenden schwiegen und diesbezügliche Fragen nur mit einem milden Lächeln beantworteten. Tormanac hatte sich schon deshalb nicht an den Spekulationen beteiligt.
    Eine unnötige Unruhe. Verschwendete Zeit und Kraft.
    Nun, da er in der abgesicherten Parapsychischen Aktivierungsklinik unter der Aktivierungsglocke saß, wusste er, was geschehen würde. Sein Kopf war fixiert, breite Klammern hielten ihn unverrückbar fest, und über ihm schwebte die Metallhaube, die nichts anderes zu sein schien als eine Anlage zur Hypnoschulung. Auf den ersten Blick jedenfalls und für jeden, der es nicht gewohnt war, Unterschiede präzise zu erkennen.
    Ein fünfdimensionaler Aufladungsprozess schloss den dritten Grad der ARK SUMMIA ab. Aktiviert wurde dabei jener spezielle arkonidische Gehirnbereich, der die spontane logische Auswertung von Dingen und Geschehnissen ermöglichte, die ansonsten nur schwer oder gar nicht beherrschbar waren. Damit einher ging die Ausbildung eines fotografisch exakten Gedächtnisses.
    Tormanac freute sich darauf. Nie mehr etwas vergessen, die kleinste Gegebenheit jederzeit abrufbar. Gerade im persönlichen Bereich konnte das keine noch so perfekte Positronik leisten.
    Aber vielleicht ... Manchmal war es sogar gut, nicht alles Wissen parat zu haben. Vor allem die unangenehmen Kleinigkeiten, die das Leben bereithielt.
    Vergessen ist ein Geschenk der Götter.
    Er kniff die Augen zusammen, der plötzliche grüblerische Gedanke ließ sich indes nicht verscheuchen. Wie gut war es manchmal, doch vergessen zu können.
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