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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte
Autoren: Christian Montillon
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Schritt, ehe er zusammenbrach und sich auf dem Boden wand.
    Fast wäre die zweite Gestalt über ihn gestolpert, die nur Sekunden nach ihm aus dem Antigravschacht trat, doch Mikru wich im letzten Moment aus.
    Der Anblick der holografischen Projektion der jungen Frau, über die MIKRU-JON mit seinen Passagieren kommunizierte, versetzte Rhodan einen Schock. Die scheinbar menschliche, zerbrechliche Frau, die ihm nur bis zur Schulter reichte, starrte ihn aus geröteten Augen an.
    Aus der Nase rann Blut in einem steten Strom; es verschmierte bereits den gesamten Mund. Dicke Tropfen fielen vom Kinn und lösten sich auf, ehe sie den Boden erreichten – sie waren nicht real, hatten nur aufgrund von Prallfeld-Technologie berührbare Gestalt.
    Und doch litt Mikru sichtlich unter Schmerzen und ... zerfiel.
    »Wir müssen etwas tun, Perry!« Mikru ächzte, hob die Hand, wischte sich Blut vom Mund. Als sie dabei die Haare über der Schläfe berührte, fiel ein ganzes Büschel aus. »Du musst etwas tun, mein Pilot!«
    Rhodan eilte Mikru entgegen, so schnell es sein eigener, geschwächter Zustand zuließ. Wir sind schöne Helden, dachte er beiläufig. Kaum genug Kraft, um uns auf den Beinen zu halten ...
    Ehe er Mikru erreichte, fiel die zierliche Frau im wahrsten Sinne des Wortes in sich zusammen. Sie stürzte zu Boden, und ihre Gliedmaßen brachen ab. Wie eine Puppe zerfiel sie in ihre Einzelteile. Ein Bein rollte zur Seite. Aus der Bruchstelle schlugen irisierende Funken aus blendendem Licht.
    Rhodan schnürte es vor Grauen die Kehle zusammen.
    Arme und Beine Mikrus flimmerten und lösten sich auf, der Rumpf folgte. Bis zuletzt blieben die Augen, die in einem bizarren Nichts schwebten, umgeben von blutigen Fasern, und ihn flehentlich anstarrten: Rette mich!
    Schließlich verschwanden auch sie, und mit einem Mal schien es noch kälter zu werden.

2.
    Machtergreifung
     
    Alles war vertraut und gleichzeitig unendlich fremd.
    Eine Ewigkeit trennte Numenkor-Bolok von der physischen, körperlich manifesten Erscheinung MIKRU-JONS. Seit Mikru ihre Feindschaft verkündet, geblutet und sich schließlich vor seinen Augen aufgelöst hatte, war ihm Zeit geblieben, sich umzusehen.
    Licht strömte angenehm und unauffällig aus der Decke und den braunen Wänden des fensterlosen Raumes. Die Wände glänzten nackt, ohne Möbel, ohne Bilder. Dies war sein Raum. Sein Quartier, das er als Pilot des Raumers bewohnt hatte, vor einer Ewigkeit. Ausgerechnet dort war er wieder zu einer körperlichen Gestalt geworden. In der Heimat.
    Er konnte instinktiv ... zugreifen. Das Schiff gehorchte ihm. Er war MIKRU-JONS Pilot, war es vor einer Ewigkeit gewesen und nahm diese Rolle nun mit größter Selbstverständlichkeit wieder ein, obwohl Mikru sich dagegen sträubte.
    Doch wer war diese Projektionsgestalt schon? Sie musste sich fügen! Sie war das Schiff und damit ihm untertan! Er befahl, und Mikru gehorchte, so sah es die natürliche Ordnung der Dinge vor, selbst wenn der Obeliskenraumer seinen eigenen Willen besaß.
    So war es, und so war es stets gewesen.
    Numenkor-Bolok, der Lare, forderte mit einem mentalen Befehl ein Holo an, das ihm zeigte, was in der Zentrale vor sich ging. Es entstand binnen eines einzigen Augenblicks.
    Der Anblick der fremden Gestalten überraschte ihn nicht. Numenkor-Bolok hatte bereits gespürt, dass sich ... Schädlinge an Bord befanden. Solche, die glaubten, selbst über MIKRU-JON gebieten zu können. Einer von ihnen – nein, womöglich gar zwei dieser Narren maßten sich sogar an, Pilot des Schiffes zu sein.
    Lächerlich!
    Numenkor-Bolok war der Pilot und niemand sonst! Es gab einen Grund, dass er körperlich wiedererstanden war, und dieser Grund war, dass er MIKRU-JON wieder steuern und das Schiff zu wahrem Glanz führen musste.
    Nur er war dazu in der Lage!
    Als Teil des ewigen Informationsstroms im Inneren des Obeliskenraumers wusste er, welche Schande und Vergeudung äonenlang über das Schiff gekommen war. Für Ewigkeiten hatte es nutzlos im Museum der Halbspur-Changeure gestanden.
    Nun flog es wenigstens wieder, und damit war die neue Zeit eingeläutet worden; die Epoche, die unter seinem Pilotendienst zu neuer Herrlichkeit führen würde. MIKRU-JON war dazu bestimmt, bedeutende Taten zu vollbringen, den Kosmos mit all seinen Wundern zu bereisen.
    Genau dafür würde er sorgen.
    Und niemand konnte ihn davon abhalten. Weder Mikru, die sich aufspielte, als habe sie zu bestimmen ... noch eine dieser jämmerlichen Kreaturen
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