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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte
Autoren: Christian Montillon
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ersten Moment nicht zu verdrängen. Er rief sich selbst zur Ordnung und setzte den Verstand über diesen verwirrenden, ablenkenden Impuls der Eifersucht, der alles andere als angebracht war. Weniger noch als Guckys müde Scherze.
    Im selben Moment dröhnte die mentale Stimme wieder auf. Sie schnitt in seine Gedanken, als wolle sie sein Inneres zerreißen. Gucky ächzte; als starker Telepath empfand er sie womöglich als noch lauter und durchdringender.
    »Ramoz! Ich warte auf deine Erklärung!«
    Der Humanoide richtete sich aus seiner kauernden Haltung auf. Er blieb sitzen, allerdings streckte sich der Oberkörper. »Meine ... meine Flotte«, sagte er wieder, doch sein Gesicht, aus dem der bizarre Augendorn wie ein umgekehrter Pfeil ragte, blieb leer und ausdruckslos.
    Rhodan bekam mehr und mehr den Eindruck, dass Ramoz mit dieser gesamten Situation nichts anzufangen wusste und völlig überfordert war. Also war es offenbar kein Schauspiel. Ramoz hatte sie wohl nicht nur ausgenutzt, um mit ihrer Hilfe in dieses mysteriöse Versteck zu gelangen.
    Zwei Holos entstanden plötzlich nebeneinander.
    Das eine zeigte wieder die Schleuse des unbekannten Schiffes, an das MIKRU-JON andockte: eine Nische von etwa zehn auf zehn Metern Durchmesser. Dieses äußerliche Detail war gut zu erkennen, doch beim Blick in die Nische versagte die Optik völlig.
    Auch die Orter lieferten keinerlei Daten. Sie konnten keine Tiefe anmessen, und alles hinter der Öffnung blieb grau. Rhodan blinzelte verwirrt, als könnte er so den leichten Schwindel vertreiben, der ihm das Gleichgewicht raubte, sobald er in die Schleuse hineinzusehen versuchte. Doch es half nichts.
    Das zweite Holo stammte offenbar nicht aus der Auswertung von MIKRU-JONS Sensoraufzeichnungen. Eine Gestalt schaute ihm daraus entgegen – genauer gesagt richtete sie ihren Blick nicht auf ihn, sondern auf Ramoz.
    Das Abbild war zu verschwommen, um genaue Gesichtszüge erkennen zu können, doch die völlig ausgezehrte, knochige Grundform kam klar heraus. Das Wesen trug eine Kutte aus dunklem Stoff, die ihm bis zu den Füßen reichte. Eine große Kapuze bedeckte den dürren Schädel fast völlig.
    Eine knochige, gichtig verkrümmte Hand hob sich, und der Stoff der Kutte raschelte; dieser Laut wurde als erster Ton übertragen. Hatte dieses Wesen zuvor auf mentalem Weg zu ihnen gesprochen?
    Die ganze dürre, skelettartige Erscheinung erinnerte Rhodan an einen Oracca, wie er sie im Verzweifelten Widerstand kennengelernt hatte. Der Oracca Högborn Trumeri hatte von sich behauptet, der heimliche Anführer des Widerstands zu sein. Wer ihm nachfolgte, strebte danach, QIN SHI aktiv zu bekämpfen und nicht so zögerlich zu bleiben, wie es der Iothone Regius handhabte, der als offizieller Anführer des Widerstands fungierte. Was er von dieser Behauptung halten sollte, wusste Rhodan bis zum heutigen Tag nicht.
    Allerdings waren Oracca Rhodans Kenntnis nach wesentlich kleiner als diese holografisch projizierte Gestalt. Rhodan hatte bislang nur Vertreter dieses Volkes getroffen, die etwa 1,20 Meter maßen. Aber dieses Volk, das vor langer Zeit beschlossen hatte, unsterblich zu werden, und die gemeinsame Vergeistigung anstrebte, schien noch für einige Überraschungen gut zu sein.
    Außerdem konnte die Holografie eines Oracca wesentlich größer sein als das Original. Eine bildliche Darstellung ließ sich leicht manipulieren.
    »Hörst du, Ramoz?«, rief der Kuttenträger. »Ich verlange, dass du antwortest! Sofort!«
    Ramoz atmete schwer und richtete sich endlich zu voller Größe auf. Er wankte mit zögerlichen Schritten auf das Holo zu. »Ich ... ich bin hier.«
    Wieder raschelte die Kutte, als sich die skelettartig dürre Gestalt umwandte. »Es ist gut, dass du gekommen bist. Nach all der Zeit.«
    Rhodan beobachtete das Geschehen gespannt – wie würde Ramoz reagieren? Was wusste er?
    Der hünenhafte Oracca musterte sein Gegenüber, der Blick blieb auf dem Augendorn hängen. Die verschrumpelten Augäpfel schienen fast aus den Höhlen kullern zu wollen. Die dürren Lippen, kaum mehr als blutleere Hautlappen, zogen sich über den Zähnen zurück. Die Musterung ging weiter, bis das holografische Wesen schließlich ein Seufzen von sich gab. »Du bist befleckt.«
    »Ich ...« Ramoz brach ab, rang sichtlich nach Worten. »Wie auch immer, aber ich bin zurück.« Ein tiefer Atemzug, dann: »Zurück bei meiner Flotte.«
    Rhodans Einschätzung nach klang er unsicher, sprach ins Leere. Er pokert.
    »Du
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