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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte
Autoren: Christian Montillon
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töten.«
    Numenkor-Bolok blickt auf das Wesen hinab. Es ist etwa so groß wie er, dabei aber zierlich, mit fahler Haut und Haaren wie ausgeblichenes Samtgras aus den Weiten seiner Heimatwelt. Seine Mutter hat ihm stets etwas davon auf sein Bett gelegt, weil der Duft dieser Pflanze friedliche Träume beschert. Das ist lange her. Ewigkeiten.
    »Du willst mich töten?« Ein spöttisches Lächeln legt sich auf seine Lippen. »Du siehst nicht gefährlich aus.« Er könnte dieser Frau ohne Schwierigkeiten mit einem raschen Griff das Genick brechen.
    Vielleicht sollte er es tun.
    Nur zur Sicherheit.
    »Du enttäuschst mich.« Die fahle Frau zerschmilzt und entsteht neu. »Jemand wie du weiß doch, dass der Schein trügen kann.«
    Er schaut nun ein Ebenbild seiner selbst an. Dieselbe breitschultrige Gestalt. Dieselbe schwarze Gesichtshaut, aus der die dicken gelben Lippen herausleuchten. Dasselbe dunkle Haar, dick und auf dem Kopf nestartig geflochten.
    Langsam hebt er den rechten Arm. Sein Doppelgänger folgt der Bewegung spiegelbildlich. Er krümmt die Finger, und im selben Sekundenbruchteil sieht er es auch bei seinem Gegenüber.
    »Wer bist du?«, fragt er.
    »Du bist ein Narr, Numenkor-Bolok.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Horch doch in dich hinein! Du kennst meinen ebenso!«
    »Nein, ich habe dich nie zuvor getroffen!« Er stockt, als er begreift, dass seine Worte nicht der Wahrheit entsprechen. Er kennt sein Gegenüber sogar sehr gut. Es gibt nur eine Erklärung. Nur eine Lösung dieses Rätsels, die alles erklärt. »Du bist ... Mikru?«
    Die Augen sind auf einmal wie Feuer, und aus der Nase rinnt eine gelbe Flüssigkeit. Das Blut eines Laren.
    »Selbstverständlich«, antwortet das Wesen. »Und deshalb muss ich dich töten.« Blutstropfen quellen über die Lippen und das Kinn. »Ehe ich selbst sterbe.«

1.
    Im Kalten Raum
     
    »Perry!«
    Die Stimme verwehte, irgendwo in weiter Ferne, und sie war voller Schmerzen.
    »Du musst ...«
    Mehr hörte Perry Rhodan nicht. Er tauchte aus einer dunklen Tiefe auf. Er fror, und es gelang ihm nicht, die Augen zu öffnen. Die Kälte quälte nicht nur den Körper, sondern drang bis in die Seele vor.
    War die Stimme nur ein Teil dieser Qual gewesen? Er konnte sie niemandem zuordnen. Ein Schauer rann durch seine Gedanken. Er war ohnmächtig geworden, nachdem ...
    Ja, nachdem ... was?
    Er erinnerte sich nicht mehr. Oder doch? Langsam schälte sich die Erkenntnis aus dem Dunkeln. Schwärze war über ihn gekommen, nachdem eine mentale Stimme – eine andere als die, die er gerade gehört hatte – Ramoz' Namen genannt und ihm gegenüber Bereitschaft erklärt hatte. Was immer das bedeuten mochte.
    Wie lange war das her? Sekunden? Minuten? Rhodans Zeitgefühl versagte. Er setzte all seine Willenskraft ein, und seine Augenlider hoben sich flatternd, wie gegen Widerstand von außen.
    Er lag mit dem Gesicht auf einem kalten, harten Grund. Sein Atem strich darüber, eine deutlich sichtbare Wolke in der Kälte, die eine winzige Schicht Reif auf dem bronzefarbenen Boden hinterließ.
    Die Schulter, mit der er auflag, schmerzte. Er rollte sich zur Seite, stemmte sich mühsam in die Höhe, wenigstens in eine sitzende Position.
    Er blickte sich um, und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Es hatte sie hart erwischt – offenbar alle. Niemand in MIKRU-JONS Zentrale hatte das Eindringen in das mysteriöse Versteck mitten im freien Weltraum in der Nähe der grünen Sonne unbeschadet überstanden.
    In der Zentrale des Obeliskenraumers herrschte Stille. Der Raum durchmaß zehn Meter bei etwa fünf Metern Höhe. Der einzige dauerhafte Zugang bestand in der Öffnung des Antigravschachtes, der in die Tiefe führte. Die sonst ständig sichtbare langsame Bewegung des bronzefarbenen Materials von Wänden und Boden war wie erstarrt; alles wirkte weniger organisch als sonst. Als sei das Schiff erfroren.
    Mondra Diamond lag zusammengekrümmt neben dem Báalol Rynol Cog-Láar, dessen Arme ausgestreckt waren, als würde er noch in diesem Zustand versuchen, sein geliebtes Musikinstrument zu erreichen, das eine Handspanne von seinen Fingerspitzen entfernt auf dem Boden zu sehen war.
    Weder Mondra noch der Báalol rührten sich. Sie waren ohnmächtig. Hoffentlich nur das.
    Gucky stand auf beiden Füßen, aber der Körper des kleinen Mausbibers zitterte, und der Kopf hing schlaff auf die Brust. Der Mausbiber presste den platten Biberschwanz dicht an den Körper. Der Anblick erinnerte Rhodan daran, wie ein
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